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Abschnitt 1: Hong Kong

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Endlich wech!


Blick auf den Mekong zwischen Thailand und Laos
Lange haben wir darauf gewartet, und jetzt sitzen wir endlich im Flugzeug nach Hong Kong. Wir fliegen mit "Emirates", der empfehlenswerten Airline der Vereinigten Arabischen Emirate, und haben nach den ersten sechs Stunden unseren ersten Zwischenstopp in Dubai. Nach zwei Stunden Sightseeing im Duty-Free-Bereich geht es weiter über Bangkok nach Hong Kong, das wir am frühen Abend erreichen.

Die Einreise in die Sonderverwaltungszone klappt problemlos, ebenso die Orientierung im riesigen Flughafen Chek Lap Kok, der vor wenigen Jahren auf einer gewonnenen Landfläche an der Insel Lantau aus dem Meeresboden gestampft wurde. Mit dem ziemlich teuren Airport-Express rasen wir ungeduldig nach Hong Kong-Island, entern am futuristischen Endbahnhof Hong Kong-Central ein Taxi und lassen uns zu unserem Hotel in der Connaught Road West bringen.

Ursprünglich wollten wir die Strecke zu Fuß bewältigen, doch nach der langen Fliegerei ist uns nicht mehr danach. Gut für uns, denn das Taxi muss schon eine kleine Weile fahren, um das Hengsheng Peninsula Hotel im Western District zu erreichen. Gleich nach dem Aussteigen nimmt uns Hong Kong unmittelbar in Beschlag. In der Luft liegt der typische südasiatische Geruch, der zu gleichen Teilen aus gedämpften Meerestieren, Algen, exotischen Gemüsesuppen und Abgasschwaden besteht. Um uns herum ragen gigantische Wohnhochhäuser in den abendlichen Himmel und bilden einer jener vielen Straßenschluchten, die die unvergleichliche Optik Hongkongs ausmachen.

Sonderverwaltungszone Hong Kong


Hongkong Island, Western District: Die Des Voeux Road am Abend
In Hong Kong leben knapp 7 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die nur ein wenig größer ist, als die von Berlin. Ein Großteil dieser Fläche, die sich über die Festlandhalbinsel an der Perlflussmündung und 260 Inseln erstreckt, ist wegen ihres extrem bergigen Reliefs zudem unbebaubar. Aus diesem Grund ist urbanisierbarer Platz rar und muss bestmöglich ausgenutzt werden, was in aller Regel durch vertikales Wachstum erreicht wird. So erklärt sich das harmonische Nebeneinander von ausgedehnten Dschungel- und Waldgebieten und beeindruckenden Hochhausclustern. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass - einmal abgesehen von Kowloon - die grüne Lunge der Metropole nie sehr weit entfernt ist.

Seit dem 1.7.1997, der Rückgabe der einstigen britischen Kronkolonie an China, besitzt Hong Kong den Status einer Sonderverwaltungszone. In dieser autonomen Region verfolgt die chinesische Regierung die von Deng Xiaoping formulierte Doktrin "Ein Land, zwei Systeme", der zufolge innerhalb des kommunistischen Kernlandes regional begrenzte kapitalistische "Inseln" existieren. Zudem wird in Hong Kong nun die Gradwanderung versucht, sich vor dem Hintergrund seiner britisch geprägten Geschichte zunehmend zum chinesischen Mutterland zu bekennen. Als Sonderverwaltungszone ist Hong Kong für Bundesbürger visafrei; die eigentliche VR China beginnt ab der (gesicherten) Grenze zum Stadtgebiet Shenzhen.


Des Voeux Road, Central District



Connaught Road, Central District


Hong Konger Wohnwelten
Unser Zimmer liegt in der 17. Etage des Hengsheng Penisnula Hotels, das im westlichen Abschnitt der Connaught Road in den Himmel wächst. Die Aussicht ist spitze; zwei ganze Zimmerwände sind vollverglast, so dass sich grandiose Ausblicke hinauf in die Midlevels sowie über den Victoria-Harbour ergeben. Auch sonst lässt die Einrichtung nichts zu wünschen übrig.

Nach einem ersten und dringend notwendigen Duschbad geht es erstmal raus, ein Lokal fürs Abendessen suchen. Weil wir uns an unsere kommende "Sprachlosigkeit" gewöhnen müssen, wählen wir einen kleinen Seitenstraßen-Imbiss ohne jegliche Speisekarte und englischsprechendes Personal aus. Wir bestellen, indem wir in die Töpfe sowie auf die Teller anderer Gäste zeigen und erhalten ein leckeres landestypisches Mahl zu einem günstigen Preis.

Die Nacht fällt wegen des Jetlags noch ein wenig unruhig aus. Wir haben jedoch die Vorhänge nicht zugezogen, so dass wir in jeder Wachphase über den Victoria-Harbour rüber nach Kowloon gucken können. Besonders gut im Blick haben wir die Wolkenkratzer am Union Square, einer Fläche aus neu gewonnenem Land. Dort ragt der noch nicht ganz fertige Bau des International Commerce Centre bereits seine vollen 484 Meter in den Himmel, flankiert vom 251 Meter hohen The Harbourside, das zu den breitesten Wolkenkratzern der Welt zählt. So bekommt auch nächtliche Schlaflosigkeit ihre angenehmen Seiten.


Komplex Union Square(v.l.n.r.): International Commerce Centre (484m), The Harbourside (251m), The Arch (231m)

Mit der Star Ferry nach Kowloon


Auf der Star Ferry
Großstädte erkundet man am besten zu Fuß. Das gilt besonders für Hong Kong, wo sich auf jeden Straßenmeter unzählige Eindrücke konzentrieren. Auf Hong Kong Island kommt man zudem weitestgehend ohne Stadtplan aus, da man in Ost-West- sowie Nord-Süd-Richtung immer recht gut abschätzen kann, wo man sich in etwa befindet. Zusätzlich geben markante Hochhäuser gute Orientierungspunkte ab. Beste Voraussichten also, um sich in den Straßenschluchten entspannt treiben zu lassen und dabei hinter jeder Straßenecke Neues zu entdecken.

Unser erster Gang am nächsten Morgen führt uns über die Des Voeux Road nach Central, wo unter anderem auch die Star Ferry nach Kowloon abfährt. Unterwegs kehren wir in einem chinesischen Schnellrestaurant ein, um zu frühstücken. Schnellrestaurant bedeutet dabei nicht, dass es sich dabei etwa um die Filiale einer Billigfraßkette handelt, sondern dass man es vor allem zu den Stoßzeiten gerne sieht, wenn die Gäste nach dem Aufessen möglichst schnell wieder verschwinden. So war man zunächst hocherfreut, uns Langnasen leckere Nudel- und Reisgerichte servieren zu können, schaute aber dann ungeduldig bis vorwurfsvoll zu unserem Tisch herüber, als wir nach Verschlucken der letzten Nudel noch ein wenig verweilen.

Es hat ein wenig zu regnen begonnen. Schon seit unserer Ankunft ist der Himmel dicht bewölkt, die Temperaturen liegen allerdings im mittleren 20er-Bereich, was recht angenehm ist. Hong Kong besitzt subtropisches und vom Monsum beeinflusstes Wetter, bei dem die Temperaturen allenfalls im Dezember / Januar auf unter 15 Grad Celsius fallen können.


Blick von der Star Ferry auf HK-Island
Wir marschieren weiter in Richtung Star Ferry Ableger. Diese Fähre, die seit 1888 Hong Kong Island mit Kowloon und somit dem Festland verbindet, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Heute wird das Meer auch von Auto- und U-Bahn Tunnels unterquert, doch die Star Ferry ist nicht zuletzt wegen der schönen Ausblicke auf die Skylines der beiden Stadtteile das Verkehrsmittel der Wahl. Wir werfen ein paar laue Münzen in den Automaten, erhalten eine Marke für das Drehkreuz und sitzen wenige Augenblicke später auf den Holzbänken eines der Boote. Gemächlich tuckern wir über das Wasser und bewundern das Panorama, bevor wir zehn Minuten später in Tsim Sha Tsui landen.

Hier führt unser erster Weg hinüber zur Promenade, von wo aus man die umwerfende Aussicht auf die weltberühmte Skyline Hong Kongs geniesst. Selbst jetzt, in der wolkig-regnerischen Atmosphäre dieses düsteren Tages, sind die in den Hang gebauten Hochhäuser eine Augenweide. Stundenlang könnte man hier stehen und auf das Häusermeer schauen. Es fällt uns schwer, uns loszureißen.


Tsim Sha Tsui, Promenade



Auf dem Victoria Harbour

Tsmin Sha Tsui


Nathan Road
In Tsim Sha Tsui tanzt der Bär. Das Herzstück des alten Hong Kong und die Spitze der Kowlooner Halbinsel ist mittlerweile zum Einkaufszentrum der Stadt mutiert, was an den Neonreklamen, den unzähligen Geschäften und nicht zuletzt dem unbändigen Gewusel auf den Bürgersteigen eindeutig abzulesen ist. Es gilt die Faustregel, dass wer es ruhiger und tiefgängig mag, am besten auf HK-Island, und wer es actionreich und umtriebig mag, eher in Tsim Sha Tsui aufgehoben ist. Dennoch war die Entwicklung der Festlandspitze eng mit dem vorgelagerten HK-Island verbunden, denn es war gerade die Einrichtung der Star Ferry Verbindung, die dem Stadtteil den entscheidenden Wachstumsimpuls verlieh.

Die meisten Sehenswürdigkeiten konzentrieren sich im Osten des Viertels, in Tsim Sha Tsui East. Hier befindet sich die Promenade mit der erhöhten Aussichtsplattform für den Panoramablick auf die Skyline HK-Islands. In unmittelbarer Nähe davon versucht sich der unscheinbare Clocktower vor einer veritablen Hochhauskulisse zu behaupten. Er ist das Überbleibsel des ehemaligen Endbahnhofs der Kowloon - Canton Railway (KCR) und dient heute als Postkartenmotiv und Glücksbringer für Verliebte, die sich gerne vor dem Türmchen fotografieren lassen. Östlich davon eröffnet das sichelförmige Gebäude des HK - Cultural Centre ein architektonisch faszinierendes Ensemble, das vom Museum of Art und dem Space Museum abgerundet wird.

Unbestrittener Mittelpunkt (nicht nur) dieses Viertels ist die nur als nervig zu bezeichnende Nathan Road, die den Südteil Kowloons komplett durchmisst. Sie ist die wichtigste aller Kommerzstraßen und damit automatisch laut, bunt, übervölkert und voller Schlepper. Das Preisniveau der angebotenen Waren (viel Unterhaltungselektronik) liegt hier allerdings nicht nennenswert unter dem deutschen. Die Nathan Road ist zudem Sitz unzähliger Hotels und Herbergen, angefangen von den düsteren Chungking-Mansions bis hin zu den teuersten Luxushäusern.


Harbour City Mall in der Canton Road
Uns fällt es nicht schwer, den Verführungen der schillernden Läden zu entsagen. Zum einen nämlich haben wir als Rucksackreisende kaum die Raumkapazitäten, um viel zusätzlichen Kram mit uns herumzuschleppen. Und zum anderen sehen die mondänen Einkaufsläden auf der ganzen Welt gleich aus, so dass wir nicht unsere kostbare Zeit für das Besichtigen kapitalistischer Konsum-Einheithsoptik verschwenden wollen. Statt dessen lassen wir uns ein wenig durch die Straßen Tsim Sha Tsuis treiben und genießen die anregende Umgebung.

Eine Rolltreppe durch die Stadt

Nach einem letzten Blick von der Promenade marschieren wir wieder zum Star-Ferry Anleger und lassen uns für laues Geld auf die andere Seite bringen. Über das Gewirr von Fußgängerbrücken erreichen wir schließlich den Anfangs- / Endpunkt der Mid-Level-Escalators, die den unteren Regionen von HK-Island mit den oberen Hanglagen (Midlevels) verbinden. Dabei handelt es sich um ein knapp einen Kilometer langes Rolltreppensystem, dessen Laufrichtung den Pendlerströmen folgt. Morgens kommt man so schnell und unkompliziert aus dem Mid-Levels ins Zentrum, und abends wieder in die für HK-Island typischen Wohngebiete, die aus schmalen, dafür aber extrem hohen Wohnhochhäusern bestehen. Wir tuckern die Rolltreppe bis zur Endstation in die Conduit Road hinauf und steigen über das Gewirr von Straßen, Sträßchen und Gassen wieder ab.


Komplex Union Square



Blick in Richtung Wan Chai


Bahnreisen bildet


Ausblick von den Mid-Level Escalators 1
Am letzten Abend speisen wir noch etwas Leckeres in einem vietnamesischen Restaurant (versehentlich) und wandern durch die Straßen von Sheung Wan. Nach einer wegen des Jetlags noch nicht ganz so geruhsamen Nacht geht es am nächsten Morgen mit dem Hotelshuttle zur U-Bahn Station Central. Vollbepackt wie wir sind, staunen wir nicht schlecht über die Dimensionen dieses unterirdischen Bahnhofes. Um zu unserem Gleis zu gelangen, müssen wir einen gefühlten Kilometer durch nicht enden wollende Gänge wandern, in denen sich hinter jeder Kurve eine erneute Röhre auftut. Ähnliches erwartet uns an der Umsteigestation Tsim Sha Tsui, wo es eine weitere unterirdische Marathonstrecke zurückzulegen gilt, um die U-Bahn zum Hauptbahnhof Hung Hom zu erreichen.

Dieser liegt im gleichnamigen Stadtteil, das bis vor einigen Jahren noch Teil des Südchinesischen Meeres war und das stolze Ergebnis aufwändiger Landgewinnungsmaßnahmen ist. Der Bahnhof ist ein moderner und geräumiger Bau, in dem erstaunlich ruhig zu geht - zumindest dafür, dass es der Hauptbahnhof einer Millionenmetropole ist. Wie in China üblich, ist hier alles bestens organisiert und die Passagierabfertigung ähnelt der in einem Flughafen. Zuerst werden die Fahrkarten kontrolliert, dann wird das Gepäck durchleuchtet und man wartet in einem speziellen Bereich auf das Boarding. Erst wenn der Zug eingelaufen ist, werden schließlich die Bahnsteige geöffnet und man kann einsteigen.


Ausblick von den Mid-Level Escalators 2
Wir sind ein wenig in Sorge, mit wem wir unser 4-Bett Abteil teilen müssen. Eigentlich wollten wir ein teures 2er-Abteil buchen, waren mit unserem Anliegen aber ein wenig zu spät dran. Dennoch, unsere ersten Eindrücke vom Innenleben des T100-Zuges nach Shanghai sind überaus positiv. Auf den Gängen liegt dicker Teppich und alles wirkt gepflegt und gediegen. Auch die Schlafabteile sind ausgesprochen geräumig und angenehm gestaltet. Mit unseren Mitreisenden haben wir Glück, es ist ein junges und offensichtlich besser situiertes Ehepaar - allerdings mit Kleinkind.

Auf die Sekunde pünktlich fährt der Zug ab und verlässt den Bahnhof. Eine Weile später rollen wir fast lautlos durch die New Territories, die Wohnvorstädte im Hinterland Hong Kongs, die aber noch nicht auf originär chinesischem Territorium stehen. Irgendwann bremst der Zug ab. An den Grenzanlagen ist zu erkennen, dass wir nun in die VR China einfahren. An den Fenstern ziehen die Hochhäuser von ShenZhen vorbei, jener hypermodernen Stadt, die noch vor wenigen Jahren ein beschauliches Fischerdorf war. 1980 beschloss man im Zuge der Doktrin "Ein Land, zwei Syteme", aus dem kleinen Kaff und seinem Umland eine Sonderwirtschaftszone zu errichten. Heute tummeln sich über 4 Millionen Einwohner und ungezählte Wanderarbeiter in der Industriestadt, die gemeinsam mit Guangzhou zur "Werkbank" Chinas geworden ist.

Im Zug werden unsere Fahrkarten gegen Platzkarten getauscht, und auch die Pässe werden registriert - übrigens auch die Personalausweise der chinesischen Mitreisenden. Eine derartige Mobilitätskontrolle wäre in Deutschland undenkbar, obgleich besonders konservative Innenpolitiker auch hierzulande feuchte Träume von so etwas bekommen. Die eigentliche Einreise in die VR China findet allerdings erst in Shanghai statt.

Der Vorteil vom Reisen mit der Bahn ist unbestritten jener, dass man immer aus dem Fenster sehen kann und enorm viel von der Landschaft mitbekommt. Diese ist in weiten Teilen allerdings wenig spektakulär. Im Grunde unterscheidet sich Südchina auf dieser Route kaum von flachen deutschen Landschaften, sieht man einmal von den gelegentlich auftauchenden Subtropengewächsen ab. Nur die vorbeiziehenden Städte sind von ganz eigenem Kaliber. Sie sind in der Mehrzahl grau, schmucklos und von trister Funktionalität geprägt. Keine Tempelchen und Pagoden, wie man das aus Bildbänden und Reprotagen kennt, nur grauer Beton. Fast schon ein wenig enttäuscht davon, sind wir um so gespannter darauf, was uns alles in Shanghai erwarten wird.


Im Bahnhof Hung Hom



Erste Eindrücke von der in der VR-China


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Karten

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    Region Hongkong - Guangzhou

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    Hongkong


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