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Süditalien, Sizilien und die Äolischen Inseln (Juli 2002)

Abschnitt 1: Lübeck - Gargano

Durch die Nacht an die nördliche Adria

Am 4. Juli um 20.30 Uhr fuhren wir mit vollgepacktem Wagen los in Richtung Süden. Der Himmel zeigte sich nahezu wolkenlos, so dass für die Fahrt keine unangenehmen Wetterkapriolen zu befürchten waren. Von Lübeck ging es längs durch Deutschland, vorbei an Fulda, Erlangen und München, zur österreichischen Grenze bei Kufstein. Wir fuhren die ganze Nacht durch, was ab 1 Uhr stündliche Fahrerwechsel nötig machte. So zog das zumindest entlang der Autobahnen wenig interessante Heimatland in der Dunkelheit an uns vorbei.

Gegen fünf Uhr, bei Anbruch der Morgendämmerung, hatten wir München erreicht und bekamen anschließend einen herrlichen Blick auf die Alpen. In der letzten Tankstelle auf deutschem Boden erstanden wir eine Mautplaktette für Austria und versuchten, dieses Land möglichst zügig zu durchqueren. Die Sonne stieg immer höher und es sah nach einem wolkenlosen und warmen Sommertag aus. Am frühen Vormittag kamen wir schließlich am Brennerpaß an, auf dem man erst nach längerer Auffahrt und in der stillen Hoffnung, die Überquerung sei wie durch ein Wunder vielleicht doch kostenlos, zur Mautstation kommt. Auf seiner höchsten Stelle, bei ungefähr 1.400 Metern über dem Meeresspiegel, weist ein unscheinbares Schild darauf hin, dass die Grenze nach Italien nun überschritten ist. Durch das fortschreitende Zusammenwachsen der Europäischen Staaten fallen Staatsgrenzen dem Reisenden zuweilen weniger ins Auge, als etwa die Grenzen zwischen deutschen Bundesländern. Vom Anfang Italiens geht es stetig abwärts in das noch deutschsprachige Südtirol (Alto Adige) hinein, wobei die Autobahn dem Verlauf des Flusses Etsch (Adige) folgt und an namhaften Städten wie Brixen (Bressanone), Bozen (Bolzano) oder Trento vorbeiführt. Weit hinter Trento, wenn die Deutschsprachigkeit der Bevölkerung schon lange nicht mehr besteht, beginnt schließlich die Region Venetien.

Am Nachmittag, nach 1.575 Km Fahrtstrecke, erreichten wir schließlich Fano. Auf der Suche nach dem Campingplatz mussten wir den Ort vollständig durchfahren, was eine Gelegenheit bot, einen Eindruck von Fano zu erhalten. Dieser war dann auch eher wenig spektakulär: der wenig sehenswerte Ort fiel weder durch Schönes noch Hässliches auf, obgleich seine Ausstrahlung eher in Richtung "leicht Heruntergekommen" tendierte. Der Campingplatz liegt abseits des Ortes direkt vor einem Kiesstrand am Meer und machte insgesamt einen guten Eindruck. Das Wetter allerdings entsprach mit sonnigen 28 - 30 Grad schon eher unseren Vorlieben. Wir ließen den Tag am Strand liegend ausklingen. Schwimmen war wegen der ziemlich hohen Wellen nur unter Beeinträchtigung möglich. So lagen wir auf dem Kies und holten uns den ersten Sonnenbrand in diesem Jahr.

Fano
Blick auf Fano vom Strand am Campingplatz aus.

Von der nördlichen Adria bis zum Gargano, am Beginn Süditaliens

Der "Promontório del Gargano", der Stiefelsporn Italiens, liegt auf einer Breite zwischen Rom und Neapel und kann als der geografische Beginn Süditaliens auf adriatischer Seite angesehen werden. Am 6.7. verließen wir Punkt 8 Uhr Fano und fuhren die Adriaautobahn A 14 südwärts gen Gargano. Einfach die Autobahn entlangzufahren, damit war es auf diesem Routenabschnitt nicht getan. Der Fahrstil der Italiener verlangte bereits hier maximale Konzentration auf den Verkehr. Es kam nicht selten vor, dass wir von den üblichen 140 km/h des recht dichten Verkehrsflusses binnen Sekunden auf Null abbremsen mussten. Aus Vorsicht langsamer zu fahren, war jedoch ebenso riskant, da in diesem Falle die nachfolgenden Fahrzeuge an der Stoßstange klebten. Auf diese Weise den italienischen Fahrstil goutierend, fuhren wir vorbei an Ancona, Pescara, Ortona, und Térmoli bis nach Fóggia. Abgesehen von diesen kleinen Widrigkeiten führt diese Strecke an ungemein reizvollen Landschaften vorbei. Die Autobahn folgt dabei in weiten Teilen dem Küstenverlauf, wobei landeinwärts z.T. hohe Gebirgszüge einen angemessenen Kontrast bilden. Besonders hinter Ancona gruppieren sich über 2.000 Meter hohe Gipfel der Abruzzen.

Schon vor Apricena, bereits in der Region Puglia (Apullien), entfernt sich die Autobahn vom Meer und taucht ein in die Ebene um Fóggia. Plötzlich geht das abwechslungsreiche Landschaftsbild in eine rotbraun gefärbte Fläche über, in der nur weite und verbrannt wirkende Getreidefelder nebst einigen einsamen Gehöften das Bild bestimmen. Über der staubigen Weite dieser völlig flachen Gegend lag ein rötlich-braunes Licht, das die Ausstrahlung dieser hitzgeschwängerten Einöde unterstrich. Hie und da brannten auch einige Büsche. Die Außentemperatur schwankte zwischen 30 und 34 Grad, der Himmel war nahezu wolkenlos. Bei Fóggia mussten wir die A 14 verlassen und fuhren auf der SS 89 über die Industriestadt Manfredónia in den Promontório del Gargano hinein. An der Küstenstadt Manfredóna endet dann auch die staubige Ebene und es beginnen die bewaldeten Gebirge des Stiefelsporns.

Ebene bei Manfredónia
In den Ausläufern der Ebene von Fóggia, kurz vor Manfredónia.

Hinter Manfredónia endet die Ausbaustrecke der SS 89, die sodann in eine kurvenreiche und zuweilen enge Straße übergeht, die im wesentlichen der Küstenlinie folgt. Mit dem Ansteigen der Gebirge ändert sich das Landschaftsbild grundlegend. An den Berghängen befinden sich weite Olivenhaine, während sich teilweise schwindelerregende Ausblicke zum Meer hinunter auftun. Die Straße schraubt sich in Serpentinen zuweilen recht hoch auf die felsigen Berge hinauf. Allerdings hat der Fahrer nicht allzu viel von den wunderschönen und faszinierenden Ausblicken, da die einheimische Bevölkerung in halsbrecherischem Tempo unterwegs ist und dabei nicht selten gefährliche Situationen provoziert.

Unser Campingplatz "Camping Fontana delle Rose" lag einige Kilometer in nordöstlicher Richtung hinter der Ortschaft Mattinata. Der Platz ist terrassenförmig zum Meer hin angelegt und machte, einmal abgesehen von den Klos, einen recht netten und angenehmen Eindruck. Nach dem Zeltaufbau verbrachten wir den Nachmittag am Strand. Der Meeresboden fällt hier sehr schnell ab, so dass ein Erwachsener nach 5 bis 10 Metern schon nicht mehr stehen kann. Zum Schnorcheln war das Wasser leider zu trübe, dafür überraschte seine angenehm warme Temperatur. Am Abend dann stand ein Ausflug nach Vieste an.

Vieste

Die Küstenstadt Vieste (13.800 EW) liegt am östlichen Rand des Gargano. Um vom Campingplatz dahin zu gelangen, mussten wir höllenhafte 30 Km auf der kurvigen Küstenstraße SS 89 zurücklegen, die - zumindest dem Auge des Beifahrers - phantastische Ausblicke gewährt. Der Gargano, der geologisch bereits zur Dalmatinischen Kalktafel gehört, besteht aus hellem Kalkgestein, das an der Küste vom Meer zu bizarren Formen ausgespült worden ist. So befinden sich im tiefblauen Wasser weiße Felsen, Felsentore oder auch Grotten. Vor Vieste wird die Landschaft dann flacher und die Landstraße erreicht die ausgedehnten und weniger schönen Badevororte der Stadt. An der mittlerweile schnurgeraden Straße reiht sich ein Strandabschnitt an den anderen, befinden sich unzählige Hotels und auch Campingplätze. Erst am Ende der Touristenmeile thront Vieste auf einem Felsvorsprung über dem Meer. Die Stadt ist ein lohnenswertes Ziel, vor allem die Altstadt auf dem Felsen bietet sehenswerte Einblicke in die typisch süditalienische Stadtgestaltung. Hier wechseln sich engste Gassen mit palmbestanden Plätzen ab.

Blick auf Vieste

Platz in Vieste
Ansichten von Vieste

Karte

  • Route Italien


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