Die passive Seite der gesellschaftlichen Medienkommunikation. Sie korrespondiert mit dem sozioökonomischen Status der Rezipienten und ist so mit der gesamtgesellschaftlichen sozioökonomischen Entwicklung verknüpft. Eine immer ungleichere Reichtums- und Einkommensverteilung, schlechter werdende Zukunftsaussichten, Existenzängste und die Zunahme an Komplexität haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Mediennutzung der Bevölkerung. So erklärt sich etwa der Erfolg der ausgesprochen manipulativen BILD-Zeitung, die sich auch zum Ziel gesetzt hat, ihren Lesern die komplizierte Welt zu erklären. Veränderungen im Mediensystem, insbesondere seine Kommerzialisierung, sind nicht nur Reaktionen auf die Bedürfnisse nach vereinfachter und unterhaltsamer Information / Zerstreuung, sondern eröffnen herrschenden Interessen neue und effiziente Kanäle der Beeinflussung. Die demokratierelevante Kausalitätskette läuft hier quer durch das Gesellschaftssystem: Der vorherrschende Produktionsmodus verursacht eine steigende Menge Benachteiligter, die als potenziell gefährliche Masse einer besonderen ideologischen Einhegung bedürfen. Gleichzeitig spielen die psychologischen Bedürfnisse der Betroffenen diesen Bestrebungen in die Hände, indem die Mediennutzungsmuster der unterlegenen Klassen die Angebote der Kulturindustrie dankbar an- und ihre propagandistischen Botschaften aufnehmen. Kritischen oder gar revolutionären Gedanken wird somit entgegenwirkt, Alternativen zum Bestehen werden immer weniger gedacht. |