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Städtereise Szczecin (Stettin) und Cottbus

Teil 2: Szczecin (Stettin), Altstadt

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Szczecin Altstadt


Der Siebenmantelturm
Die Stettiner Altstadt ist klein und zudem nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernt. Für uns beginnt sie mit dem Siebenmantelturm, der so deplaziert wie trotzig neben den Betonbändern der Trasa Zamkowa steht. Der Sage nach wurde hier ein Schneider eingekerkert, der für einen Pommernherzog sieben Mäntel schneidern sollte und mit dem kostbaren Tuch einfach abgehauen ist. Natürlich wurde er wieder eingefangen und musste zur Strafe den Rest seines traurigen Lebens unter der typisch pommerschen Spitze dieses Turmes verbringen.

Auf der gegenüber liegenden Straßenseite ragt die weiße Fassade des Schlosses der pommerschen Herzöge in den Himmel. Der markant über die Oder aufragende Südflügel fällt dem Betrachter am ehesten ins Auge und kontrastiert zudem schön mit den unmittelbar daneben stehenden grauen Wohnblocks aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Außer diesem Gebäudeteil besteht das Pommernschloss noch aus drei weiteren, weniger prächtigen Flügeln sowie einem 35 Meter hohen Glockenturm mit einer sehenswerten Barockuhr. Das in seinen ältesten Teilen rund 650 Jahre alte Gebäude beherbergt außer einem Schlossmuseum und den Zinnsarkophagen der Pommernherzöge noch den Boguslaw-Saal, der für repräsentative und kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Zudem soll in den Gängen des Schlosses der Geist der 1620 enthaupteten Sidonia von Borcke spuken, wovon wir uns jedoch nicht überzeugen konnten. Das Schlossmuseum hat nicht geöffnet, und auch der Turm mit seiner kleinen Aussichtsplattform bleibt uns verschlossen. Wir schlendern ein wenig durch die Innenhöfe und werfen abschließend noch einen Blick auf das barocke Ziffernblatt der Turmuhr, die 1693 von Johann Friedrich Eosander entworfen wurde.


Südflügel des Pommernschlosses


Am Heumarkt
Im Anschluss an die kurze Schlossbesichtigung geht es weiter in Richtung Heumarkt, vorbei am Geburtshaus des Schriftstellers Alfred Döblin. Ein paar Meter weiter taucht die graue Fassade des Arkona-Hotels auf, das irgendwie unbewohnt erscheint und einen interessanten Kontrast zum gleich dahinter liegenden historischen Alten Rathaus bildet. Hier beginnt auch der Heumarkt, ein kleiner Platz mit liebevoll restaurierten Barockhäusern - ganz nett, aber nichts Umwerfendes. Allerdings ist der Heumarkt mit seinen gutbürgerlichen Gaststätten ein lohnenswertes Ziel für einen gepflegten Abendbummel.

Weiter geht's zur Jakobikirche, dem größten Sakralbau Stettins. Das Gebäude wurde im Jahre 1187 eingeweiht und seit dem mehrere Male zerstört und wieder aufgebaut. Bei ihrer letzten Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verlor die Kirche ihren Turm, der mit 119 Metern Höhe das höchste Gebäude Pommerns war. Aufgrund von Statikproblemen begnügte man sich beim Wiederaufbau mit der halben ehemaligen Höhe und hängte die knapp sieben Tonnen schwere "Schwedenglocke" aus dem Jahre 1669 auf einem Holzgerüst vor dem Seitenportal auf.


Jakobikirche
Das imposante säulengestützte Kirchegewölbe wird an seinen Seiten von 19 Seitenkapellen ergänzt, die unterschiedlichen religiösen Praktiken dienen. So werden in einer Kapelle die Reliquien des heiligen Otto aufbewahrt, in einer anderen befinden sich menschliche Gebeine, die man bei Aufbauarbeiten nach dem Krieg gefunden hat. 1983 wurde die Jakobikirche bei einem Besuch durch den ehemaligen Chefkleriker Karel Wojtila zur Kathedrale ernannt, woran in den Motiven auf dem Hauptfenster erinnert wird.

Wir beenden unsere Altstadtbesichtigung mit einer kurzen Stippvisite am Königstor (Brama Królewska), das am verkehrsreichen Platz Holudo Pruskriego steht und dort irgendwie gar nicht so richtig hinzugehören scheint. Im Inneren des barocken Steintores befindet sich heute eine beliebte Szenekneipe.


Inneres der Jakobikirche


Geburtshaus von Alfred Döblin


In der Nähe des Hauptbahnhofs
Zurück nach Pasewalk

Ganz in der Nähe des Königstores, in der Mitte der breiten Lazurova-Straße, ragt wie ein Fremdkörper der Mast des Schiffes Kaszuby in die Luft und erinnert an Kapitän Konstanty Maciejewitz, den Gründer der ersten Seeschifffahrtsschule Polens. Den Rest des Tages verbringen wir in der Glitzerwelt des Galaxy-Einkaufscenters, bevor wir abends in einem Restaurant am Heumarkt ein leckeres Fischgericht zu uns nehmen.

Am nächsten Tag schleppen wir unser Gepäck wieder die zwei Kilometer zurück zum Bahnhof. Wir ziehen unsere neumodischen Roll-Trolleys über endloses Kopfsteinpflaster und alle erdenklichen Arten von Unebenheiten - sehr zum Leidwesen ihrer kleinen Rollen. Kurze Zeit später zischen wieder die heideartigen Landschaften der nordöstlichen Uckermark an uns vorbei, bevor uns der Zug in Pasewalk ausspuckt, von wo aus es dann per PKW nach Cottbus geht.


Abends unter der Trasa Zamkowa










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