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Abschnitt 2: (Phetchaburi, Kaeng Krachan)

Bangkok - Petchaburi mit dem Zug

Früh ging es am Morgen aus dem Bett, da wir pünktlich am Bahnhof sein und vorher noch genug vom Frühstücksbuffet abkriegen wollten. Mit dem Taxi fuhren wir dann, vollgepackt mit der kompletten Montur, zum Hauptbahnhof Hualampong. Die geräumige Wartehalle des Bahnhofs zeigte sich erstaunlich sauber und gepflegt. An einem Ende prangt das übergroße Bildnis eines Königs über den Wartenden, am anderen steht ein kleiner Buddha-Altar für die spontane Anhäufung positiver Verdienste.


Wartehalle in Bangkoks Bahnhof Hualampong
Mit ein wenig Verspätung fuhr unser Zug ein und wir enterten die reservierten Plätze der zweiten Klasse. Dafür, dass der Zug bis weit in den Süden fahren sollte, fiel er recht klein aus; die Plätze waren aber bequem und Deckenventilatoren sorgten für ein bisschen Luftbewegung.

Bei der Fahrt aus Bangkok staunten wir nicht schlecht darüber, wie viel Leben sich direkt an den Gleisen abspielt. Viele Leute wohnen fast direkt an den Schienen, es gibt dort Garküchen, Verkaufsstände und regelrechte Menschenansammlungen. Häufig stoppte der Zug hupend, weil wohl jemand auf den Gleisen war. Auch bekamen wir die Möglichkeit, im Vorbeifahren Blicke auf einige der Bangkoker Slums zu werfen .

So war die Ausfahrt aus Bangkok der längste Teil der Reise, weil immer wieder Hindernisse auftauchten und oft Schritttempo gefahren werden musste. Stunden später erreichten wir das verregnete Petchaburi und berieten unser weiteres Vorgehen, da wir ein Hotel nicht vorbuchen konnten und die Stadt mangels touristischer Infrastruktur dafür bekannt ist, kaum Unterkünfte zu bieten. Das liegt nicht etwa daran, dass es nichts Sehenswertes gäbe - vielmehr ist Phetburi (wie es auch genannt wird) ein typisches Ziel für überwiegend einheimische Tagestouristen aus Bangkok und deshalb in Sachen Infrastruktur kaum auf hohe Übernachtungszahlen ausgelegt.







Petchaburi: Blick auf die Rabieng-Lodge (dunkles Haus)
Petchaburi: Rabieng-Lodge, Stadtbesichtigung

Mit dem Songthaew ("zwei Reihen", Pritschenwagen-Taxi) fuhren wir zur Rabieng-Lodge, die nach unseren Recherchen außer günstigen Zimmern auch viele Informationen zum Kaeng Krachan NP bieten sollte. Rabieng bedeutet in etwa "Balkon", was auf das augenfälligste Detail des kleinen Hotels hinweist: Das Restaurant liegt wie auf einem Balkon über dem trüben Fluss.

Für 240 Baht (ca. 5 Euro) pro Nacht bezogen wir ein sehr einfaches, löchriges Zimmer mit Ventilator, bei dem zunächst einige Spalten in den Fenstern zur Mückenabwehr provisorisch gestopft werden mussten. Trotzdem war es gemütlich. Es stellte sich heraus, dass der nette Wirt auch als Guide im NP arbeitet und geführte Touren gebucht werden konnten. Da wir das nicht vorhatten, erhielten wir ausführliche Infohefte zur Einsicht sowie bereitwillige Informationen rund um das Trekken um Dschungel des Kaeng Krachan.

Straßenansicht in Petchaburi. Im Hintergund der Prang von Wat Kamphaeng Lang (mit Baugerüst).
Petchaburi, die "Stadt der Diamanten", zählt zu den ältesten Städten Thailands und ist mit rund 40.000 Einwohnern Geschäfts- und Verwaltungszentrum der gleichnamigen Provinz. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen der Wat Kamphaeng Lang mit seinem imposanten Prang (länglicher Turm mit abgeflachter Spitze im (kambodschanischen) Khmer-Stil, Khao Wang, der Sommerpalast von König Mongkut sowie die Khao Luang - Höhle. Von all diesen Dingen haben wir jedoch nichts gesehen.

Statt dessen erkundeten wir das äußerst geschäftige Zentrum Petchaburis, in dem jeder freie Meter in den Erdgeschossen von Läden aller Art belegt ist. Angesichts dieser Fülle an Einkaufsmöglichkeiten wunderten wir uns ein wenig, wer all das Zeug kauft. Trotzdem scheiterten wir auf der Suche nach banalem Brennspiritus für unseren Kocher. PA-Lautsprecherboxen und Endstufen hätten wir aber problemlos einkaufen können.

Ansonsten ist die Stadt eintönig und wenig sehenswert. Nur selten tun sich betörende Einblicke auf. Eindrucksvoll war indes der überdachte Markt in der Hauptstraße. Einige Stände boten Fleisch an, das mangels Kühlmöglichkeiten seit Stunden in der Tropenhitze lagerte und dementsprechend stank. Trotz der olfaktorischen Herausforderung scheint den Einheimischen das Fleisch zu bekommen.

Böse Überraschung am Headquarter des Kaeng Krachan NP


Blick entlang des Petchaburi-Flusses. Seine Farbe weist auf den nahen Dschungel hin.
Auf zum Headquarter!

Da das NP-Headquarter noch runde 60 km von der Stadt entfernt liegt und keine Busse dorthin fahren, bleiben zum Transport nur Minibus und Songthaew. Minibusse für wenige Baht sollen nach Auskunft unseres Hotels regelmäßig in der Hauptsraße abfahren. Trotzdem entschieden wir uns für das Songthaew und kamen gleich mit dem ersten Fahrer ins Geschäft, der uns vollbepackten Fremden seine Dienste anbot.

Wir handelten als Preis 400 Baht aus, also runde acht Euro. Kurz nach der Abfahrt stoppte unser Fahrer an einer Telefonzelle und telefonierte. Mitten im Gespräch rief er mich an den Hörer: Dran war seine Mutter, die mir mitteilte, dass 400 Baht für die weite und bergige Strecke zu wenig und 500 Baht angemessen seien. Ich stimmte zu, und los ging die Fahrt ins Hinterland.

Die ersten drei Viertel der Strecke führten durch flaches Agrarland, in dem sich überwiegend Reisfelder und Palmenhaine befanden. Erstaunlich war die Dichte der Restaurants und Lebensmittelläden. Hatten wir ursprünglich erwartet, in die menschenleere Pampa zu gelangen, sahen wir nun mit Erstaunen, dass wir bei einer Panne an fast jedem beliebeigen Punkt der Strecke genug zu Essen und zu Trinken für ein Festmahl oder Besäufnis vorfinden würden.


Blick über den Kaeng Krachan - Stausee auf die Berge des Nationalparks.
Je näher wir zum NP kamen, desto hügeliger und bewaldeter wurde die Landschaft. Trotzdem blieb die Dichte an Restaurants und Läden bestehen. Kurz vor dem Headquarter tauchte noch eine kleine Ortschaft auf, in der mehrere Bungalows und sonstige Unterkünfte vermietet wurden. Das relativ große Headquarter des Kaeng Krachan NP liegt in unmittelbarer Nähe zum Stausee und vermittelte einen erstaunlich gepflegten Eindruck. Zusammen mit dem Sangthaew-Fahrer betrat ich die Eingangshalle, in der Informationen rund um den Nationalpark sowie ein komplettes Modell der gesamten Landschaft zu finden waren.

Wir wurden von einem uniformierten Ranger begrüßt, der mir die Hand schüttelte und vor dem unser Songthaew-Fahrer einen erstaunlich demütigen Wai vollzog. (Handgeben als Begrüßung ist in Thailand nicht üblich und wird nur von Leuten praktiziert, die sich gut mit der westlichen Kultur auskennen und in der Regel einen hohen Bildungsgrad besitzen. Beim traditionellen Gruß, dem Wai, werden die Handflächen zusammengelegt und in Gesichtshöhe gehalten. Unterstützt wird dieser Gruß oft mit einer angedeuteten Verbeugung. Maßgeblich ist dabei, wie hoch man die zusammengelegten Hände im Gesicht anlegt: Bei untergebenen Personen reicht es, die obere Brust zu berühren. Bei Gleichgestellten legt man die Hände in Höhe des Kinns, und bei Höhergestellten an die Nase oder gar Nasenwurzel. Nach kurzer Zeit haben auch wir uns angewöhnt, Einheimische mit einem respektvollen Wai zu begrüßen, was von den Leuten mit besonderer Freude und Freundlichkeit quittiert wurde.) .



Blick von der Staumauer auf den Abfluss des Stausees.
So nett der Ranger war, so schlecht fielen die Informationen aus, die er uns mehr oder weniger behutsam beibrachte. Es habe in den letzten Tagen ununterbrochen stark geregnet, so dass nicht nur der Hauptweg des Nationalparks (Wangwon-Phanoenthung-Trail) wegen Unpassierbarkeit gesperrt sei, lautete seine schlechte Nachricht.

Das riesige Areal des Kaeng Krachan NP wird von einem befahrbaren Weg durchzogen, der einige Kilometer vom Headquarter entfernt beginnt und knappe 33 Kilometer bis fast an die Burmesische Grenze reicht. In größeren Abständen gibt es Zeltplätze mit eingeschränkter Infrastruktur sowie Stichwege in den dichten Dschungel des Regenwaldes; an seinem Ende lockt der 1.207 m hohe Phanoenthung-Berg, von dessen Gipfel man morgens auf den berühmten Sea of Fog heruntergucken kann. Leider blieben all diese verlockenden Sehenswürdigkeiten für uns in weiter Ferne. Zwar hätten wir am Ufer des Stausees campen und ein bisschen durch den Wald am Parkeingang streifen können, doch die geplanten langen Treks durch den Dschungel fielen buchstäblich ins Wasser.




Songthaew am Headquarter des Nationalparks
Nach einer kurzen Beratung fassten wir ein wenig enttäuscht den Entschluss, wieder nach Petchaburi zurückzufahren und eventuell einen anderen Nationalpark zum Wandern auszuwählen. Einzig unser Songthaew-Fahrer freute sich über diese Umstände, denn so erhielt er noch ein paar Baht für unseren Rücktransport.

Trotz der weitreichenden Konsequenzen dieses Reinfalls behielten wir eine gute Laune, was keinesfalls selbstverständlich war. Schließlich war nicht nur die lange Fahrt im Songthaew, sondern der gesamte Abstecher nach Petchaburi völlig umsonst gewesen. Und nicht zu vergessen: Fast Dreiviertel unseres Gepäcks bestand aus Ausrüstungsgegenständen für einen längeren Dschungeltrip. Ohne Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Kocher, Töpfen, Essbesteck und Wasserfilter hätten wir mit je einem kleinen Tagesrucksack nach Thailand reisen können. Aber egal, man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Und so genossen wir die Rückfahrt, kauften uns in der Stadt Fahrkarten nach Chumphon und aßen ein leckeres Abendessen.


Alle Inhalte © Frank Spatzier 2006