Staat - Legislative
Sozialisationsfunktion für politische Eliten

Das Parlament übt als soziale Organisation sozialisierende Effekte auf seine Mitglieder aus. Diese können als Subjekte sozialpsychologischer Wirkungszusammenhänge betrachtet werden, die in ihrer Gesamtheit einen manipulativen Einfluss auf deren Erleben und Handeln sowie ihre Normen- und Wertepräferenzen besitzen. Die demokratietheoretische Relevanz dieser eher soziologisch zu erfassenden Funktion ergibt sich aus der Beeinflussung des Handelns der Parlamentsmitglieder durch die vorherrschende politische Kultur des Parlaments, die durchaus dazu in der Lage ist, einzelne Abgeordnete von ihrem Wählerauftrag oder ihrer weltanschaulichen Positionierung ("Gewissen") zu entfernen.

  • Jungparlamentarier und Anpassungsdruck: Neuparlamentarier unterliegen einem Anpassungsdruck, der durch Kooperation innerhalb des Parlaments geprägt und durch vorparlamentarische Anpassungsdisposition mitbestimmt ist. Maßgeblich für den Anpassungsdruck ist ein innerparlamentarisches Sanktionssystem, das durch die hierarchiebestimmt Zuteilung von Befugnissen, die durch informelle Kooperation bestimmte Informationszuteilung und die von den Entscheidungsregeln bestimmten Einflusschancen geprägt ist. Ebenso verlangt die parlamentarische Subkultur von den Abgeordneten eine Selbstdarstellung als Politiker mit "konsistentem Persönlichkeitsbild", so dass auch in den nicht sanktionierten Bereichen Anpassungsverhalten praktiziert wird. (Badura / Reese: Jungparlamentarier in Bonn. Stuttgart, Bad-Cannstadt, 1976)