Die Artikulationsfunktion beschreibt die politische Kommunikation von den Bürgern zu den parlamentarischen Mandats- und Funktionsträgern. Der kommunikative Schwerpunkt liegt in der Aufnahme des politischen Willens der Bevölkerung, der gemäß dem Repräsentationsprinzip geprüft, verarbeitet und somit durch das Parlament artikuliert wird. Die Artikulation des politischen Willens beschränkt sich dabei nicht nur auf entsprechende Sitzverteilungen im Plenum und Regierungsmannschaften nach Bundestagswahlen, sondern findet gemäß der verfassungsmäßigen Konzeption auch innerhalb der Legislaturperioden im Sinne einer ständigen Verschränkung parlamentarischer und vor- oder außerparlamentarischer Willensbildung statt. Eine besondere Rolle spielt hier der gesellschaftliche Strukturwandel, der sich nicht zuletzt in der Veränderung traditioneller Konfliktlinienkonstellationen, der individuellen Wertepräferenzen und Lebensziele äußert.
- Abgeordnete und ihr Verständnis von Repräsentation: Repräsentation wird von Abgeordneten zunächst mit Interessen- und Personenvertretung assoziiert, wobei das Repräsentationsverständnis von Landtagsabgeordneten aufgrund der räumlichen Nähe verstärkt auf die Wahlkreise ausgerichtet ist. Als erstaunlicher Befund kann angesehen werden, dass bei den meisten Abgeordneten keine geordneten und klar darlegbaren Vorstellung von repräsentativer Demokratie spontan verfügbar sind. Repräsentative Demokratie wird meist in defensiver Weise vorgebracht, wobei diese als suboptimal bezeichnet wird. (Patzelt, Werner, 1991: Neue Repräsentationstheorie und das Repräsentationsverständnis von Abgeordneten, in: Zeitschrift für Politik, 38. Jg., 2/1991).
- Kommunikationsdilemma - Parlament und Massenmedien: Das Parlament befindet sich in einem Kommunikationsdilemma. Es ist zum einen angewiesen auf eine massenmedial vermittelte Einbindung in die öffentliche Kommunikation, und damit zum anderen deren manipulierenden und verzerrenden Effekten in der Öffentlichkeit ausgesetzt. Letztere sind in den strukturellen Eigenheiten des Massenmedien-Systems begründet und führen tendenziell zu politischer Apathie, Entpolitisierung der Bevölkerung und Boulevardisierung des politischen Geschehens. Die Personalisierung der politischen Arbeit erweckt durch Dominanz der "populären Köpfe" den Eindruck einer Dominanz der Regierung gegenüber dem Parlament.(Marschall, Stefan, 1999: Öffentlichkeit und Volksvertretung. Theorie und Praxis der Public Relations von Parlamenten, Opladen)
Ebenso bestimmen Massenmedien besonders beim Agenda-Setting die öffentliche Wahrnehmung und interessenspezifische Relevanz bestimmter politischer Sachfragen. Bei steigender Komplexität der politischen Prozesses gelingt ihnen das umso leichter, da der Bevölkerung ein unmittelbarer, direkter Einblick in das politische Geschehen immer unmöglicher wird. Massenmedien versorgen die Bevölkerung mit Interpretationen des politischen Geschehens, die in der Art der Berichterstattung sowie der Heraushebung und Herunterspielung bestimmter Aspekte begründet ist. Die Einbeziehung der Massenmedien in die Analyse des politischen Prozesses ist daher dringend geboten. (Brettschneider, Frank, 1996: Parlamentarisches Handeln und öffentliche Meinung. Zur Responsivität des Deutschen Bundestages bei politischen Sachfragen zwischen 1949 und 1990, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen 1/1996)
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