MecklenburgerGrenztour

Juli 2014, ca. 70 Km

(Lübeck - Rotenhusen - Utecht - Zierow - Bäk - Mechow - Schlagsdorf - Groß Molzahn - Carlow - Rieps - Wendorf - Thandorf - Utecht - Schattin - Lübeck)


Die Route (zum Vergrößern bitte anklicken)

"Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine Grenze, die so verschiedene Welten voneinander trennt, nirgendwo sonst spielt es eine so entscheidende Rolle, ob man 100 Meter weiter links oder rechts geboren wird." Dieses Zitat von Marion Gräfin Dönhof ist auf einer Tafel am Ostrand des Mechower Sees bei Schlagsdorf zu bestaunen. Es ist Teil des Grenzparcours Schlagsdorf, der an die alte Zonengrenze erinnern soll. Kurz zuvor hat man mit dem kleinen Flüsschen Bäk deren Verlauf überradelt und befindet sich auf mecklenburgischem Boden.

Wer in Lübeck zu dieser Tour aufbricht, tut gut daran, den Drägerweg bis Rotenhusen zu nehmen. Und kann dabei mit Erstaunen feststellen, was heutzutage noch so alles die ehemalige Grenze überquert: Zum Beispiel die lärmige und stinkende A20, die der kapitalistische Wachstums- und Mobilitätswahn direkt durch die idyllische Wakenitzniederung gezimmert hat - Naturschutzgebiet hin oder her. Da wirkt der kleine Aussichtspunkt kurz vor dem umstrittenen Asphaltband fast schon zynisch - ganz nach dem Motto: "Schaut her, wir setzten unsere Interessen immer durch!"

Heute, fast ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung, hat der ungezügelte Turbokapitalismus viele Illusionen entlarvt und Hoffnungen enttäuscht, die mit dem "goldenen Westen" in Verbindung gebracht worden sind. Und was fast immer an solchen Grenzgedenk-Einrichtungen unerwähnt bleibt, ist das gewisse Maß an Mitverantwortung des Westens für den Mauer- und Grenzbau. Denn die unaufhörliche Westpropaganda am unmittelbarsten Berührungspunkt zweier antagonistischer Gesellschaftssysteme hat sicher auch das Ihrige zur massenhaften DDR-Republikflucht beigesteuert. Ein Gedanke, der fairer Weise auch mal genannt werden sollte.

Heute ist, wie gesagt, die berüchtigte, gefürchtete, beklagte und megahochgesicherte Zonengrenze zu einer schnöden und kaum sichtbaren Landesgrenze zusammengeschrumpft. Auf der Grenztour überquert man sie immerhin vier Mal.

Aber es ist nicht so sehr die ehemalige Grenze, die diese Tour so interessant macht. Es ist vielmehr die ausgesprochen idyllische Landschaft, ihren Reiz ausmacht. Da begeistert die (abgesehen von der A20-Brücke) lauschige Wakenitzniederung, da glitzert der Ratzeburger See, da laden urige mecklenburgische Dörfer zum Verweilen ein, und mit der Anhöhe zwischen Thandorf und Utecht hat man einen fantastischen Aussichtspunkt über eine erstklassige Kultur- und Naturlandschaft.

Bildergalerie:

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