Abschnitt1: Anreise, Heredia bei San José, Pazifikküste

Von Deutschland in die Vereinigten Staaten

Der Flieger von US-Airways hob sanft in Hamburg ab und machte sich auf den Weg über den Atlantik. Auf der nicht enden wollenden Überquerung des großen Teiches erwies sich die amerikanische Fluggesellschaft als recht knauserig und sparsam, was den Service an Bord anging. Zwar lagen mutmaßlich entbehrungsreiche und anstrengende Wochen in Costa Rica vor uns, doch so lange wir uns noch in den teuer bezahlten Fittichen der Beförderungsindustrie aufhielten, wollten wir auch von ihren Vorteilen profitieren. In dieser Hinsicht aber war bei US-Airways nicht viel zu erwarten. Außer ein paar faden Portionen Flugzeug-Einheitsfraß, wässrigem Kaffee und ab und an einer Dose Limonade gab es nicht viel Entgegenkommen an Bord. Ein zur Feier der Reise bestelltes Gläschen Rotwein schlug mit satten 5 Euro zu Buche und Kopfhörer für die flachgeistigen Filme, die auf den Monitoren gezeigt wurden, mussten ebenfalls teuer gekauft werden. Claudia hatte zum Glück ihre eigenen dabei und schaute sich die letzten Filme vor der Wildnis an, derweil ich aus dem Kabinenfenster auf das wolkige Einerlei über der nicht enden wollenden Wasserfläche guckte, was durchaus interessant war. Auch gab es während des Fluges keinerlei Information über die aktuelle Flughöhe und -position; einzig beim Überfliegen New Yorks sagte der Pilot ein paar warme Worte. Dann wurde es bereits Zeit zur Vorbereitung der US-amerikanischen Einreiseformalitäten. Es galt, ein Einreiseformular sowie eine Zolldeklaration auszufüllen (Kugelschreiber wurden nicht zur Verfügung gestellt), dann begann der Landeanflug auf Charlotte.


Kurz konnte man beim Landeanflug einen Blick auf die eher mäßige Skyline der ansonsten recht aufgreäumt wirkenden Stadt erhaschen, die zur dieser Zeit kräftig am boomen sein sollte. Obwohl in den Südstaaten gelegen (North Carolina), war es draußen mit knappen zehn Grad recht frisch. Kurze Zeit später rollte die Kiste auf der Landebahn aus, dockte am Terminal an und wir konnten schließlich den amerikanischen Boden des Flughafengebäudes betreten. Bevor wir unsere Füße aber auf den richtigen Boden der USA setzen konnten, galt es eine mächtige Hürde zu überwinden - die Einreiseprozedur. Seitdem sich weite Teile der US-amerikanischen Bevölkerung und vor allem Regierung nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in einem von ihrem nicht nur in mentaler Hinsicht fragwürdigen Präsidenten ausgerufenen Krieg gegen den Terror befinden, lässt sich nicht mehr ohne weiteres in das Land des unbegrenzten Kapitalismus einreisen. In dieser Plutokratie, wo dumpfsinnige Schauspieler zu Präsidenten oder Gouverneuren werden, wo höchste politische Ämter innerhalb reicher Familien hin und her geschoben werden und wo ein protestantischer religiöser Fanatismus das oberste Regierungshandeln lenkt, sieht man in jedem Besucher einen potentiellen Feind von Demokratie, Freiheit und Frieden - oder zumindest von dem, was von diesen heheren Dingen im "Land of the Free" noch übrig ist.

Kurze Zeit später standen wir uns in der Einreisehalle die Beine in den Bauch, denn die Menschenschlangen vor uns waren riesig. Wir mussten unseren Weiterflug nach Philadeliphia erwischen, und schnell wurde uns klar, dass wir das in der einen verbleibenden Stunde nicht mehr schaffen würden.
Nach einer halben Ewigkeit standen wir schließlich vor dem Einreisebeamten und konnten ihn davon überzeugen, weder Terroranschläge verüben noch illegal in die USA einreisen zu wollen, woraufhin wir eine Aufenthaltsgenehmigung für volle zwei Tage in unsere Pässe gestempelt bekamen. Unser Gepäck mussten wir sodann erneut aufgeben, anschließend wanderten wir in die Abfertigungshalle, um Bordkarten für einen Anschlussflug zu erhalten. Natürlich war unser regulärer Flieger bereits über alle Berge. Obwohl derartige Transaktionen sicherlich an der Tagesordnung sein dürften, fiel es den Leuten von US-Airways nicht leicht, unser Anliegen in Bordkarten umzuwandeln. Es klappte aber, und irgendwann hockten wir entnervt im Abflugterminal und hofften, zusammen in den nächsten Flieger nach Philadelphia zu kommen - man hatte uns nur Standby-Tickets ausgestellt. Das Glück war uns hold.

Ein wenig später landeten wir schließlich im kalten Philadelphia und warteten eine geschlagene Stunde darauf, dass die Förderanlagen in der Gepäckausgabe unsere Rucksäcke ausspuckten. Wann oder dass sie überhaupt herauskamen, war nach dem Hickhack in Charlotte nicht mehr abzuschätzen. Aber sie kamen heraus, so gegen 22 Uhr. Mit einem Shuttlebus ließen wir uns müde zu unserem flughafennahen Hotel kutschieren, dem Econo Lodge, das für wenig Geld schäbige Zimmer anbietet, die Claudia an die "typischen Hotelzimmer aus amerikanischen Mörderfilmen" erinnerten. Die wenigen Stunden, die uns bis zum Wecken blieben, schliefen wir aber sehr gut. Auf Anraten des Kastellans hatten wir schon für fünf Uhr früh den Shuttlebus zum Flughafen bestellt. Als er den Namen unserer Airline hörte, riet er uns zu sehr zeitigem Aufbruch.

Wie recht er hatte, merkten wir, als wir aus der Länge der Warteschlangen und der kläglichen Anzahl der geöffneten US-Airways Schalter in Kombination mit dem schleppenden Abfertigungstempo auf die Zeit schlossen, bis wir endlich an die Reihe kämen. Letztlich haben wir unseren Flug nach San José nur deswegen noch erreicht, weil wir uns an den Schlangen vor der Sicherheitsprüfung (mit Schuheausziehen!) gnadenlos vorgedrängelt hatten. Wenige Stunden später landeten wir glücklich im warmen San José.



Erste Tage in Heredia


San José
Am anderen Ende der Welt wurden wir bereits am Flughafen erwartet. Als wir nach den relativ problemlosen Zoll- und Einreisformalitäten die Halle des kleinen Flughafens, auf den die Josefinos sehr stolz sein sollen, verließen, stand eine entfernte Bekannte im Begrüßungstross. Als gebürtige Costa Ricanerin ("Tica"), die aber die meiste Zeit des Jahres in Deutschland lebt, hatte sie freundlicher Weise eine erste Unterkunft für uns sowie das Abholen vom Flughafen organisiert. Im Wagen ihres Neffen ging es dann quer durch die Stadt nach Heredia.

Bereits hier fiel uns auf, dass Zäune ein wesentliches bauliches Element dieser Stadt darstellten. Vor fast jedem Haus prangten hohe Zäune, Gitter und Stacheldraht; alles Zeichen für die doch recht hohe Armut in einem Entwicklungsland. Wer etwas besitzt, muss es wohl tunlichst schützen - vor allem im riesigen Ballungsraum um die Hauptstadt. San José liegt auf einer Höhe von 1.160 m.ü.NN und wird im Großraum von etwa 1 Mio. Einwohnern bevölkert. Rings um die Stadt liegen eine Reihe weiterer großer Städte, die mit San José faktisch zusammengewachsen sind und unmerklich in die Hauptstadt übergehen. Eine davon ist Heredia (35.000 EW, 95.000 EW mit Vororten, 1.150. m.ü.NN), sie ist zugleich die Hauptstadt der kleinsten Provinz des Landes.



Straße in Heredia in einem untypischen Zustand. Normalerweise kann man sie wegen des dichten Verkehrs kaum überqueren.
Wir kamen unter in einem kleinen Hotel, das mit immerhin 20 US-$ recht teuer ausfiel, von unseren Bekannten aber für uns reserviert wurde. Bezahlen mussten natürlich wir. Auch entging uns nicht, dass für uns Gringopreise galten, die einiges über jenen lagen, die Einheimische auf den Tisch zu blättern hatten. Angesichts des Einkommensgefälles zwischen Gringos (US-Amis, Europäer) und Ticos (Costa Ricaner) eine tolerable Einrichtung.

Wir unternahmen eine kleine Stadtbesichtigung, machten einige Erledigungen in einem großen Supermarkt und nahmen so manchen leckeren Imbiss zu uns. Besonders schön war der Parque Central, unter dessen Palmen man sich hinsetzen und den Händlern zusehen konnte. Nach einem Abendessen in einem Restaurant mit landestypischen Speisen landeten wir müde und zufrieden in unseren Betten.





Auf zur Pazifikküste!


Krokodile im Rio Tarcoles
Am nächsten Tag stand ein Ausflug an die Pazifikküste mit der Familie unserer Bekannten auf dem Programm. Morgens ging es los Richtung Meer, was von Heredia aus eine Reise von über 100 Kilometern durch teilweise sehr bergiges Land bedeutet. Die auch wegen des dichten Verkehrs quälend lange Fahrerei sollte sich aber lohnen, weil an der mittleren Pazifikküste beliebte Badestrände und Ferienorte liegen. Auf dem Weg dorthin überquerten wir den Rio Tarcoles, auf dem durch das Niedrigwasser des nahen Pazifik flache Stellen und Sandbänke trockengefallen waren. In der Mittagssonne dösten hierauf ganze Krokodilfamilien, die aus der Entfernung für unsere noch ungeübten Augen erst wie Baumstämme ausgesehen hatten. Hier merkten wir, dass wir im Hinblick auf das geplante Dschungeltrekking unsere Blicke noch ein wenig zu schulen hatten.

Anschließend ging es weiter zur Playa Heradura, einer schön gelegenen Badebucht unweit des Ferienortes Jacó. Das Wasser war durch die Nähe zum Regenwald vollkommen trübe, dafür badewannenwarm. Wir badeten ausgiebig, aßen und fuhren anschließend nach Jacó, dem unübertroffenen Touristen- und Surferparadies an der Westküste. Das Kaff als Stadt zu bezeichnen, wäre unangemessen. Vielmehr handelte es sich um eine Ansammlung unzähliger Läden, Restaurants und Discos, zwischen denen sich Scharen von Bade- und Surfgästen tummelten. Ein wenig angewiedert liefen wir über die Hauptstraße und waren froh, dem billigen Rummel bald wieder den Rücken zukehren zu können. Zurück in Heredia verbrachten wir den Rest des Tages mit der Vorbereitung auf unsere Weiterreise, denn am nächsten Tag sollte es in den Norden das Landes, nach La Cruz gehen.







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