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Lüneburger Heide im Vorfrühling; März 2009

Tag 4: Lüneburg - Lübeck

104,53km, Vav 16,32 km/h, Vmax 28,12 km/h

8 - 13 °C, starker Gegenwind


Bei Kaiserwetter in Richtung Lauenburg
Sonnenschein zählt zu jenen Wetterbedingungen, die Reiseradler am liebsten mögen. Doch auch sonniges Wetter kann dem Radreisenden durch ein zusätzliches Phänomen gründlich vermiest werden - durch Gegenwind. Und genau dieser blies mir auf einem Großteil dieser Etappe mit aller Gewalt entgegen.

Um mir die Navigation einfach zu machen, wählte ich ab Lauenburg den Elbe-Lübeck-Kanal als roten Faden. An seinem Ufer befindet sich ein unbefestigter Wartungsweg, der für Radler geöffnet und Teil des Radwanderweges "Alte Salzstraße" ist. Bei schönem Wetter bietet das blaue Band des kleinen Kanals dem Blick des Radreisenden ein geruhsam-meditatives Bild. Bei Gegenwind und stellenweise haarsträubend schlechter Wegbeschaffenheit beginnt jedoch ein zähes Ringen um jeden Kilometer. Diese werden auf der gesamten Länge des Kanals auf großen Schildern angezeigt, so dass man jederzeit weiß, was noch vor einem liegt. Und so zeichnen sich bereits bei Kilometer 50 vor dem geistigen Auge all die Strapazen ab, die noch kommen werden.


An der Elbe / Blick in Richtung Lauenburg


Elbbrücke Lauenburg
Aus Lünebrug rauszukommen ist gar nicht so einfach. Für P- und LKW werden die Zubringerstraßen zum Fernverkehr ausgeschildert, die für Radler zumeist gesperrt sind. Natürlich gibt es auch entsprechende Radwege, doch diese verlaufen weniger eindeutig und sind zudem kaum beschildert, so dass tiefere Ortskenntnisse vonnöten sind.

Mit ein wenig detektivischem Gespür gelingt es mir, aus Lüneburg hinauszukommen. Meine Laune ist bestens - die Sonne scheint, und auch der Wind meint es noch einigermaßen gut mit mir. Ich radele entlang der B209 auf Lauenburg zu. Sicher hätte ich bereits hier einen idyllischeren Weg wählen können, doch ich will Kilometer machen, bevor ich den Kanalweg befahre. Bei Artlenburg krümmt sich die Bundesstraße nach Osten und für einige Kilometer habe ich den Wind sogar im Rücken. Bis zur Elbbrücke in Lauenburg werde ich förmlich geschoben; so richtig genießen kann ich den Rückenwind indes nicht, denn ich weiß nur zu gut, dass meine restliche Route eher ungünstig zur Luftströmung steht.

Auf der anderen Seite der Elbbrücke komme ich wieder in Schleswig-Holstein an. In Lübeck heißt es zuweilen, dass alles südlich der Elbe Bayern sei. Auch wenn das leicht übertrieben ist - irgendwie bin ich froh, wieder im nördlichsten Bundesland zu sein. Lauenburg (11.500 EW) ist allerdings dessen südlichste Stadt, so dass man sich nicht weiter darüber wundern darf, hier einiges an Ungereimtheiten zu finden. Lauenburg verfügt über eine vergleichsweise schöne Altstadt, die am Elbufer liegt. Weiter oben, auf den durchaus steilen Hängen des Geestrückens, befindet sich der neuere Teil der Stadt, der zum Ausgleich hierzu nichtssagend bis hässlich daherkommt.


Lauenburg
In Lauenburg endet auch der Elbe-Lübeck-Kanal, der die Elbe mit der Trave bei Lübeck und damit der Ostsee verbindet. Der nur für kleinere Binnenschiffe ausgelegte Kanal hat eine Länge von 65,5 Kilometern und wird von einem Wartungsweg begleitet, der auf einem Deich verläuft und gleichzeitig die Streckenführung des Radfernweges Alte Salzstraße darstellt.

Allerdings ist es in Lauenburg nicht gerade einfach, einen Einstieg in den Radfernweg zu finden. Gleich an der Kreuzung B5 / B209 weist ein Schild zum Radweg am Kanal hin. Ich schiebe mein Rad einen steilen Weg hinab, wo ein weiterer Wegweiser die Richtung nach Büchen anzeigt. Leider endet der Radweg nach wenigen Metern in den Kiesbergen einer Hafenanlage, die für Betriebsfremde nicht zugänglich ist. Da war die Hafenentwicklung schneller als die Beschilderung, denke ich mir, während ich das schwere Rad wieder die Schräge hinaufwuchte. Das ist ärgerlich, überflüssig und peinlich - zumal eine solche Falschbeschilderung im KFZ-Verkehr sofort behoben werden würde. Aber es ist ja nun mal nur ein Radfernweg...


1. Runter zum Radfernweg


2. Weiter Richtung Mölln / Büchen


3. Sackgasse und zurück...


Idyllische Straße nach Lanze
Als Reiseradler muss man kreativ und auf alle möglichen Unbilden gefasst sein. Anstelle des unzugänglichen Radfernweges nehme ich die Dorfstraße nach Lanze und radele über Stecknitz immer parallel zur Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern nach Büchen. Die Landschaft ist idyllisch, die Sonne wärmt den Nacken, nur der Wind bläst unbarmherzig über die Felder.

In der Kleinstadt Büchen mache ich eine Rast und verspeise eine hochenergetische Currywurst mit Pommes Frites. Dann geht's wieder an den Kanal zum Kilometerfressen. Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten stecke ich mir Hörer in die Ohren und pedaliere zur Musik aus dem mp3-Player, denn außer mir gibt es am Kanalweg eigentlich keinen Verkehr.

Kurz hinter Büchen treffe ich auf einen älteren Herren, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist. Wir unterhalten uns ein bisschen und es stellt sich heraus, dass auch er ein begeisterter Radler ist. Er fahre aber lieber über die Dörfer, meint er, um dem Wind zu entkommen. Ich entgegne, dass mir der Wind nicht allzu viel ausmache und ich auf dem Kanalweg lieber meine Ruhe genieße. Stolze 20 Kilometer weiter taucht schließlich Mölln auf und markiert in etwa die Hälfte meiner Kanalstrecke. Und wen sehe ich auf der anderen Seite? Ganz richtig, den Herrn von vorhin. Er winkt mir zu und ich bin baff., denn trotz des Windes bin ich recht zügig unterwegs.


Mölln


Die Wegequalität nimmt ab
Ich kurbele unermüdlich weiter. Der Wind macht mir zuweilen schwer zu schaffen; einmal weht es mich fast vom Deich und ich verliere kurz das Gleichgewicht. Der Kanalweg indes hat etwas Meditatives, schier endlos zieht sich das blaue Band des Gewässers durch die liebliche holsteinische Landschaft, während langsam, ganz langsam, die Kanalkilometerangaben nach unten zählen.

Bei Berkenthin wird diese Gleichförmigkeit jäh unterbrochen, indem die Wegeoberfläche schlagartig miserabel wird. Weil vor Kurzem Arbeiten mit schwerem Gerät durchgeführt wurden, gleicht der Kanalweg einem unbefestigtem Ackerpfad - hier nimmt der Radfernweg Alte Salzstraße seinen Namen durchaus wörtlich.

Dennoch halte ich durch, denn mein Ziel ist nicht mehr weit. Bei Krummesse unterquere ich die Kanalbrücke, über die ich in der ersten Etappe geradelt bin und kreuze damit das erste mal meine Route. Einige Kanalbiegungen später taucht am Horizont die Skyline Lübecks auf. Nicht die ollen sieben Kirchtürme, sondern die Wohnhochhäuser von Moisling und Buntekuh. Nähert man sich Lübeck von Süden, prägen diese Bauten der Moderne das Stadtbild, und nicht die der historischen Altstadt. In Moisling erreiche ich schließlich den Kilometer Null des Elbe-Lübeck-Kanals, der daraufhin in die Kanaltrave übergeht, die am Lübecker Hafen vorbei in die Ostsee führt. Eine halbe Stunde später wuchte ich schließlich mein Rad in den Keller und wundere mich, wie schnell 400 Kilometer vergehen können.


Lübecks Skyline kommt in Sicht


Kilometer Null am Elbe-Lübeck-Kanal

Entlang des gesamten Elbe-Lübeck-Kanals von Lauenburg bis Lübeck:

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Bilder

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