Die Route
Radfahren macht Spaß, mehr Radfahren macht mehr Spaß - ganz nach diesem Motto sind wohl die Extrem-Radtouren entstanden. Randonneure nennen sich Extrem-Langstreckenradler, die sich regelmäßig zu sogenannten Brevets treffen. Bei diesen "Prüfungen" werden unterschiedlich lange Entfernungen auf dem Rad absolviert - ohne nennenswerte Pause,bei jedem Wetter und jeder Tageszeit. Die kleinste Distanz eines Brevets beträgt 200 Kilometer, es folgen 300, 400, 500 und 600. Königsdisziplin ist schließlich die Tour Paris - Brest - Paris mit etwa 1.200 Kilometern Länge.
Randonneure (frz. Wanderer) kommen eigentlich aus Frankreich und sind dort als Audax Randonneurs organisiert. Aber auch hierzulande gibt es regionale Ableger, etwa in Hamburg (Audax Randonneurs Allemagne (ARA) Hamburg) oder in Kiel (ARA Schleswig-Holstein). Diese organisieren jeweils die regionalen Brevets (frz. Diplome), an denen jedermann gegen eine geringe Gebühr teilnehmen kann.
Idee der Tour Lübeck - Heiligenhafen - Lübeck war, eine Distanz zu radeln, die dem kleinsten Brevet der Randonneure entspricht. Eine Woche zuvor hatten wir (Ehefrau Claudia und der Autor) während einer Tagestour nach Hamburg 165 Kilometer zurückgelegt (siehe Lübeck-vegan. Da lag es nahe, gleich darauf die 200 zu "knacken".
Streckenverlauf: Wir starteten am späten Morgen in unserem Schrebergarten in Lübeck-Strecknitz. Um uns das lästige Durchradeln von Lübeck und Bad Schwartau zu ersparen, nahmen wir sogar den Bus-Shuttle am unsäglichen Herrntunnel in Kauf (zur Erinnerung: Der Herrntunnel ist ein privat betriebener Tunnel zum mautpflichtigen Unterqueren der Trave. Radfahrer wurden schlichtweg ausgesperrt und müssen umständlich in einem Shuttlebus durch den Tunnel gekarrt werden).
Über Kreuzkamp, Ratekau und Pansdorf (oft sehr schlechte Radwege) radelten wir zunächst durch das Nadelöhr von Neustadt in Holstein (Km 47). Wegen der Ferienzeit war allerhand los, doch vor allem die Autofahrer durften die enge Innenstadt aus dem Stau heraus genießen. Wir machten einen Fehler und folgten der Radweg-Beschilderung nach Pelzerhaken und Grömitz. Der Weg entlang der Neustädter Bucht bot zwar schöne Ausblicke auf die Ostsee, war aber wegen seines losen Schotterbelages wenig geeignet für unsere dünne Rennbereifung.
Wir verließen den Weg und radelten weiter nach Rettin und Bliesdorf. Hier zeigte sich die Topographie von ihrer recht hügeligen Seite. Im Seebad Grömitz bogen wir in Richtung Cismar ab, weiter ging′s über Grube und Dahme nach Heringsdorf. Zehn hügelige Kilometer später landeten wir in Heiligenhafen, durch dessen beschauliche Altstadt Armeen auffällig hässlicher Menschen taperten.
Am Hafen stärkten wir uns mit jeweils einer doppelten Portion Pommes-Frites. Wenig erbaut waren wir vom Preisniveau in diesem deutschen Touristendorf - selbst im billigsten Imbiss am Platz wurde kräftig zugelangt. Wenigstens schmeckte das Hefeweizen vom Fass lecker.
Umkehrpunkt war mit 102,58 km der Imbiss am Hafen. Der Rückweg führte über Oldenburg in Holstein, Lensahn und Neustadt wieder auf die B76. Vorbei an Pansdorf und Techau rollten wir durch Bad Schwartau nach Lübeck. Da wir auf dem Rückweg einer anderen Route folgten, fehlten uns an der Stadtgrenze zu Lübeck noch 25 Kilometer bis zur 200-Kilometer-Marke. Also radelten wir kreuz und quer durch die Hansestadt, um unser Tagessoll zu erreichen - keine leichte Aufgabe.
Es war schon dunkel, als wir zuhause ankamen. Kurz zuvor waren die Tachos auf die magische 200er-Marke gesprungen. Beim nächsten Mal radeln wir früher los - und ein nächstes Mal wird es auf jeden Fall schnell wieder geben.
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