Gunter Gabriels Gegrunze
 Musikalische Einfältigkeit verkauft sich gut, keine Frage. Industriemusik ist ein Paradebeispiel dafür, wie mit seelenlosem Dummkrach das Taschengeld der Kiddies abgeschöpft wird. Es gibt aber auch strunzblöde Dumpfmukke mit Seele - und die führt uns in die Niederungen geistiger wie musikalischer Jauchegruben, die die spirituelle Heimat von Leuten wie Gunter Gabriel sind.
Vor vielen Jahren nervte dieser stimmungsschwangere Fernfahrer-Barde mit seinem Hit "Hey Boss, ich brauch' mehr Geld". Dabei hätte es eigentlich heißen müssen "Hey Gott, ich brauch mehr Hirn", denn das niedergeistige Zeug, mit dem der grunzende Gitarrengrabscher zurzeit unsere Ohren malträtiert, verlangt geradezu nach Verbannung in die Jauchetiefen des Kulturklos.
"Lasst die Fahnen auf dem Dach" lautet das jüngstes Machwerk, mit dem Grunzer Gabriel einem neurotischen Post-WM-Hurrapatriotismus huldigt, der ähnlich überflüssig ist, wie all die billigen Fähnchen, die noch Tage nach dem Endspiel an den Autos frischerleuchteter Deutschlandliebhaber wehen. Wir wollen an dieser Stelle nicht politisch werden und uns fragen, ob 62 Jahre einen ausreichend langen historischen Zeitraum darstellen könnten. Wir wollen uns auch nicht damit befassen, was Menschen dazu veranlassen könnte, angesichts einer zum Schreien dämlich-unfähigen Regierung, Hartz IV, einer systematischen Umverteilung von unten nach oben oder der allgegenwärtigen Repression und Überwachung stolz Nationalflaggen zu schwenken.
Ohne das alles diskutieren zu wollen, bleibt festzustellen, dass an Schwarz-Rot-Gold zumindest die günstigen Alkpreise geil und gut sind, was außer vielen Skandinaviern sicher auch Herr Gabriel zu schätzen weiß. Denn wenden wir uns nur den tonalen Aspekten von Gabriels Komposition zu, fallen nicht nur die selten einfallslosen Akkorde und Gesangslinien auf. Vielmehr stechen gezielte Grunzlaute zwischen den Gesangslinien in die Ohren, die den ganzen Müll wohl männlicher und bodenständiger klingen lassen sollen.
Für ein vernunftbegabtes und fortgeschritten zivilisiertes Wesen kann es eigentlich ohne einen hohen Promillepegel nicht möglich sein, derartiges Zeug öffentlich und mit Begeisterung zu präsentieren. Wenn also Gunter "Grunzmeister" Gabriel auch nur ein wenig hinter seinen künstlerischen Absonderungen steht und sein neustes Lied nicht nur geschrieben hat, um plump auf einen multimedial gesteuerten Massenhype aufzuspringen, dann wissen wir, welche Art von Patriotismus er propagiert. Ohne Zweifel begrüßte der Mann am Morgen nach seinem glorreichen Einfall sein Vaterland mit einer weithin riechbaren schwarz-rot-goldenen Fahne....
Aus Kulturklo, www.liquidsky-rock.de
    
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