Städtereise nach New York im April 2007
Abschnitt 2: Circle Line, Harlem, Empire State Building

Blick vom Wasser auf Lower Manhattan
Rund um Manhattan mit der Circle Line

Das Flatiron-Gebäude
Unser dritter Tag in New York beginnt mit besserem Wetter. Es ist zwar nicht so gut, wie der Wetterbericht vorausgesagt hat, doch gut genug für eine Fahrt mit der Circle Line rund um Manhattan sowie eine Besichtigung des Empire State Buildings. Nach einem bescheidenen Frühstück auf dem Zimmer mit Sachen vom Supermarkt machen wir uns auf den Weg. Weil wir ein wenig getrödelt haben, kommen wir nicht früh genug am Empire State Building an. Die Warteschlangen für den Besuch der Aussichtsplattform auf der Straße sind mittlerweile 400 Meter lang und uns vergeht erst mal die Lust, das Gebäude zu besichtigen. Genervt marschieren wir weiter und schauen uns als Ersatz das Flatiron Building an. Das "Bügeleisenhaus" galt mit seinen 87 Metern Höhe zur Zeit seiner Erbauung (1902) als höchstes Gebäude der Welt und erster Wolkenkratzer Manhattans. Kurios ist auch der in der Nähe gelegene Madison Square Park. Hier tönt künstliches Vogelgezwitscher aus Lautsprechern, weil die echten Vögel wohl ihre Pflicht nicht ausreichend wahrnehmen.
Wir schlendern weiter zur Anlegestelle der Circle Line am Hudson River (W 42nd St.). Man kann wählen zwischen einer halben und einer vollständigen Umrundung Manhattans. Wir entscheiden uns für letzteres, müssen aber noch 4,50 $ Aufpreis zahlen, weil im Citypass nur die kleine Runde inbegriffen ist. Leider kommen wir spät auf das Boot, so dass die besten Plätze schon belegt sind. So stehen wir draußen an der Reling und beginnen zu frieren, weil uns ständig die recht kühle Luft um die Ohren weht. Allerdings ist die Aussicht vom Wasser auf Manhattan grandios. Erst von hier wirkt die Skyline, die neben der von Hong Kong zu den berühmtesten der Welt zählt.
Nebenbei erfahren wir interessante Fakten über die Stadt. So gibt es Appartements, die 88.000 $ monatliche Miete kosten. Für Parkplätze zahlt man in der an chronischem Raummangel leidenden Stadt bis zu 150 $ am Tag. Kindergartenplätze schlagen mit bis zu 23.000 $ im Jahr zu Buche, was sich natürlich nur Gutbetuchte leisten können.
Nach zweieinhalb Stunden ist die eisige Fahrt rund um Manhattan endlich vorbei. Wir haben zwar sehr viel gesehen, uns dabei aber einige Frostbeulen geholt. Zum Aufwärmen setzen wir uns in den nächsten Starbucks und trinken leckeren Haselnut Coffee und machen uns anschließend auf den Weg nach Harlem.

Ground Zero und Financial District

Die Südspitze Manhattans
Angenehmes Harlem

Am Martin-Luther-King-Boulevard
Das hauptsächlich von Schwarzen bevölkerte Viertel beginnt an der Nordseite des Central Park und galt lange Zeit als eine von Kriminalität und Armut gekennzeichnete Gegend. Heute ist das in aller Regel nicht mehr der Fall, obgleich hier beides immer noch anzutreffen ist. Wir schlendern über einen Markt am Martin Luther King Boulevard laufen am berühmten Apollo Theater vorbei, das in den "Roaring Twenties" eine der wichtigsten Bühnen der Stadt war. In Harlem sind die Gebäude durchweg kleiner, als im südlichen Manhattan, und die Gegend wirkt insgesamt ein wenig ruhiger. In einem Supermarkt finden wir außerdem sehr günstige Preise, was Harlem zusätzlich sympathisch macht. Später setzen wir uns in einen Park, essen ein Sandwich und schauen den Jugendlichen beim Streetball zu. Wir sind die einzigen Weißen weit und breit.
In den 1920er Jahren galt das Viertel am nördlichen Ende des Central Parks als "heimliche Hauptstadt der afroamerikanischen US-Amerikaner" und war eine Brutstätte der schwarzen Musikszene. Duke Ellington, Louis Armstrong, Count Basie, Billy Holiday und viele andere beeinflussten von hier aus die Jazz- und Bluesmusik und waren vor allem im Apollo Theater zu erleben. Schwarze Musiker bezeichneten in den 1930er Jahren Harlem als "Big Apple" und Jazzhauptstadt der Welt.

Harlemer Wohnblocks (Louis Munoz Martin Blvd.)
Nepp und Siff im Empire State Building

Außen hui und Innen pfui: Schäbiger Warteraum im 80-sten Stock des Empire State Building
Das Empire State Building ist mit einer Höhe von 381 Metern seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 wieder das höchste Gebäude der Stadt. Seit seiner Fertigstellung im Jahre 1931, mitten in der Wirtschaftskrise, stieg das Gebäude zu einer Art Symbol für den amerikanischen Fortschrittsglauben auf. Als Kulisse zahlreicher Filme zählt es wohl zu den bekanntesten Wolkenkratzern der Welt, wenn es nicht sogar der bekannteste überhaupt ist.
Allerdings steht der Ruf des Empire State Buildings in diametralem Gegensatz zu der hässlichen Behandlung, die einem als Besucher der Aussichtsplattform geboten wird. Um 17 Uhr erreichen wir den Eingang und sind frohen Mutes, weil die Schlangen nicht mehr ganz so lang sind, wie am Morgen. Noch ahnen wir nicht, was uns drinnen erwartet. Nach dem Betreten der Eingangshalle dauert es ganze zwei Stunden, bis wir endlich auf der Plattform stehen. Es gibt mehrere Warteräume, aber keinen Hinweis darauf, wann wir endlich den Aufzug erreichen. So stehen wir uns die Beine in den Bauch und hoffen, hinter jeder nächsten Tür endlich nach oben zu kommen. Doch statt des Aufzugs kommt immer wieder ein weiterer Warteraum. Es gibt auch keine Wartezeitangaben, wie man sie von organisierteren Touristenattraktionen kennt. Leute, die sich wegen der langen Wartezeit auf den Boden setzen, werden vom unfreundlichen Personal angepöbelt, damit sie sich wieder hinstellen.
Endlich oben angekommen, erwartet uns statt der Aussichtsplattform ein weiterer voller Warteraum. Von den Wänden bröckelt der Putz, alles wirkt ungepflegt und schäbig. Es werden Fotos von den Besuchern gemacht, die man beim Verlassen des Gebäudes kaufen kann. Wer sich nicht fotografieren lassen will, wird von den übelgelaunten Angestellten regelrecht niedergemacht. Das ist echter, lästiger und ärgerlicher Nepp. Mit einem weiteren Aufzug geht es schließlich sechs Etagen höher zur Aussichtsplattform.
Die Aussicht über die Stadt in der Abenddämmerung entschädigt schließlich ein wenig für die Warterei. An guten Tagen kann man an die 140 Kilometer weit nach New Jersey, Pennsylvania, Connecticut und Massachusetts schauen. Uns schmerzen allerdings die Füße, so dass wir die Aussicht nicht vollkommen genießen können. Draußen wird es langsam dunkel und wir machen uns auf den Rückweg, was auch wieder eine Viertelstunde dauert. Insgesamt ist der Ausblick vom Empire State Building weder die lange Warterei, noch die unfreundliche Behandlung durch das Personal wert. Und schon garnicht den regulären Eintrittspreis von 16 US$.



