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Städtereise nach New York im April 2007

Abschnitt 1: Midtown, Chinatown, SoHo


Am Times Square

Luxuriöse Anreise und die erste Nacht im West Side YMCA

Die Reise beginnt mit einer tollen Überraschung am Flughafen: Der Flug ist überbucht und die Dame am Schalter der Airline (Emirates) teilt uns stattdessen Plätze in der Business-Class zu. Die Überraschung lässt den leichten Ärger über ihre neugierige Fragerei zu unserem Reisezweck und -ziel schnell vergessen. Zusammen mit meiner Freundin Ulrike begleiten wir noch unsere Männer (die bleiben diesmal zu Hause...) zum Auto und machen uns auf den Weg zum Gate, allerdings nicht ohne vorher dem Buchladen und der Sonnenterrasse einen Besuch abzustatten. Am Gate kommt dann die nächste Überraschung: Als Passagiere der Business-Class dürfen wir es uns in der "Lounge" bequem machen, wo wir uns in schwarzen Ledersesseln niederlassen und uns - natürlich ohne Extrakosten - an Knabbereien, alkoholischen wie alkoholfreien Getränke bedienen dürfen. So vergeht die Zeit bis zum Abflug schnell.


Am Columbus Circle
Um kurz nach 16.00 startet die Maschine und es beginnt ein Flug mit allen Annehmlichkeiten. Es ist schon fast schade, dass wir nur sieben Stunden brauchen, um New York zu erreichen. Während einem in der Economy-Class bei Erreichen der Reiseflughöhe bereits die Knochen wehtun, hätten wir jetzt nichts gegen einen Umweg über Australien einzuwenden...

Nach unserer Ankunft im riesigen JFK-Airport setzen wir uns in einen Shuttle-Bus, der uns für 19 US$ direkt bis zum Hotel bringen soll. Der Wagen hat Platz für zehn Personen und unser Hotel ist dann auch das letzte auf der Route, so dass wir schonmal eine erste Stadtrundfahrt genießen können.

Der erste Eindruck von  New York fällt aber erst mal weniger gut aus. Alles wirkt nicht so beeindruckend, wie wir es uns vorgestellt haben. Das kann aber auch daran liegen, dass uns im Shuttle ein paar Frauen aus Hamburg mit ihren Kommentaren so sehr auf die Nerven fallen, dass die Stadt irgendwie schlecht abschneidet. Zudem kennt man die Metropole hauptsächlich aus der beschönigenden Kameraperspektive unzähliger Filme und Serien.

Durch den Midtown-Tunnel fahren wird unter dem East-River hindurch von Queens nach Manhattan. Ein paar Häuserblocks später erreichen wir endlich unser Ziel, das West Side YMCA am Central-Park. Unser erster Eindruck ist ernüchternd. Vor allem die sanitäre Situation lässt uns Schlimmes erahnen, da es nur drei Toiletten und Duschen für einen gesamten Flur mit etwa 70 Zimmern gibt. Da ist morgendliches Gedränge vorprogrammiert. Zum Glück ist unser Zimmer weitestgehend in Ordnung - bis auf den winzigen Schönheitsfehler, dass das obere Etagenbett kein Rand hat, der ein Rausfallen verhindert. Dafür aber ist die Herberge sehr günstig und vor allem zentral geleg


Straßenflucht in der Fifth Avenue (Blick nach Süden aus Höhe 58th St.)

Naturkundemuseum, Straßenschluchten und der Times Square




Urvieh-Gerippe im Naturkundemuseum
Nach einer relativ guten Nacht machen wir uns zum Frühstücken auf den Weg in einen kleinen Laden um die Ecke. Für zwei Milchkaffees, einen halben Bagel, etwas Rührei mit Ekelkäse und lausige Kartoffeln zahlen wir satte 20 Dollar. Das Preisniveau wird hier zum wichtigen Element der sogenannten Manhattan-Diät. Mit halbwegs vollem Magen geht's auf ins bekannte Naturkundemuseum (American Museum of Natural History). Auf dem Weg dorthin fallen uns die vielen Obdachlosen auf, die auf dem Bürgersteig schlafen oder mit ihren wenigen Habseligkeiten durch die Gegend schlurfen. Den Kontrast zu dieser offenen Armut bilden - vor allem in der Nähe des Central Park - die bewachten Luxusappartements für die Oberschicht. Der American Way of Life präsentiert sich hier vor allem in einer erschreckenden Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen.

Ganze drei Stunden verbringen wir im Naturkundemuseum, das in jüngster Zeit durch einen Familienfilm mit Ben Stiller einen ziemlichen Bekanntheitsschub erhalten hat. Höhepunkt allerdings ist der Besuch einer Vorführung im Hayden Planetarium.

Weil es praktisch ist und um ein wenig Geld zu sparen, haben wir uns jeweils einen Citypass für 53$ pro Nase gekauft. Im Preis inbegriffen ist der Besuch von fünf wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt (Naturkundemuseum, Guggenheim, MoMa, Circle Line Harbour Cruise, Empire State Building). Besucht man alle davon, spart man immerhin knapp 50 US$ Eintrittsgeld.

Mit der U-Bahn fahren wir anschließend zum Times Square. Das U-Bahn Fahren stellt sich als nicht allzu einfach heraus, weil die Fahrpläne dem Ungeübten einige Rätsel aufgeben. Auch wenn die Fahrtziele klar ersichtlich zu sein scheinen, kommt es vor, dass je nach Uhrzeit bestimmte Wagons abgekoppelt und zu anderen Zielen geleitet werden. Bis man erst mal durchblickt, wann das passiert und in welchem Wagon man sich befindet, kann es passieren, dass man woanders landet, als man ursprünglich wollte. Das passiert uns natürlich auch.


Am Times Square
Und so erreichen wir erst in der Dämmerung den berühmten Times Square in Höhe der 42sten Straße mit seinen bunten Neonreklamen. Die Bürgersteige sind mit Menschen überfüllt, es geht hektisch zu und alles ist sehr bunt und laut. Im 19. Jahrhundert war diese Gegend noch ein kriminelles Rotlichtviertel, das schließlich zum Sitz vieler Theater und Varietees wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg verblasste das neonbeleuchtete Areal langsam und verfiel. Erst seit wenigen Jahrzehnten bemüht man sich, es wieder zu einer Top-Adresse der Stadt zu machen. Ich jedoch fühle mich in dem Getöse und Gedränge nicht allzu wohl. Wir schlendern ein wenig umher, essen einen Salat für sieben Dollar im "Europacafé", und machen uns auf den Rückweg zum YMCA.

Unterwegs suchen wir verzweifelt ein Internetcafé, um E-Mails zu checken und zu versenden. Dabei kommen wir am Rockefeller Center vorbei, einem ausgedehnten Gebäudekomplex mit insgesamt 21 Gebäuden, von denen das General Electric Building mit 259 Metern das höchste ist. Doch was selbst in mittelamerikanischen Kleinstädten kein Problem ist, stellt sich in New York als arge Geduldsprobe heraus. Nach einigem Rumfragen kommen wir schließlich zum FedEx-Shop am Columbus Square, wo die Internetverbindung allerdings so langsam ist, dass man bei 4,50 US$ pro zehn Minuten schnell arm wird.

Wir gehen noch ein wenig weiter zum Lincoln Center of Performing Arts, das einen Katzensprung hinter unserer Herberge beginnt. Dieser 1966 eröffnete Komplex ist das bedeutendste Kulturzentrum der Stadt und beherbergt außer der weltbekannten Metropolitan Opera und der New York Philharmonie viele weitere Aufführungsstätten für Kunst und Kultur. Inmitten des Centers finden wir einen Supermarkt, in dem wir uns noch kurz mit dem Nötigsten versorgen wollen. Die Preise sind zum Schreien und uns verhagelt es sofort den Appetit (z.B. eine kleine Schale Obstsalat US5$, warmes Essen pro Pfund US8$). Wir kaufen nur Wasser (1,08 US$ / zwei Liter) und laufen zum YCMA.


Blick in die 5th Avenue von Höhe Central Park South
Im Vordergrund 745 5th Av. (133m), rechts davon Trump Tower (270m) und 712 5th Av. (198m)
Irgendwie ist unsere Unterkunft ein wenig seltsam. Nicht, dass wir für den günstigen Preis eine Luxusherberge erwartet hätten. Aber das Gebäude ist dermaßen hellhörig, dass wir manchmal glauben, direkt vor unserer Tür finde ein Squash-Spiel statt. Der Squash-Court befindet sich allerdings drei Etagen weiter unten. Als es letzte Nacht regnete, sammelte sich das Wasser irgendwo und tropfte unregelmäßig auf die im Fenster eingebaute Klimaanlage, was uns fast wahnsinnig machte. Auch trifft man auf den Fluren manchmal alte verletzte Männer, die so aussehen, als habe man sie von der Straße geholt und ihnen zeitweilig Unterkunft gegeben (was ich allerdings sehr sympathisch finde). Das ist nicht so unwahrscheinlich, da der YMCA als christliche Vereinigung sicher auch solche sozialen Aufgaben übernimmt. Eine besseere Unterkunkft hätten wir für unser Geld in New York kaum finden können.


http://www.ymcanyc.org/ (HP des YMCA New York)

Museum of Modern Art, Chinatwon und SoHo


Mitunter interessanter als die Ausstellungen: Blick aus dem Fenster des MoMa
Am nächsten Morgen stehen wir um 6 Uhr auf und marschieren sofort ins Schwimmbad des YMCA. Ein bisschen Morgensport ist erfrischend, und außerdem haben wir so die Duschen für uns. Die funktionieren allerdings nicht so richtig, so dass unsere Kreisläufe durch unfreiwillige Kaltduschen in Schwung kommen. Im nahen Supermarkt holen wir uns ein paar bescheidene Sachen für das Frühstück und essen auf der Stube. Es regnet immer noch, und so steht erstmal das Museum of Modern Art (kurz MoMA) in Upper Midtown auf dem Programm. Zu Fuß wandern vom Central Park los und finden einen Apple-Store an der Ecke 5th Avenue / Central Park South. Hier kann man nicht nur nützlichen Krimskrams kaufen, sondern auch kostenlos im Internet surfen. Alle Geräte sind online und stehen zur Benutzung bereit - toll!

Das Museum of Modern Art (MoMA) wird zwar in vielen Reiseführern als absolutes Muss gehandelt, beeindruckt mich aber nicht allzu sehr. Besonders stechen mit die vielen Fotografien ins Auge, auf denen nichts weiter zu sehen ist, als banale Familienszenen aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende.

Nach diesem etwas unbefriedigenden Kunstgenuss geht's weiter zum Rockefeller-Center, wo wir uns in einem Starbucks einen leckeren Kaffee gönnen. Nach ein wenig Bummelei durch die Läden der Einkaufspassagen marschieren wir zum Grand Central Terminal, der uns stark beeindruckt. Er stammt aus einer Zeit, als die Eisenbahn in den USA noch einen hohen Stellenwert besaß. Damals baute man nicht einfach funktionale Bahnhöfe, sondern erschuf repräsentative Prunkbauten. Die Bahn verlor bis heute allerdings schnell wieder an Bedeutung, so dass man den 1913 erbauten Grand Central Terminal in den 1950ern abreißen wollte. Ein Teil des Gebäudes fiel bereits dem damaligen PanAm-Hochhaus (heute MetLife) zum Opfer, als sich die New Yorker schließlich gegen einen Komplettabriss wendeten. Ende der 1990er Jahre renovierte man den Bau aufwendig und hat heute ein einzigartiges Bahnhofsgebäude.


Am Grand Central Terminal
Mit der U-Bahn fahren wir in Richtung Brooklyn-Bridge, von wo aus wir nach Chinatown schlendern. Das chinesische Viertel ist genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Hier finden wir endlich günstige Möglichkeiten zu Essen. Für vier Dollar können wir uns mit einer Schale am Büffet bedienen und fünf verschiedene Beilagen aussuchen. Gestärkt und mit vollem Magen machen wir uns auf den Weg nach SoHo, was das Viertel bezeichnet, das South of Houston Street liegt.

Das ehemalige Industrie- und Lagerhausviertel wurde nach dem Abzug der hier dominierenden Textilindustrie vor dem Verfall bewahrt. Heute sind die sogenannten Cast Iron Buildings, ehemalige Zweckbauten in Eisenbauweise, prägend für SoHo. Auch hat sich das Viertel zu einer hippen Vorzeigegegend mit schicken Läden und Ateliers gemausert, in dem vorwiegend trendige Leute wohnen. Die Straßenschluchten Manhattans sind hier schon beeindruckend, aber nichts, was mich umwerfen würde. Charmant sind die immer wieder auftauchenden kleinen und alten Gebäude, die sich in den Glasfronten der modernen Bürohäuser spiegeln. Auf dem Weg zum Apple-Store kommen wir am Empire State Building vorbei. Obwohl es das höchste Gebäude der Stadt ist, wirkt es irgendwie mickrig. Das mag damit zusammenhängen, dass der Wolkenkratzer in unzähligen amerikanischen Filmen so gekonnt in Szene gesetzt wird, dass der direkte Blick mit den eigenen Augen eher enttäuscht.

Bevor wir zurück in die Herberge gehen, machen wir noch einen kleinen Gang durch den riesigen Central Park. Trotz seiner Größe wird der Park ein wenig überschätzt. Die Wege sind asphaltiert, auch führen ganze Straßen durch den Park. Diese sind zwar sonntags für den Autoverkehr gesperrt, werten das Naturerlebnis aber auch nicht gerade auf.


Blick über den Bryant Park zum Empire State Building


Gerichtsgebäude von New York, bekannt aus vielen Anwaltsfilmen




Blick über eine Ecke des Central Park ("The Pond") in Richtung Columbus Circle / Midtown