Durch den nordwestlichsten Zipfel Mecklenburgs: Die Schönberger Runde

April 2014, ca. 45 Km

(Lübeck - Selmsdorf - Sülsdorf - Schönberg - Petersberg - Wahrsow - Lüdersdorf - Palingen - Lübeck)


Die Route (zum Vergrößern bitte anklicken)

Hier mal eine kurze Runde durch den nordwestlichen Zipfel Mecklenburgs. Von Lübeck aus geht es über den Ortsteil Schlutup nach Selmsdorf. Von Sülsdorf aus, das über einen lauschigen Weg von Selmsdorf aus erreicht werden kann, radelt man weiter durch Felder und einen kleinen Forst bis Schönberg.

Schönberg selbst unterscheidet sich als alte mecklenburgische Kleinstadt doch ein wenig von ihren Pendants aus Schleswig-Holstein. Hier wirkt alles ein wenig uriger, ursprünglicher und vielleicht auch einen Ticken maroder. Der Ortskern mit dem Oberteich und der Laurentiuskirche strahlt beinahe schon so etwas wie dörfliche Gemütlichkeit aus früheren Zeiten aus.

Zurück nach Lübeck geht es über Petersberg, Lockwisch und Lüdersdorf. Letzteres darf stolz darauf sein, als westlichste Gemeinde Mecklenburgs zu gelten. Zu Lüdersdorf gehören zwei bemerkenswerte Stadtteile, nämlich Wahrsow und Palingen.

Wahrsow ist im Grunde ein gesichtslos-kleinbürgerliches Dorf mit einem größeren Neubaugebiet südlich der Hauptstraße. Dieses besteht hauptsächlich aus ebenso gesichtslos-kleinbürgerlichen Einfamilienhäusern, von denen fast jedes über einen unvermeidlichen Carport verfügt. Also jene meist aus Holz gezimmerten Überdachungen, die die wertvollen Mittel- und Oberklassekarren vor den Unbilden des norddeutschen Wetters schützen sollen. Und wie es aussieht, verfügt jeder dieser Haushalte über mindestens zwei dieser teuren Abgasschleudern, für die ihre braven Besitzer sicher noch ein paar Jährchen lang wacker Raten überweisen dürften. Willkommen in Lüdersdorf-Carporthausen.

Interessant ist auch Lüdersdorf-Palingen. Dieses Dörfchen dämmert ein wenig abseits am Rande der Palinger Heide vor sich hin, einem ausgedehnten Wald-, Moor- und Heidegebiet. In Palingen lassen sich wesentliche Eigenarten der kapitalistischen Nach-Wende-Entwicklung gut beobachten: Während der Zustand mancher Straßen und Gehwege zum Teil noch als "vorwilhelminisch" zu bezeichnen ist, fällt hier schon die ein oder andere Luxusvilla mit quasi-militärischer Umzäunung auf. Mit anderen Worten, im öffentlichen Sektor fehlt das Geld, das im privaten Sektor massenhaft angehäuft wurde. Willkommen im Kapitalismus.

Apropos Palinger Heide. Durch dieses wirklich urige und recht abwechslungsreiche Wald- und Heidegebiet sollte die Tour nach Lübeck-Wesloe führen. Leider verfährt man sich hier ohne profunde Ortskenntnisse schnell und bleibt mit dem Rad auch mal gerne in Sandpisten stecken. Zum Ausgleich stößt man aber auch auf gespenstische Reste der ehemaligen Grenzbefestigungen, die unvermittelt als zerborstene Betonruinen aus dem Dickicht des dichten Waldes auftauchen. Unbedingt sehenswert.

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