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Alta und der Sautso-Canyon

Nach dem touristischen Pflichtbesuch am Nordkap folgte die Kür. Bei erstaunlich gutem und warmem Wetter (Stellenweise 25 - 27 Grad) fuhren wir auf der E6 wieder zurück in Richtung Alta. Alta ist mit rund 17.000 EW die größte Stadt des Bezirks Finmark und liegt an der Spitze des Altafjords. Auffällig an der im zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht nach dem Befehl der "verbrannten Erde" in Schutt und Asche gelegten Stadt ist dabei ihre sehr weite Flächenausdehnung, die ihr einen äußerst weiträumigen und angenehm aufgelockerten Eindruck verleiht. Das Stadtzentrum mit vielen Geschäften, Banken, Gastronomiebetrieben und einer kleinen Fußgängerzone ist allerdings städtebaulich wenig ansprechend gestaltet, strahlt aber dennoch einen eigenwilligen Charme aus.

Nachdem wir einige Besorgungen gemacht hatten, fuhren wir los und suchten uns einen Schlafplatz am Ufer des lachsreichen Altaflusses. An einer kleinen Zufahrt zum Fluß, inmitten eines dichten Nadelwaldes, bauten wir das Zelt auf und verbrachten den Rest des Tages in seinem Inneren, denn außerhalb der Stadt hatten wieder die Stechmücken die Herrschaft übernommen.


Zelten am Altafluss



Wanderung zum Sautso-Canyon

Mit einer Tiefe von 300 - 400 Metern und einer Länge von ca. 6 Km ist der Sautso-Canyon, der noch zur Gemeinde Alta zählt, die größte Schlucht Nordeuropas. Ausgangspunkt von Wanderungen dorthin ist ein Parkplatz auf der Beskades-Hochfläche, den man erreicht, indem man die E96 von Alta in Richtung Kautokeino befährt, nach einigen Kilometern zur Gargia Fjellstue (Gastronomie und Unterkünfte) abbiegt und die Schotterstraße nach der Fjellstue bis zum Parkplatz weiterkurvt. In unserem Falle befand sich kurz hinter der Gargia Fjellstue bereits ein Parkplatz, und der zum Parkplatz Beskades führende Weg war mit einem Schild versehen, das die Durchfahrt verbot. Angesichts der horrenden Strafgelder in Norwegen verzichteten wir sicherheitshalber auf die Weiterfahrt und marschierten so von der Gargia Fjellstue los zum Canyon (was die Strecke um mehrere sportliche Kilometer verlängerte).

Der Weg schraubte sich durch den mit zunehmender Höhe schnell dünner werdenden Wald immer höher hinauf auf die Hochebene. Beim Parkplatz Beskades (410 m) hatte das Kahlfjell begonnen und die endlos scheinende Weite der Hochfläche lag vor uns. Einige parkende Autos von anderen Wanderern wiesen uns darauf hin, dass wir womöglich bis hierin hätten hinauf fahren können, ohne Bußgelder zu riskieren, denn der Parkplatz wirkte durchaus offiziell - ganz sicher konnten wir uns aber nicht sein. Wir folgten einem rot markierten Wanderweg durch das hügelige Fjell. Der Weg führte über Bäche, durch morastige Feuchtstellen und einige Male auch durch felsige Mini-Schluchten, die alle Wasser führten und auf den großen Canyon zuliefen. Nach etwa zwei Stunden Marsch durch das Fjell führte der Weg wieder leicht talwärts und die kahle Hochebene wurde zunehmend von krüppeligen Birken und kleinen Büschen abgelöst. Der immer steiler abfallende Weg endete schließlich, kurz nach einem Warnschild, vor einem eher provisorischen Holzzaun, hinter dem es sofort mehrere hundert Meter senkrecht in die Tiefe ging. Die Aussicht durch den Canyon sowie den schwindelerregenden Steilabfall hinab war phantastisch und die Mühe des beschwerlichen Hinweges durchaus wert. Die Felswände des Canyon fallen an beiden Seiten zwischen 300 und 400 Meter zum großen Teil völlig senkrecht ab, und in der Tiefe strömt der Fluß Altaleva, der diese Schlucht mit der Zeit ausgeschliffen hat.


Blick in die Schlucht


Blick in die Schlucht


Mini-Schlucht

Gewaltfahrt nach Sortland auf den Vesterålen

Wie bereits erwähnt, stellen die großen Entfernungen in Norwegen besondere Ansprüche an Durchhaltevermögen, Ruhebedürfnis und Reiseplanung - sprich: das Durchhaltevermögen muß hoch, das Ruhebedürfnis gering und die Reisplanung ausgeklügelt sein. Um innerhalb unseres Zeitplans zu bleiben, stiegen wir direkt im Anschluß an die Sautso-Canyon Wanderung ins Auto und machten uns auf die Nachtfahrt zu den Vesterålen. Wir befuhren die E6 weite nach Süden, bogen kurz vor Narvik ab auf die E10 und erreichten am Vormittag des nächsten Tages schließlich die erste Brücke, die das Vesterålen-Archipel mit dem Festland verbindet. Nachdem sich der unangenehme Frühnebel endlich verzogen hatte, konnten wir bei gutem Wetter gute Einblicke in die Inselwelten im hohen Norden erlangen.

Die einzelnen Inseln der Vesterålen und Lofoten liegen derart dicht aneinander, dass kaum der Eindruck von Inseln entsteht. Fast alle Inseln, die z.T. nicht einmal 50m Wasser voneinander trennt, sind durch Brücken verbunden, so dass man mit dem Auto bequem bis zur Stadt Å am äußersten Lofotenzipfel fahren kann.

Wir durchquerten die Insel Hinnøya (nach Spitzbergen die zweitgrößte Insel Norwegens), fuhren über die Sortlandbrücke auf die Insel Langøya und landeten im Herzen des Insel-Hauptortes Sortland, wo wir diesmal wieder einen Campingplatz aufsuchten. Sortland (3000 EW) machte mit seinem eher herben Charme einen rauen Eindruck auf uns, obgleich wir aus einigen Fremdenverkehrs-Infos entnehmen konnten, dass es in und um Sortland viel Sehenswertes geben sollte. Wir beschränkten unsere Stadtbesichtigung auf den Einkauf einiger Lebensmittel und verbrachten den Rest des anstrengenden Tages auf dem Campingplatz, diesmal aber vor dem Zelt, denn auf den Inseln war die Menge der Stechmücken wieder auf Normalmaß zurückgegangen.


Wanderung auf den Storheia auf Hadseløya

Die einzelnen Inseln der Vesterålen haben jeweils unterschiedliche Topographien. Während Hinnøya mit schroffen und teilweise vergletscherten Bergen bestanden ist, präsentiert sich Nachbarinsel Hadseløya als Ansammlung eher sanfter und grüner Hügelberge.

Nach dem Abbau unseres Zeltes in Sortland machten wir uns auf den kurzen Weg zur Insel Hadseløya, wo der Parkplatz an der Hadsel Kirke der Ausgangangspunkt unserer Wanderung auf den 504 m hohen Storheia war. Bei bestem Wetter, blauem Himmel und wärmendem Sonnenschein stiegen wir hinauf in die Wälder und Schafweiden, die im sehr langen Winter ein ausgedehntes Skigebiet darstellen. Nach einem erfrischenden Marsch durch die erstaunlich üppigen Wälder und Unmengen von ängstlichen Schafen erschien schließlich der baumlose Gipfel des Storheia, auf dem ein unübersehbarer Fernmeldeturm steht. Wie sehr sich alle Mühen der Wanderung gelohnt hatten sahen wir, als wir von oben herunter auf das Meer, die Insel Langøya und die dorthin führende Brücke blickten - der Ausblick war grandios!


Blick vom Storheia


Ausblick vom Storheia


Blick auf die Lofoten




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