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Städtereise nach (Leipzig), Dresden und Prag, November / Dezember 2007

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In die Ostecke Sachsens: Über Leipzig nach Dresden


Leipzig, Blick auf die für die jüngste deutsche Geschichte bedeutsame Nikolaikirche
Rauf auf die Autobahn und ab in den Osten. In der wenig umweltfreundlichen Benzinschleuder geht es diesmal für ein längeres Wochenende in den Osten Sachsens und anschließend nach Prag, der goldenen Hauptstadt Tschechiens. Der November liegt in den letzten Zügen und das Wetter zeigt sich in typisch deutschem Herbstgrau. Passend zum langsam daherschlurfenden Jahresende hängen dicke Wolken am Himmel, die windbewegte Luft hat mit sich knapp unter zehn Grad Celsius ihre banalste Standardtemperatur zugelegt.

Nach einigen Stunden erreichen wir Leipzig, mit etwa 507.000 Einwohnern knapp vor Dresden größte Stadt des Freistaates Sachsen. Weil die Stadt auf dem Weg liegt und wir sie nicht einfach links liegen lassen wollen, biegen wir ab, parken am sehenswerten Hauptbahnhof und machen einen kleinen Bummel durch die Innen- und Altstadt (Bilder im Fototeil am Ende der Seite). Anschließend geht es weiter nach Dresden, der sächsischen Landeshauptstadt.

Nach über einer weiteren Stunde Fahrt über eine baustellenreiche A14 erreichen wir schließlich Dresden. Es ist mittlerweile dunkel geworden. Die Lichter der Stadt breiten sich zu beiden Seiten der Autobahn aus und lassen erahnen, dass sich Dresden, das mit 504.000 Einwohner an 17. Stelle der deutschen Großstädte steht, über eine recht beachtliche Fläche erstreckt. Im Ortsteil Kloitsche beziehen wir unsere Ferienwohnung in der Villa Ludwig, einem renovierten denkmalgeschützten Hause. Die Wohnung ist bestens eingerichtet, und auch die alte Villa am Rand der Dresdner Heide liefert ein angenehmes Wohnambiente. Den Abend verbringen wir im Wohnzimmer mit leckerem Glühwein und Prosecco.


Blick über die Augustusbrücke auf die Hofkirche St. Trinitatis
Am nächsten Morgen geht es mit der Straßenbahn ins Zentrum Dresdens. Wir fahren bis zum Albertplatz und wandern die Hauptstraße bis zum Neustädter Markt hinab. Im Jahre 1970 wurde die ehemalige Neustädter Allee in einen großzügigen Fußgängerboulevard umgestaltet, auf dem sich in angenehmer Atmosphäre Flanieren und Einkaufen lässt. Auf dem Neustädter Markt fällt der Goldene Reiter ins Auge, das 1736 errichtete Reiterdenkmal Augusts des Starken. Jenseits der Elbe sorgen die Barockbauten der historischen Altstadt und die Brühlsche Terrasse für eine prächtige Kulisse. Über die Augustusbrücke, Dresdens ältester Elbbrücke, erreichen wir den Schlossplatz und stehen staunend im spätbarocken Schatten der Hofkirche St. Trinitatis, der mit 5.000 Quadratmetern Fläche größten Kirche Sachsens.

Die ganze Pracht der historischen Altstadt Dresdens präsentiert sich uns schließlich auf dem Theaterplatz, der völlig zu Recht zu den schönsten Plätzen Europas gezählt wird. Um uns gruppiert sich die geballte barocke Pracht von Hofkirche, Semperoper, Zwinger und Residenzschloss. Dominiert wird der Platz von der Schaufassade der Semperoper, die durch die penetrante Werbung der Brauerei Radeberger inzwischen sattsam bekannt sein dürfte. Das imposante Gebäude ist mittlerweile die dritte Version der ursprünglich 1841 errichteten Semperoper. 1869 abbrannte sie aus Fahrlässigkeit ab und wurde nach weiteren Plänen Gottfried Sempers wiederaufgebaut. Im Februar 1945 wurde sie bei der Bombardierung Dresdens erneut zerstört und in der DDR bis zum Jahre 1985 detailgetreu rekonstruiert. Vorbei am Reiterstandbild König Johanns gehen wir durch einen Torbogen auf den Hof des weltberühmten Zwingers, der "Perle des Barock".


Blick über den Zwingerhof zum Kronentor


Kulturpalast
Der Zwinger geht zurück auf die begrüßenswerte Neigung Augusts des Starken, lieber Feiern statt Krieg halten zu wollen. Ihm waren sinnliche Vergnügungen lieber als martialische Protzereien, und so wurde der Zwinger als reine Festarchitektur konzipiert, die einen würdigen Rahmen für Feste, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen abgeben sollte. Nach über zwanzigjähriger Bauzeit wurde das Barockensemble 1732 fertiggestellt. 1709 wurde der Bau anlässlich eines Besuchs des dänischen Königs begonnen und aus Zeitmangel zunächst ein Provisorium mit hölzernen Figuren errichtet. Seine Vollendung nahm schließlich zwei Jahrzehnte in Anspruch, die den Zwingerhof zur Elbe hin abschließende Sempergalerie wurde sogar erst 100 Jahre später errichtet. Sie beherbergt heute die Gemäldesammlung Alte Meister sowie die Rüstkammer. Nach einer gebührenden Zeit des Staunens verlassen wir den Zwingerhof über den Glockenspielpavillon mit seinem 1930 eingerichteten Spiel aus porzellanenen Glocken aus der Meißner Manufaktur. Passend hierzu befindet sich hier der Eingang zum Porzellanmuseum.

Über die Sophienstraße fällt unser Blick auf den Postplatz, dessen Gestaltung ein Beispiel für die abwechslungsreiche Architektur Dresdens ist. Hier kontrastieren moderne Gebäude mit dem opulenten Barock der Altstadt. Überhaupt ist das Nebeneinander von Altem und Neuen, und hier insbesondere von gelungenen Beispielen sozialistischer Architektur, ein erfrischendes Merkmal der Dresdener Innenstadt.

Vorbei am Residenzschloss geht es weiter zum Altmarkt, dessen Südseite vom Kulturpalast dominiert wird. Das eindrucksvolle Blockgebäude wurde in den 1960er Jahren als "Haus der sozialistischen Kultur" zwischen Alt- und Neumarkt errichtet. Nach der Wende geriet der Kulturpalast ins Visier ideologischer Neugestaltungswünsche, die auch in architektonischer Hinsicht den Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus symbolisieren wollen. Passend hierzu sollte der Kulturpalast durch ein Einkaufszentrum ersetzt werden. Glücklicher Weise fand dieser einfallslose Vorschlag keine Mehrheit unter den Dresdner Bürgern, die in der Tendenz eher für den Erhalt des Gebäudes votieren.


Altmarkt mit Großbaustelle


Diesmal auf dem Ferdinandplatz: Der 573. Striezelmarkt
Nach einem Bummel durch die Altmarkt Galerie, einem der üblichen Einkaufszentren im Stil einer amerikanischen Mall, geht es weiter zum bekannten Striezelmarkt, der wegen einer Großbaustelle nicht wie üblich auf dem Altmarkt, sondern im Schatten des Karstadt-Gebäudes auf dem Ferdinandplatz vor nüchterner Kulisse stattfindet. Letzteres ist der Ersatz für das 2005 abgerissene Centrum-Kaufhaus mit seiner markanten futuristischen Aluminiumwabenfassade. Auch hier wurde - nicht zuletzt aus ideologischen Gründen - ein Musterbeispiel moderner sozialistischer Architektur beseitigt (siehe auch www.das-neue-dresden.de

Der seit 1434 abgehaltene Striezelmarkt gehört zu den ältesten deutschen Weihnachtsmärkten. Vor allem Anbieter regionaler Waren wie Holzschnitzereien oder Dresdener Stollen sind hier anzutreffen. Allerdings wiederholen sich die angebotenen Dinge in dichter Regelmäßigkeit, so dass wir das Gedränge auf dem Striezelmarkt recht schnell wieder verlassen.


Prager Straße
Es geht weiter zur Prager Straße, einem weiteren Höhepunkt im Dresdener Stadtbild und Beispiel für ausgesprochen gelungene sozialistische Stadtgestaltung. Die zentrale Einkaufsstraße, die von Altmarkt zum Hauptbahnhof führt, entstand in den 1960er Jahren, nachdem das Areal in den Bombenangriffen von 1945 völlig zerstört wurde. Die Fußgängerzone wird auf der linken Seite (Blick in Richtung Hauptbahnhof) von einem langgezogenen Scheibengebäude flankiert, die rechte von drei Hotel-Hochbauten, an deren nördlichem Ende ein Bauzaun jenes Loch umschließt, über dem bis vor kurzem noch das Centrum-Warenhaus stand. In der Mitte der Prager Straße stehen noch einige Weihnachtsmarktbuden. Aus Lautsprechern dröhnt eine penetrante Zwangsberieselung mit dem, was ihre Macher für Weihnachtsmusik halten. Roger Whittakers "Heidschi Bumbeitschi BummBumm" erregt statt einer konsumfreundlichen Stimmung allerdings eher Brechreiz.

Am Südende der Prager Straße informieren wir uns im Hauptbahnhof nach den Kosten für die Zugfahrt nach Prag. Die hohen Preise der DB treiben uns schnell wieder aus dem Norman Foster umgestalteten Gebäude. Auf dem Wiener Platz in Bahnhofsnähe fällt das Kugelhaus ins Auge, das mit seiner eingelassenen Glaskugel an sein historisches Vorgängergebäude erinnert.

Zum Abschluss des ausgedehnten Stadtrundganges wandern wir über den Pirnaischen Platz zurück in die Altstadt. Am Neumarkt bewundern wir kurz die 2005 rekonstruierte Frauenkirche, deren wuchtiger Kuppelbau jetzt am Abend blau angeleuchtet wird und ein wenig unwirklich wirkt. Über einen weiteren Weihnachtsmarkt in der Münzgasse geht es schließlich auf die Brühlschen Terrassen, von wo wir den Blick auf die andere Elbseite mit der Neustadt genießen.


Weihnachtsmarkt an der Frauenkirche









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