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Abschnitt 3: Süßer Müssiggang am Strand bei Chumphon

Thung Wua Luaen - Beach


Der übervölkerte Thung Wua Luaen Strand
Um uns von dem am Kaeng Krachan Headquarter erlittenen Schock zu erholen, beschlossen wir wagemutig, erstmal nach Chumphon an den Strand zu fahren und dort in der Sonne bratend über alles Weitere nachzudenken. Mit dem Zug verließen wir morgens Petchaburi und düsten über 300 Kilometer nach Süden. Bei recht gutem Wetter fuhren wir an bekannteren Badeorten vorbei, die bereits aus der Entfernung abstoßend wirkten. Hua Hin etwa, dessen altes Bahnhofsschild aus vielen Reisführern sattsam bekannt sein dürfte, schien im Vorbeifahren zu großen Teilen aus hässlichen Betonklötzen zu bestehen und wirkte wenig einladend.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Chumphon und mussten uns zunächst einmal beraten, in welcher Unterkunft an welchem Strand wir uns einzuquartieren gedachten. Chumphon, das Tor zum Süden, liegt einige Kilometer vom Meer entfernt im Landesinneren. 15 Kilometer nördlich der Stadt und noch im Verwaltungsgebiet der Nachbarstadt Paithu liegt der Thung Wua Luaen Strand, der nach unseren Infos ruhig und sauber sein sollte. Südlich von Chumphon lockt die Sairee-Beach Badwillige an, soll aber nicht so ruhig und sauber sein. Wir ließen uns kurz in einem Informationsbüro in der Nähe des Bahnhofes beraten und entschieden uns für die ruhigere Thung Wua Luaen Beach.


Der gemütliche Bungalow, wenige Meter vom Strand entfernt.
Mit dem Songthaew machten wir uns auf den Weg dorthin, um vor Ort nach einer Unterkunft zu suchen. Wie in Thailand nicht unüblich, kutschierte uns der Fahrer nicht nur zum Strand, sondern steuerte schnurstracks eines der Resorts an (Resort: Vermietung von Bungalows, oft ohne Hotel-Infrastruktur). Wie sich später herausstellen sollte, hatte er uns damit zu sehr günstigen und hervorragenden Unterkünften gebracht. Man muss also nicht immer unredliche Praktiken oder ähnliches befürchten. Das View Seafood-Resort besteht aus einem guten und preiswerten Restaurant sowie einer Reihe von Bungalows, von denen einige direkt am Strand liegen und somit schönsten Meerblick bieten.

Wir nahmen einen einfachen Bungalow mit Bad und Ventilator, der uns pro Tag 400 Baht, also knappe acht Euro (!) kostete. Wohlgemerkt, der Strand lag nur wenige Meter entfernt und der Bungalow war sehr gepflegt und geräumig - ein paradiesischer Preis in einer paradiesischen Gegend. Weil gerade Nebensaison war, hatten wir zudem den gesamten Thung Wua Luaen - Strand praktisch für uns alleine. Nur ab und zu lief mal jemand über den Sand oder badete gar im Wasser, das hatte aber eher Seltenheitswert.


Hauptstraße am Strandort.
So wurden die folgenden Tage mit einem sehr entspannten Strand-Lebensstil ausgefüllt, der so gar nicht den ursprünglichen Trekkingidealen entsprach, deswegen aber nicht minder gut für Körper und Geist ausfiel. Morgens aßen wir in einem der vielen Restaurants ein Frühstück oder schlugen uns am Frühstücksbuffet des Chumphon Cabana Resort den Magen voll.

Letzteres ist die einzige Einrichtung am Thung Wua Luaen Strand, die mit einer größeren Hotel-Infrastruktur aufwarten kann. Dafür ist der Laden auch ein wenig teurer, soll aber dennoch, den Aussagen von Freunden zufolge, nicht unbedingt empfehlenswerte Bungalows vermieten. Das Frühstücksbuffet aber war reichhaltig und lecker; auch kann man Schnorchel- und Tauchtouren buchen, bzw. in der angeschlossenen Tauchschule lernen, wie man unter Wasser zwischen Plankton und Fischen überlebt

Wenn nichts besonderes auf dem Plan stand, planschten wir mittags bis nachmittags im badewannenwarmen Meer. Dabei zogen wir uns gleich am ersten Tag veritable Sonnenbrände zu, denn das Wetter war bestens und die Sonne brannte erbarmungslos vom ansonsten blauen Himmel herab. Abends probierten wir dann wieder die verschiedenen Restaurants aus, bei denen man in der Regel in gemütlichen überdachten Separees mit Meerblick speist. Anschließend gingen wir meistens noch einmal Nachtbaden und fielen dann müde vom Müßiggang in die Betten.

Trotz Nebensaison und einer gewissen Abgeschiedenheit gibt es am Thung Wua Luaen Strand genügend Möglichkeiten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Da hierzu auch Bier zählt, waren wir bestens mit dem leckeren Chang-Beer versorgt, das neben dem etwas schwächeren Singha-Beer die wichtigste nationale Biermarke darstellt. Dabei stellen die thailändischen Biere ihre deutschen Pendants ein wenig in den Schatten: Chang-Beer etwa wartet mit stolzen 6,4 Vol.% Alkoholgehalt auf und wird zumeist in Flaschen von 640 ml verkauft - da weiß man, was man hat!


Gestrandeter und wenig attraktiver Meeresbewohner
Noch ein paar Worte zum Meer: Für Ängstliche und Nichtschwimmer ist der Strand dank seines flachen Abfallens sehr gut geeignet. Auf einem Schild haben wir zudem gelesen, das Wasser bei Thung Wua Luaen sei frei von gefährlichen Tieren. Hierzu bleibt zu sagen, dass wir zwei jungen Bedienstete unseres Resorts die Unbedarftheit genommen haben. Als wir ihnen beim Baden von den zahlreichen Quallen erzählten, die wir tags zuvor im Wasser gesehen hatten, bekamen sie ein wenig mit der Angst zu tun. Wir wussten natürlich nicht, wie gefährlich die Gallertviecher wirklich waren - aber auch hier ist immer vom Schlimmsten auszugehen. Eklig sahen sie allemal aus.

Davon abgesehen, war das Wasser so gut wie frei von maritimem Getier. Einzig ein paar kleine Fische und die unvermeidlichen Krebse bevölkerten die Bucht. Auch kamen Algen und andere Arten der Verunreinigung so gut wie nicht vor, so dass - bei einiger Umsicht wegen zum Glück wenig beweglichen Quallen - dem Badevergnügen kaum etwas im Wege stand. Die Wassertemperatur lag dabei oberhalb der 30 Grad - Marke.
Die geringe Anzahl an Meerestieren mochte auch damit zusammenhängen, dass nach dem Einsetzen der Dunkelheit unzählige Fischerboote mit hellen Neonlampen auf Beutezug gingen. Dann lag das Meer, einen Kilometer vom Strand entfernt, auf breiter Front unter grünlicher Paradebeleuchtung.





Hauptstraße in Chumphon
Besuch in Chumphon

Eines schönen Tages mussten wir unser liebgewonnenes Strandleben unterbrechen und in die Provinzhauptstadt Chumphon fahren, um Zugtickets und Briefmarken zu kaufen. Mit dem öffentlichen Bus, einem gelben Pritschenwagen, machten wir uns gegen Mittag auf den Weg.
An Chumphon ist uns wenig in Erinnerung geblieben, außer dass sich das Stadtbild auf einer Skala irgendwo zwischen den Punkten "gesichtslos" und "hässlich" einstufen lässt.
Einzig in der Nähe des Bahnhofs befindet sich eine optisch angenehme Bebauung aus praktischen Tropenhäusern. Diese stehen auf Stelzen, so dass sich ein Großteil des Lebens im überdachten Freien verbringen lässt, was im regenreichen Tropenklima angenehm ist. Der Rest der Stadt besteht aus grauer und schmutziger Zweckbebauung, die in ihren Erdgeschossen unzählige Läden beherbergt.

Chumphon wird oft als Tor zum Süden bezeichnet, weil südlich der Stadt der südliche Teil des thailändischen Areals auf der Malaiischen Halbinsel beginnt. Die zunehmende Nähe zum Nachbarland Malaysia macht sich durch einen nach Süden hin wachsenden Anteil an Muslimen bemerkbar. In der Nähe der Grenze macht der Anteil muslimischer Thais schließlich ganze 80% aus. Da Chumphon aber nur das Tor zum Süden ist, beherrscht dort noch eindeutig der Theravada - Buddhismus das spirituelle Leben. (Im Theravada-Buddhismus, oder dem Kleinen Fahrzeug [Hinayana], orientiert sich der Praktizierende streng an den auf den historischen Buddha Shakyamuni zurückzuführenden Pali-Schriften. Anders als im Mahayana-Buddhismus, dem Großen Fahrzeug, wird hier "nur" die persönliche Befreiung aus dem Daseinskreislauf [Samsara] angestrebt. Im Mahayana dagegen strebt der Praktizierende die Erleuchtung an, um zum Wohle aller Wesen handeln zu können. Mehr Informationen zum Thema finden sich im kleinen Buddhismus.Exkurs (Link am Seitenende).


Straßenansicht in Chumphon.

Nachdem wir unsere Erledigungen erledigt und ein wenig durch die Gassen Chumphons promeniert waren, zog es uns wieder an den paradiesischen Strand zurück. Doch war es diesmal nicht mehr so einfach, dorthin zu gelangen. Während man sich sonst vor den Angeboten der vielen Taxi- und Songthaewfahrer kaum retten konnte, schien die ganze Innenstadt frei von Mietdroschken zu sein. Ausgerechnet dann, wenn man händeringend einen Fahrer braucht, herrscht kollektive Pause, Streik oder sonstwas. Natürlich hätten wir auch den Bus zurück nehmen können, doch hatten wir keine Ahnung, wo dieser wann abfuhr.

Nach langen und bangen Minuten des Umherirrens fanden wir schließlich den Stadtbus, nur war der voll von Schülern, die auf dem Heimweg waren. Auf einem Tritt am hintersten Ende des Wagens war noch Platz für eine Person. Wir zwängten uns zu zweit drauf, wobei ich mich mehr schlecht als recht am Dach festhalten konnte. In dieser prekären Situation heizten wir über die Landstraße zur Thung Wua Luaen - Beach. Damit uns nicht langweilig wurde, hatte es zudem noch angefangen, in Strömen zu schütten (Chumphon verzeichnet eine der höchsten Niederschlagsmengen Thailands. Dabei scheinen sich die Niederschläge hauptsächlich auf die Stadt zu konzentrieren; das zumindest war unser Eindruck, wenn wir vom Strand aus gigantische Wolken im Landesinneren sahen.) Am Strand schließlich hatte sich das Wetter wieder gebessert und wir erholten uns bei einem kühlen Chang-Bier von den Strapazen.





Strand, vom Meer aus gesehen
Abschied in der Nacht

Da man auf Reisen zumeist nur ein begrenztes Kontingent an Zeit (und Geld) zur Verfügung hat, waren die Tage an der wunderschönen Thung Wua Luaen - Beach irgendwann gezählt und es stand die Rückfahrt nach Bangkok auf dem Plan. Der tollen Lage der Bucht und der Beschaulichkeit des kleinen Strandortes war es zu verdanken, dass wir trotz verhinderter Trekkingtour keinen Ärger über die entgangene sportliche Herausforderung verspürten.

Für die Fahrt nach Bangkok hatten wir ein Abteil der ersten Klasse in einem Nachtzug gebucht, der gegen Mitternacht in Chumphon abfuhr. Das nette Wirts-Ehepaar des View Seefood Resort blieb wegen uns noch länger wach und fuhr uns im Privatwagen zum Bahnhof. Die Verabschiedung war überaus nett. Als der Zug ankam, waren wir vom Komfort der ersten Klasse begeistert: Wir hatten ein sauberes Abteil mit zwei Betten nur für uns alleine. Das Abteil war von Innen verriegelbar und zudem mit einer Klimaanlage ausgestattet - und das alles für vergleichsweise wenig Geld. Beim Zuckeln des Bummelzuges schliefen wir bestens und erwachten am nächsten Morgen in der Nähe der Hauptstadt.


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