Herbsttour Lübeck - Schwerin - Rerik (3 Tage, 308 km, Oktober 2015)

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Die Route (zum Vergrößern bitte anklicken)


Rerik by night

Eine kleine Herbsttour mit Rad und Zelt durch das nordwestliche Mecklenburg in den letzten Oktobertagen 2015. Und das waren goldene, denn das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Die bunten Blätter an den Bäumen verbreiteten einen Hauch von Indian Summer, verfingen sich aber zum Ausgleich oft genug zwischen Reifen und Schutzblech.

Die Route führte in drei Etappen von Lübeck nach Raben-Steinfeld bei Schwerin , dann weiter zum beschaulichen Ostseebad Rerik und schließlich über Wismar wieder zurück nach Lübeck. 300 Kilometer an drei Tagen durch norddeutsche Landschaften, denen die Jahreszeit einen mehr als schmückenden Anstrich verliehen hatte.

Etappe 1: Lübeck - Gadebusch - Schwerin - Raben-Steinfeld


Gesamtkilometer: 105,87
Vmax: 35,35 km/h



Blick über den Schweriner See nach Schwerin

Und wieder radele ich viel zu spät los. Noch hier und dort ist etwas Kleines zu erledigen, irgendwo noch etwas wegzuräumen, Blumen zu gießen oder im Keller noch nach dem ein oder anderen Utensil zu suchen. Ich habe keine Termine, doch jetzt, Ende Oktober, wird es bereits ab 17 Uhr dunkel. Und da ich von der Landschaft möglichst viel sehen möchte, bin ich am Tageslicht schon sehr interessiert.

Die ersten Kilometer über Groß Grönau nach Rothenhusen am Ratzeburger See sind so etwas wie Alltagsroutine. Erst mit Campow habe ich ein Dörfchen erreicht, das ich nicht jede Woche anfahre. Langsam macht sich auch die geomorphologische Besonderheit der Landschaft in den Beinen bemerkbar. Die ehemaligen Endmoränen eiszeitlicher Gletscher haben nicht nur für die Entstehung der vielen lauenburgischen Seen gesorgt, sondern auch für beachtliche Hügel und Berge.

Besonders Ratzeburg tut sich in dieser Hinsicht eifrig hervor. Die Kreisstadt am Südufer des gleichnamigen Sees ist bei (einigen) Radfahrern nicht sehr beliebt, weil man sich tüchtig bergan quälen muss, will man etwa von der malerischen Inselstadt in die anderen Stadtteile fahren.

Ich habe es nicht ganz so schwer, weil ich von Bäk aus nicht ganz so "tief" in der Stadt einsteige. Auf der B208 pendele ich mich in meine Hauptreiserichtung ein: Ost. Der Wind hat ein entgegengesetztes Ziel im Westen - und scheint ebenfalls in Eile zu sein. Keine gute Kombination für mich.

Die B208 führt mich schnurstracks nach Gadebusch. Sie ist mit einem mehr oder weniger passablen Radweg gesegnet, an dem sich Beispiele der hierzulande so beliebten Überreglementierung im Straßenverkehr bestaunen lassen. An jeder einmündenden Straße wird der Radweg unterbrochen und der Radler per Schild dazu gezwungen, Vorfahrt zu gewähren. Manchmal sollen Radfahrer sogar absteigen, auch wenn die zu kreuzende Straße nur ein besserer Feldweg ist. Wer hat diese Leute bloß eingestellt? Hat man sie wenigstens abgemahnt?

Auch Gadebusch ist eine dieser typischen Talstädte. Ins Zentrum der beschaulichen Kleinstadt (5.500 Einwohner) geht es bergab, heraus dann wieder - und zwar egal in welcher Richtung - bergauf. Besonders gut meint es der Gott der Topographie mit dem Weg nach Vietlübbe, der gar nicht aufhören will anzusteigen.

Irgendwann bin ich endlich oben. Es geht weiter durch Dragun nach Drieberg, wo ich nach Cramon abbiege. Ich fahre gut zwei Kilometer vornehmlich bergab, bis ich merke, dass ich falsch bin. Also wieder zurück. Bergauf.

Und es gibt keine Gnade. Zwischen Gottmansdorf und Herren Steinfeld liegt mit dem Hütterberg (95,7 m) die höchste Erhebung im Schweriner Umland. Und meine Straße führt genau über den Gipfel. Doch dann geht alles ganz schnell.

Ich rolle in die kleinste Landeshauptstadt Deutschlands (92.000 Einwohner) hinein. Dafür ist Schwerin auf jeden Fall eine der schönsten Landeshauptstädte, Großstadtstatus hin oder her. Ich habe die Ehre, Schwerin in seiner gesamten Ausbreitung von West nach Ost zu durchradeln. Dabei komme ich auch am Schloss und den ehemaligen Buga-Anlagen vorbei. Ebenso an den Plattenbausiedlungen Großer Dreesch und Neu Zippendorf.

Mit dem Sonnenuntergang erreiche ich endlich Raben-Steinfeld. Die Kleinstadt gehört schon nicht mehr zu Schwerin, sondern zu Cirvitz. Dort befindet sich der Campinplatz Süduferperle, auf dem ich schon häufig mein Zelt aufgeschlagen habe. Er ist nicht nur ganzjährig geöffnet, sondern auch malerisch am Ufer des Schweriner Sees gelegen.

Nachdem ich meine Behausung aufgebaut habe, mache ich noch eine kleine Runde durch die berühmt-berüchtigten Plattenbaubezirke Neu-Zippendorf und Großer Dreesch. Danach verschwinde ich in der klaustrophobischen Enge meines kleinen Ein-Mann-Zeltes.

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