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Süditalien, Sizilien und die Äolischen Inseln (Juli 2002)

Abschnitt 5: Hoch auf den Ätna und ab nach Lìpari

Ätna (2): In der Nähe der unberechenbaren Krater

Am 16. Juli stand der zweite Aufstieg auf den Ätna auf dem Programm. Von Campingplatz in Avola fuhren wir morgens in Richtung Catania ab. Durch die gute Beschilderung auf der Tangenziale di Catania fanden wir problemlos die richtige Abfahrt und landeten auf der Ätnastraße, die über das Städtchen Nicolosi hinauf auf den Vulkan führt. Nicolosi liegt in etwa 700m Höhe am südöstlichen Ätnahang und befindet dort in der unmittelbaren Gefahrenzone. Die kleine Stadt vermittelt einen angenehmen und aufgeräumten Eindruck, die Vegetation ist auch in dieser Höhe noch überwiegend subtropisch. Hinter Nicolosi führt die Ätnastraße die Hänge hinauf und schraubt sich durch endlose Lavafelder bis hin zum Rifugio Sapienza, das mit 1.800 müNN die höchstgelegene Bergstation ist, die mit dem Auto über normale Straßen angefahren werden kann. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch auf dem Rifugio war es diesmal eher kühl (19 Grad) und stürmisch. Nach dem Abstellen des Wagens zogen wir uns warme Kleidung über und kauften uns Tickets für die Beförderung mit dem Unimog auf eine Höhe von 2.750 Metern. Die Unimogbeförderung wurde nach der Zerstörung der Seilbahn durch einen Lavastrom durch die Seilbahngesellschaft eingerichtet. Die Geländewagen fahren für einen unerhört hohen Preis von etwa 22 Euro pro Person eine 5 bis 7 Kilometer lange Geröllstraße hinauf, die ein geübter Wanderer in einer vertretbaren Zeit problemlos zurücklegen kann. Nur die Tatsache, dass die Seilbahngesellschaft sowie die für Ätna-Infrastruktur zuständigen Behörden durch die häufigen Ausbrüche sehr hohen Kosten zu tragen haben, linderte ein wenig unsere Verärgerung.

Die Unmigos fuhren uns und andere Fahrgästen zu einer kleinen und unscheinbaren Bergstation auf 2.750 Metern Höhe. Hier lag die Temperatur unter 10 Grad, während der Wind dichte Wolkenschwaden umhertrieb. Einen Blick auf die Krater konnten wir deshalb nur selten erhaschen. Zusammen mit einer Art Bergführer liefen wir wenige hundert Meter zu einer Lavanase, die an ihrer Oberfläche sehr heiß war, da sich Magma nur kurz darunter befand. Nach ihrer Umrundung ging es wieder zurück zur Berghütte, was wir angesichts des hohen Beförderungspreises als wenig befriedigend empfanden, zumal sich die Krater des Ätna schon fast in greifbarer Nähe befanden und problemlos zu Fuß erreicht werden konnten. Mehrere große Schilder warnten allerdings vor einem weiteren Aufstieg, da der Vulkan zu dieser Zeit (wie häufig) eine wenig berechenbare Aktivität zeigte. Wir befragten zusätzlich einen der italienischen Bergführer nach der Möglichkeit eines weiteren Aufstiegs, doch auch dieser warnte nur davor und sagte, dass es in der letzten Zeit zu heftigen Explosionen gekommen und der Aufenthalt in Kraternähe lebensgefährlich sei. So blieb uns nicht anderes übrig, als uns noch ein wenig in der Nähe der Station aufzuhalten und anschließend den Rückweg anzutreten - diesmal zu Fuß.

Ätna 3
Ende des Aufstiegs auf 2.750 müNN

Ätna 2
Reste der ehemaligen Seilbahn

Ätna 3
Die zerstörte Seilbahnstation am Piccolo Rifugio

Aufbruch nach Lìpari

Am frühen Morgen des 18. August ging es los nach Lìpari. An Catania und Messina vorbei, fuhren wir bis zur Hafenstadt Milazzo, die uns schon von weitem durch die riesigen qualmenden Schornsteine der ansässigen petrochemischen Industrie auffiel. Die Stadt selbst wirkte überaus geschäftig, was wir bei einigen unfreiwilligen Ehrenrunden durch ihr Zentrum feststellen konnten. Wie auf Sizilien üblich, war auch hier die Beschilderung zum Hafen nicht ganz regelmäßig, so dass wir ein paar Ehrenrunden durch die City drehen konnten. Schließlich aber fanden wir den Hafen und machten uns daran, in einem der Fährbüros Karten für die Überfahrt nach Lìpari zu kaufen.

Die Überfahrt dauerte mit drei Stunden erstaunlich lange. Das Schiff kämpfte sich wacker durch die Wellen des Meeres und erreichte schließlich die Äolischen Inseln. Zuerst wurde die Insel Vulcano angefahren, danach nahm der Seelentröster Kurs auf die Nachbarinsel Lìpari, die unmittelbar daneben liegt. Unser Ziel auf der Lìpari war der Campingplatz Báia Unci in Canneto. Canneto, die zweitgrößte Ortschaft auf der Insel, ist von der namensgebenden Hauptstadt aus in wenigen Minuten zu erreichen und hat, außer einem etwas unangenehmen Touristennepp, nicht sehr viel zu bieten.

Als eine reine Katastrophe erwies sich der Campingplatz Báia Unci. Das Gelände war auf das Engste mit Zelten vollgestellt, so dass kaum Platz für die Wahrung einer Intimsphäre bestand. Wir mussten unser Zelt nach den Anweisungen des Personals aufbauen, so daß es schließlich dicht umringt von anderen Zelten irgendwo inmitten des Platzes stand. Den im ADAC-Campingfüher angekündigten Ausblick auf die Insel Stromboli suchten wir vergebens, dafür bekamen wir tiefe Einblicke in das Camperleben unser unzähligen Zeltnachbarn. Des weiteren mussten wir, wie alle Gäste dieser Massenunterkunft, nicht entfernbare Armbänder tragen, die uns als zahlende Platzgäste auswiesen. Abends wurde der zweifelhaften Campingidylle durch Werbedurchsagen eine kommerzielle Note verliehen, die durch das Pochen und Stampfen der platzeigenen Diskothek nur noch verstärkt wurde. Da dieser Zeltplatz (vermutlich) der einzige auf dem gesamten Archipel ist, haben die Betreiber keine (oder sehr wenig) Konkurrenz zu befürchten und können sich derartige Zustände erlauben.

Nach dem Aufstellen des Zeltes auf dem Campingplatz der Hölle fuhren wir unverzüglich nach Lìpari und suchten nach einer alternativen Unterkunft. Lieber nahmen wir höhere Kosten in Kauf, als uns die Zeit auf den Äolischen Inseln durch ein öffentliches Schlafen in einem Massenlager verderben zu lassen. Wir durchwanderten die Stadt und erkundigten uns in einigen Hotels nach den Zimmerpreisen. Schließlich wurden wir in einem sehr sympathischen und angenehm eingerichteten Hotel im Zentrum von Lìpari namens Villa Augustus fündig und buchten ein Zimmer mit Bad.

Die Stadt Lìpari ist die Hauptstadt der Äolischen Inseln, was bedeutet, dass es hier wichtige Einrichtungen wie Krankenhaus, Schulen, Behörden etc. gibt. Die Stadt ist unübersehbar vom Tourismus geprägt, vermittelt aber einen aufgeräumten und angenehmen Eindruck. Auf der Flaniermeile Corso Vittorio Emmanuele reiht sich ein Laden neben den anderen, allerdings gibt es hier auch größere Supermärkte für den günstigeren Einkauf.

Lipari
Blick auf die Stadt Lìpari

Campingplatz
Báia Unci: Der Campingplatz der Hölle

Ausflug zum Inselvulkan Stromboli

Der 19. Juli stand ganz im Zeichen des Stromboli. Am Vormittag kauften wir Karten für einen Bootsausflug zur Insel Stromboli und am frühen Nachmittag saßen wir auch schon bei bestem Wetter auf dem Deck des Bootes. Wir hatten einen weniger großen Anbieter gewählt, was sich jetzt als vorteilhaft herausstellte, da das kleine Boot nicht sehr voll war und alles einen eher familiären Eindruck machte. Die Ausflugsboote der anderen Unternehmen wirkten dagegen weitaus kommerzieller und dadurch auch ungemütlicher. Trotz seiner eher geringen Größe fuhr das Boot erstaunlich schnell durch die Fluten und nahm zunächst Kurs auf die Isola Panerea, die als Insel der Schönen und Reichen bekannt ist. Dort hatten wir ein wenig Zeit, uns die Füße zu vertreten. Zu sehen gab es auf Panerea aber nicht sehr viel, denn die Insel bietet außer Yachten und Villen kaum etwas. Wenn man sich also nicht für die materiellen Statussymbole und andere Sinnlosigkeiten interessiert, sollte man diese Insel besser nicht betreten.

Endlich wieder auf dem Boot, tauchte im Laufe der Zeit der Umriß der Insel Stromboli aus dem Dunst auf. Die Insel, die nur aus einem 918 Meter hohen Berg besteht, gleicht aus der Entfernung einem aus dem Wasser ragenden Dreieck. Auf der Insel hatten wir einen längeren Aufenthalt, den wir für einen kurzen Rundgang durch den Hauptort San Vincenzo nutzten. Der Ort ist sehr klein und wirkte gemütlich, was allerdings deutlich mit den vielen Verkaufsbuden an der "Hafenpromenade" kontrastierte. Anschließend machten wir einen Abstecher zum Strand, der über und über mit schwarzem Bimsstein und Vulkanasche bedeckt ist. Längere Zeit blieben wir dort liegen und beobachteten den Berg, aus dem gelegentlich Rauchschwaden emporstiegen. Da die Zeit für einen Aufstieg auf den Berg bei weitem nicht ausreichte, und auch der Ort nichts Interessantes zu bieten hatte, langweilten wir uns auf der berühmten Vulkaninsel Stromboli, deren namensgebender Berg der aktivste Vulkan Europas ist. Ingrid Bergmann war auch nicht zu sehen.

Als es schließlich dunkel geworden war, umrundete unser Ausflugsboot den Vulkan. An einer Stelle, die Sciara del Fuoco (Feuerrutsche) genannt wird, stoppte es, so dass wir das Glühen der ab und zu in den Himmel gespuckten Lava sehen konnten. Die Sciara del Fuoco ist eine rutschbahnähnliche Steilflanke am Berg, die von seiner Spitze bis tief hinab in das Meer reicht. Lava, Asche und ähnliches wird hier auf natürliche Weise in das Meer hinein entsorgt. Nach der Besichtigung der erstaunlich regelmäßigen und häufigen Klein-Eruptionen fuhren wir auf direktem Wege zurück nach Lìpari.


Die Insel Stromboli vom Meer aus gesehen

Karte

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