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Costa Rica, Abschnitt 5: Erholung und Einkauf in Golfito, Rückreise über San José

Shoppen in der Freihandelszone von Golfito


Costa Ricanische Berglandschaft
Geht man in Golfito entlang der Hauptstraße immer gen Südwesten, so erreicht man irgendwann ein mit hohen hässlichen Betonmauern umgebenes Gelände, das auf den ersten Blick wie ein Gefängnis oder eine Kaserne aussieht. An Wochenenden ist es von auffällig vielen Menschen umgeben, deren geschäftiges Treiben eher den Eindruck vermittelt, es handele sich um einen Markt. Und in der Tat - das grau eingefriedete Areal beherbergt eine Freihandelszone mitten in Golfito. Das Städtchen war durch seine günstige Lage bis in die jüngere Vergangenheit hinein Haupthafenort des regionalen Bananenanbaus. Als sich die großen die Agrarkonzerne dann aus dem Land zurückzogen, breiteten sich Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang aus. Um der gebeutelten Region wieder auf die Beine zu helfen, beschloss die Staatsregierung, eine Freihandelszone einzurichten. In dieser dürfen pro Person und auch nur alle sechs Monate steuerfrei Waren aus dem Ausland eingekauft werden - bis zu einer Obergrenze von 600 US-$. Dadurch hat sich Golfito zu einem beliebten Einkaufsparadies gemausert, das auch viele Menschen von weit außerhalb anzieht.

Weil Wochenende war und die Freihandelszone auch nur dann geöffnet ist, beschlossen wir, auch von den Segnungen eines steuerfreien Einkaufs zu profitieren. Allerdings sind damit nicht unerhebliche bürokratische Hürden verbunden, die den deutschen Formularitäten-Fetischismus ("von der Wiege bis zur Bahre - Formulare, Formulare...") mühelos im den Schatten stellen. Zunächst einmal muss man sich mindestens 24 Stunden in Golfito aufhalten, um einkaufen zu dürfen. Um das zu einzuhalten, kann man einen Einkaufs-Berechtigungsschein nur am Vortag besorgen. Da wir da noch irgendwo auf der Osa-Halbinsel umhergeirrt waren, blieb uns keine andere Wahl, als uns einen einheimischen "Agenten" zu suchen, der uns über seinen Berechtigungsschein einkaufen lies. Da sich Ticos immer gerne etwas nebenher verdienen, fanden wir schnell einen Geschäftsvermittler. Mit seinem Gehilfen (wohl ein Verwandter), durchwanderten wir das Einkaufszentrum, in dessen Innerem sich unzählige kleine und größere Länden befanden, in denen man fast alles kaufen konnte, was das Herz begehrt. Dominierend war der Verkauf von elektronischen Haushaltsgeräten und Alkohol. Letzterer war im Übrigen paradiesisch billig. Für eine Literflasche Baccardi Oro zahlten wir umgerechnet vier Euro !!! (Stichwort: Kaufrausch vor dem Saufrausch....). Aber auch Schmuck, Bekleidung und Uhren namhafter Markenhersteller wurden feilgeboten.

In den Läden lief der Einkauf nach dem immergleichen bürokratischen Muster ab: Erst suchte man die Ware aus und lies sie sich auf einem Formular eintragen. Mit diesem marschierte man dann zur Kasse, zahlte, und lief dann wieder zum Verkäufer zurück. Dann wurde die Ware ausgehändigt und man konnte nach einer Ausgangskontrolle den Laden verlassen. Die überaus günstigen Preise verleiteten uns zum Kauf einiger nützlicher Dinge. Allerdings fand unsere Kauflust im Fassungsvermögen unserer Rucksäcke eine zwangsläufige Begrenzung. Mit all unseren Waren warteten wir dann auf unseren "Agenten", denn man konnte das Areal nur durch eine überlastete Ausgangskontrolle verlassen. Hier wurde noch einmal überprüft, ob der Einkauf den Bestimmungen entspricht. Wieder draußen, zahlten wir unserem Helfer das vereinbarte Salär und machten uns mit unsren Schätzen auf in die Finca.

Heimreise über San José


San José bei schlechtem Wetter
Zu den unangenehmeren Seiten von Reisen gehört zweifelsohne, dass sie irgendwann einmal zu Ende sind und man nach Hause muss. Im Januar von Costa Rica zurück nach Deutschland zu müssen, ist alleine schon wegen der Klimaverschlechterung mies. Um uns die Umgewöhnung an kalte heimische Gefilde nicht allzu schwer fallen zu lassen, schickte uns Mutter Erde eine Schlechtwetterfront, über selbst die Ticos staunten, denn es wurde richtig kühl. Nachdem der Bus aus Golfito den Cerro de la Muerte überquert hatte, blieb uns das Wetter aus 3.300 Metern über NN bis in die Hauptstadt erhalten. San José zeigte sich von dicken Wolken verhangen. Es blies ein lästiger Wind und die Temperaturen waren mit knappen 14° Celsius so tief, wie seit Jahren nicht mehr. Nun liegt die Stadt auf über 1.000 Metern Meereshöhe, aber derartige Temperaturstürze sind im tropischen Costa Rica selten.

Um den letzten Abend in diesem wunderschönen Land würdig zu verbringen, quartierten wir uns diesmal in einem Hotel der gehobenen Klasse ein. Das "Best Western San José" befand sich trefflicher Weise inmitten slumähnlicher Viertel ganz in der Nähe des Coca-Cola Viertels. So verbrachten wir Abend und Nacht im angenehmen Ambiente und verschlangen Fastfood auf den Betten, während wir US-amerikanischen TV-Müll goutierten.


Regenbogen über der Stadt
Am Morgen darauf ging es mit dem Hotelshuttle früh zum Flughafen, der ein wenig außerhalb der Stadt liegt. Der Flug zurück nach Charlotte / USA war anfangs von unschönen Turbulenzen gekennzeichnet, die eindeutig auf die üble Schlechtwetterzone zurückzuführen waren. Beim Start wurde die Maschine so sehr hin und her geschüttelt, dass man sie als Laie jeden Moment auseinander brechen oder abschmieren sah. Sie blieb in der Luft und brachte uns so pünktlich nach Charlotte, dass wir sogar unseren Anschlussflug nach Deutschland erreichten. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Beamten bei der obligatorischen Einreiseprozedur in die USA zügig gearbeitet haben und uns der Zoll angesichts unserer Zeitnot netterweise durchgewinkt hatte.

So endete eine wunderbare Reise in einem empfehlenswerten und charmanten Land mit einem nicht enden wollen Flug über den Atlantik, in dessen Verlauf man den Sonnenaufgang im Osten aus 12 Kilometern Flughöhe bestaunen konnte. Müde landeten wir im nasskalten Hamburg und waren ein wenig später zu Hause bereits wieder mit der Planung der nächsten Reise beschäftigt.