Abschnitt 1: Dschungelwanderung im Khao Yai Nationalpark (Thailand)

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Nach Prachin Buri


Palm Garden Lodge, Prachin Buri
Fast schon behutsam setzt die Möhre auf. Die Landung der LTU-Maschine aus Düsseldorf sei ein Paradebeispiel für eine sanfte Landung, frohlockt der Steward, bevor er uns ins Innere des neuen Bangkoker Flughafens Suvanabumi verabschiedet. Wie diese Landung klappt auch alles Weitere wie am Schnürchen. Über lange Rollwege erreichen wir die Thai-Immigration und bekommen unsere Visa in die Pässe gestempelt. Es ist nicht viel los und das sonst schonmal lästige Einreiseprozedere geht ruckzuck. Nur wenige Minuten später läuft das Gepäckausgabe-Band an und spuckt zuallererst unsere Rucksäcke aus. Besser könnte es kaum laufen. In der Ankunftshalle erwartet uns dann das übliche Spalier aus Fahrern, Abholern und Taxi-Schleppern, die uns mehr oder weniger günstige Fahrten in die Innenstadt anbieten. Diesmal müssen wir nicht auf ihre Dienste zurückgreifen, denn wir werden von einem Fahrzeug der Palm Garden Lodge aus Prachin Buri abgeholt. Die Metropole Bangkok kriegen wir also erst gar nicht zu Gesicht, es geht sofort weiter in den Osten Thailands.

Beim Verlassen der Ankunftshalle schlägt uns eine schwülheisse Luft entgegen, die den Besucher aus Europa unweigerlich darauf hinweist, nun in den Tropen zu sein. Im Wagen der Palm Garden Lodge sitzen Ulrike, Frank und Liam, Freunde aus Lübeck, die bereits einen Tag vorher hier gelandet sind und uns nun nach Prachin Buri eskortieren. Den ersten Teil der Reise werden wir gemeinsam verleben, bevor die drei in Siam Reap wieder nach Thailand zurückkehren.


Im Dschungel, Khao Yai NP
Nach anderthalb Stunden Fahrt über die gut ausgebauten Straßen Thailands erreichen wir schließlich Prachin Buri, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Osten Thailands. Unsere Unterkunft befindet sich in einem ruhigen und abgelegenen Teil der recht großen und geschäftigen Stadt. Nachdem wir unsere einfachen aber gemütlichen Zimmer bezogen haben, bummeln wir ein wenig durch die nähere Umgebung. Viel zu sehen gibt es nicht, denn die Lodge liegt wirklich weit abseits vom Stadtzentrum. Lediglich ein paar kleine Läden liegen entlang der Landstraße, dazu ein unvermeidlicher 7-eleven vor einer großen Tankstelle, der allerdings nicht einmal das gute thailändische Bier führt. Letzteres besorge ich mir bei einem der typischen einheimischen Gemischtwarenhändler, die von Mineralwasser über Klobürsten bis hin zu Körperpflegemitteln alles mögliche im Sortiment führen.

Wir sind müde und gehen zeitig ins Bett, schlafen trotz Jetlag gut durch. Zu unserem Glück, denn am nächsten Morgen steht eine ausgedehnte Wanderung durch den Khao Yai Nationalpark auf dem Programm.

Dschungelwanderung im Khao Yai NP


Wilder Elefant auf der Zufahrtsstraße zum Khao Yai NP
Erstaunlich ausgeruht packen wir unsere Sachen, denn es steht auch eine Übernachtung im Zelt auf dem Programm. Mit dem Jeep geht es dann in den NP, der eine knappe Fahrstunde von der Lodge entfernt liegt. Nach dem Passieren des Parkeingangs, wo man eine Eintrittsgebühr zu entrichten hat, fahren wir über eine bergige Straße zum Visitor-Center, in dem sich Restaurant, Museum und ein Shop befinden. Dabei haben wir großes Glück. Ein Elefant überquert die Straße, verharrt dabei eine kleine Weile unschlüssig, bevor er sich wieder ins Gebüsch stürzt. Mit einer unglaublichen Geschicklichkeit klettert das behäbige Tier dabei einen dicht bewachsenen Steilhang hinauf. Wir sind beeindruckt.

Der Khao Yai NP ist sehr beliebt bei den Thais. Viele kommen an den Wochenenden sogar aus Bangkok angereist, um auf einem der zahlreichen Zeltplätze zu campieren und ein wenig frische Dschungelluft zu genießen. Daher gibt es eine gut ausgebaute Infrastruktur im Zentrum, was uns ein wenig Sorgen bereitet, denn es ist Freitag. Zum Glück verflüchtigt sich schnell unsere Befürchtung, gemeinsam mit riesigen Besuchergruppen durch den Urwald trampeln zu müssen. Das Gros der einheimischen Besucher interessiert sich hauptsächlich nur für die unmittelbare Umgebung ihrer Zeltplätze. Ins tiefe Innere des Dschungels stoßen nur wenige vor.


Grassteppe, Heimat der Zecken
Am Hauptquartier der Park-Ranger holen wir anschließend einen Ranger ab, der uns begleiten soll. Er trägt ein Gewehr mit sich - für den Fall von Begegnungen mit weniger gastfreundschaftlichen Mitgliedern der hiesigen Fauna. Bevor es endlich ins Gestrüpp geht, ziehen wir langen Hosen an sowie spezielle Schuhstulpen gegen Blutegel. Mit angeschnallten Rucksäcken machen wir die ersten Schritte in den Urwald. Es ist heiß und feucht; auch wenn die Sonne nur wenige Chancen hat, sich durch das Dickicht der Baumkronen zu arbeiten. Der Trail ist zwar eng, aber gut zu begehen. In der Regenzeit mag das ganz anders aussehen, wenn Matsch und nasse Wurzeln jeden Schritt zur Rutschpartie machen.

Hin und wieder bleiben wir stehen, wenn der Ranger oder unser weiblicher Guide ein Tier erspähen. Unseren zivilisationsgetrübten Augen fehlt indes fast immer die Schärfe im Blick, um eines der gut getarnten Tiere ausmachen zu können. In der Tat könnte ein Elefant nur einem Meter entfernt im Gebüsch kauern, ohne dass wir ihn wahrnehmen würden. Zum Ausgleich dafür ist unsere Wahrnehmung auf herannahende Autos, Straßenschilder oder ähnliche Dinge trainiert, während das durchschnittliche Wildtier aus dem Urwald nur allzu schnell als Matsch auf dem Asphaltband landet. So hat alles seine Vor- und Nachteile.

Mitten im Dschungel hält der Ranger inne und beugt sich über aufgewühlte Spuren im Boden. Dann sagt er, wir sollen still sein und späht in den Busch. Ein Elefant sei erst kürzlich hier gewesen, meint er. Davon zeugen auch die zwei noch feuchten gigantischen Elefanten-Häufchen. Wir sind ein wenig beunruhigt, denn Elefanten reagieren zuweilen gereizt auf westliche Besucher in ihrem Areal. Zum Glück hat der Ranger ein Gewehr dabei; allerdings ist zu bezweifeln, dass er es auch einsetzen wird. Elfanten stehen im NP unter strengem Naturschutz. Wir tapern weiter, einen Dickhäuter kriegen wir nicht zu Gesicht - zum Glück, könnte man jetzt sagen. Einige Male wechselt sich der dichte Dschungel mit Grassteppen ab. Hier brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Das Gras ist mehr als mannshoch und überwuchert teilweise den Trail. Auf meine Frage, welches das gefährlichste Tier des Dschungels sei, nennt man mir die Zecke. Und gerade die haben am Steppengras beste Gelegenheit, sich auf die Arme und in den Ausschnitt fallen zu lassen. Jetzt sind wir fast noch vorsichtiger, als vorhin bei der Elefantenspur.


Grassteppe, Urwald und brennende Sonne



Zeit für den Sundowner



Blick vom Viewpoint
Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich die Rangerstation. Sie liegt mitten im Urwald und besteht aus einem Holzhaus, vor dem man ein paar Zelte für uns aufgebaut hat. Nach dem Sonnenuntergang gibt es leckeren gebratenen Reis mit scharfem Gemüse zu essen. Für mich halten die Ranger zudem noch einen Schlummertrunk bereit: In einer Plastikflasche befindet sich eine eigenartig rote Flüssigkeit. Es handelt sich um den weit verbreiteten Mekong-Whisky, der mit Kräutern versetzt wurde, um besser zu schmecken. Aus einer verbeulten Blechtasse trinke ich das stärkende Gesöff. Anschließend sitzen wir noch ein wenig um das Lagerfeuer herum und verkriechen uns früh in die Zelte. An Schlaf ist jedoch nicht zu denken, da uns der Jetlag noch ein wenig in den Knochen steckt, die Zelte sehr klein sind und die gewaltige Geräuschkulisse des nächtlichen Urwalds ihr Übriges dazu beisteuert. Die ganze Nacht halten die Ranger auf dem Balkon ihres Holzhauses Wache, da besonders in der Nacht neugierige Wildtiere auch größeren Kalibers zu den Zelten kommen können.

Am nächsten Morgen geht es nicht ganz so früh aus den Zelten. Wir frühstücken noch etwas Reis mit Gemüse und machen uns auf den Weg. Wieder geht es für Stunden durch dichten Dschungel und Grassteppen. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und die winzigen Rinnsale zeugen davon, dass schon lange Trockenzeit herrscht. Das sei nicht so gut für die Elefanten, erzählt uns der Ranger, da den Tieren immer weniger Wasserstellen zur Verfügung stünden. Für uns ist die Trockenheit allerdings von Vorteil, da der Boden nicht glitschig ist und auch die zahlreichen Bachläufe gut zu überqueren sind. In der Regenzeit mag eine solche Dschungelwanderung nicht ganz so einfach aussehen.


Hauptstraße im NP
Stunden später erreichen wir das Hauptquartier und verabschieden unseren Ranger. Bevor es zurück ins Hotel geht, besichtigen wir noch einen Wasserfall und einen Aussichtsfelsen ("Viewpoint"). Wir merken deutlich, dass das Wochenende in vollem Gange ist. Rund um die Zeltplätze versammeln sich viele Thaifamilien und es herrscht ein wenig idyllischer Trubel. Höchste Zeit für uns, den Khao Yai NP zu verlassen. Auf der Rückfahrt bricht ein Gewitter mit Sturmböen und sintflutartigem Regen über uns herein. Es gießt wie aus Kübeln und der Sturm knickt selbst mittelstarke Pflanzen um, deren abgerissene Teile auf der Straße landen. Die Welt scheint unterzugehen, während wir auf der nur wenig geschützten Ladefläche eines Vans sitzen, nass werden und sogar zu frieren beginnen. Eine knappe Stunde später ist der Spuk vorbei und die Sonne brennt vom Himmel, als ob nichts gewesen wäre. Das unterscheidet ein Tropengwetter von seinen mitteleuropäischen Verwandetn, die in aller Regel in mehrtägiges Schietwetter überleiten.









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