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Von Küste zu Küste: Radreise Lübeck - Büsum und zurück (Oktober 2009)

Teil 3: Nortorf - Lübeck

92,85 km

5 - 10 °C


Morgens in Borgdorf
Auch in der letzten Nacht meiner kleine Radreise schlafe ich tief und fest - trotz fehlender Isomatte und bodenfrostiger Temperaturen. Am nächsten Morgen scheint eine goldene Sonne über den Campingplatz BUM in Borgdorf, wo ich wieder mein Zelt aufgeschlagen habe. Doch schönes Wetter ist nicht gleich schönes Wetter, wie ich kurze Zeit später noch feststellen soll. Noch wiege ich mich in der Gewissheit, einen schönen Radeltag vor mir zu haben und ohne nennenswerte Schwierigkeiten am Nachmittag Lübeck zu erreichen.

Wie immer nehmen Abbau- und Aufrödelprozedur einen längeren Zeitraum in Anspruch, doch daran habe ich mich eigentlich schon längst gewöhnt. Nach einem kurzen Frühstück (Lebkuchen) geht es los in die weite Welt, die gleich hinter Borgdorf mit der Landstraße nach Bordesholm beginnt. Auf den ersten Kilometern werde ich noch von einem Radweg verwöhnt, der mit Beginn der Ausbaustrecke jäh endet. Ausgebaut wird eine solche Straße zumeist nur für den KFZ-Verkehr, während Radler über kleinere Käffer nach Bordesholm umgeleitet werden und dafür ruhig ein paar Kilometer Umwege radeln dürfen. Macht nichts, sind ja eh die langsameren Verkehrsteilnehmer, wird man sich in den Planungsstellen wohl gedacht haben. Benzinkopflogik par excellence. Mir ist das egal und ich fahre eben auf der Ausbaustrecke weiter. Der Verkehr hält sich zum Glück in Grenzen, und auch die gelegentlich vorbeibrausenden LKWs halten ausreichende Sicherheitsabstände.


Morgens auf der L49 nach Bordsholm


Zwischen Bordesholm und Negenharrie
Bordesholm ist ein eher unscheinbares Städtchen im Landkreis Rendsburg-Eckernförde, das durch die Nähe zu A7, A215, L318 und L49 ein mittlerer Verkehrsknotenpunkt ist. Sein Name bedeutet "Am Ufer der Insel", was auf die erste städtische Besiedlung rund um ein Klosterstift auf einer Insel im Bordesholmer See hinweist. Über Wattenbek verlasse ich Bordesholm und arbeite mich auf dem Weg nach Negenharne bei Gegenwind einen Berg hinauf. Die Landschaft hier ist agrarisch geprägt, mein Blick schweift kilometerweit über abgeerntete Felder.

Auf einer gemütlichen Nebenstraße geht es weiter über Kleinharrieredder und Schillsdorf bis Hüttenwohld, wo ich auf den kleinen Landweg in Richtung Wankendorf abbiege. Ich kurbele durch idyllische Landschaften, kleine Haine und Felder, vorbei an Gehöften und winzigen Weilern. Einzig der ewige Gegenwind verdirbt mir ein wenig den landschaftlichen Genuss.

In Wankendorf schließlich ist Schluss mit dem Idyll, denn hier radele ich entlang der stärker befahrenen K43 nach Bornhöved, das in einem besonders bergigen Teil des schleswig-holsteinischen Hügellandes liegt. So muss ich um nach Tarbek zu kommen kräftig in die Pedale treten, wobei ich mich noch ein wenig mehr anstrengen muss, weil mir ein unbeladener Radler folgt und ich als Reiseradler nicht das Gesicht verlieren möchte - ich weiß: sportlich, aber albern.


...macht Lust auf Radwandern
Über Neuenrade und Schlamersdorf, also auf derselben Straße wie vorgestern, erreiche ich wieder Berlin, das ich aber diesmal über die Potsdamer Straße in Richtung Gnissau verlasse. Auch hier bläst mir der Wind zuweilen mit voller Wucht entgegen und macht jeden Kilometer unnötig mühselig. Regen und günstiger Wind wären mir jetzt allemal lieber, als dieser goldene Oktobertag mit heftigem Gegenwind. Egal, jammern macht die Angelegenheit auch nicht besser. Das einzige, was in einer solchen Situation hilft, ist die Kombination von niedrigen Gängen und stoischer Geduld.

Ab Gnissau folge ich der B432 nach Ahrensbök, von wo aus es über die L184 zurück nach Lübeck geht. diese letzten zwanzig Kilometer haben es wegen des Windes noch einmal kräftig in sich und erfordern harte Pedalarbeit. So geht es etwa bei Curau sanft berauf, doch der Gegenwind zwingt mich in die niedrigsten Gänge und lässt mein Tempo unter die zehn Km/h-Marke fallen, was ausgesprochen frustrierend ist. Der Wind ist so stark, dass ich auf der abfallenden Ahrensböker Straße in Stockelsdorf mittreten muss, um nicht langsamer zu werden - trotz ihres recht starken Gefälles.

Zuhause angekommen, wundere ich mich einmal mehr darüber, wie schnell diese Strapazen in Vergessenheit geraten und eine Radreise zu Ende gehen kann. Doch die nächste Herbsttour kommt bestimmt - dann aber mit Isomatte.


Berlin, Potsdamer Platz

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Bilder

  • Karte Schleswig-Holstein Ssüd / Mitte


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