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Abschnitt 8: Bangkok

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Bangkok und thailändische Konflikte


Blick über Bangkok
Was soll man alles über Bangkok sagen? Nach mittlerweile recht vielen Besuchen in dieser quirligen Metropole übt die Megacity nach wie vor eine ungebrochene Faszination auf uns aus. Daran konnten auch die politischen Querelen nichts ändern, die zwischen Anhängern des früheren thailändischen Premiers Thaksin Shinawatra ("Rothemden") und dessen Gegenspieler und aktuellem Premierminister Abhisit Vejjajiva ("Gelbhemden") ausgebrochen sind. Diese gipfelten in der Besetzung der internationalen Flughäfen Bangkoks durch die gelbe Hemden tragenden konservativen Royalisten, die so den Rücktritt Thaksin Shinawatras erzwingen wollten.

Unterstützt werden die Gelbhemden vom thailändischen Militär, das unliebsame, aber demokratisch gewählte Regierungen gerne auf dem Wege des Putsches beseitigt und ein großes Interesse an der Aufrechterhaltung der für Thailand typischen Klüngel- und Elitenherrschaft besitzt. Obgleich ihre rot behemdeten Gegenspieler ein sehr widersprüchliches Verhätnis zu Thaksin Shinawatra aufweisen, wird er von einem großen Teil dieser Bewegung unterstützt. Grund dafür ist im wesentlichen seine Politik zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der armen Landbevölkerung. Dennoch hat sich die Rothemden-Bewegung zu einer eigenständigen Bürgerrechtsbewegung entwickelt, die für eine "reale Demokratie" eintritt, die das als diktatorisch empfundene Regime der hohen Militärs und ihrer Zuspieler aus der wirtschaftlichen und königsnahen Eliten beseitigen soll. Letztlich geht es um die politische Weichenstellung nach dem Tod des Königs Bhumibol Adulyadej, der im Alter von 82 Jahren der zurzeit am längsten regierende Monarch der blaublütigen Welt ist.


Der 247 Meter hohe State Tower
Auch während unserer Reise brodelte es gewaltig in Bangkok. Nicht einmal zwei Wochen vor unserer Ankunft war der Notstand durch die Regierung Abhisit ausgerufen worden, weil Thaksin Shinawatra seine Anhänger vom Exil aus zum Volksaufstand aufgerufen hatte, was die Spannungen in der Hauptstadt nachhaltig erhöhte. Zuvor hatten Regierungsgegner den ASEAN-Gipfel gesprengt, der zur gleichen Zeit in Bangkok tagte. Kurz vor unserer Ankunft war der Notstand wieder aufgehoben worden, was die Führung der Rothemden zum Anlass nahm, weitere Demonstrationen zu planen.

WIr haben uns - so weit es ging - im Vorfeld über die Situation vor Ort informiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass trotz allem nichts gegen den Aufenthalt in Bangkok spricht. Zum einen ist die Riesenstadt groß genug, um eventuellen Krawallen und Menschenaufläufen aus dem Weg gehen zu können, und zum anderen sind wir der Meinung, dass man ausländischen Besuchern gegenüber nicht aggressiv auftreten wird. Solange man also den Flughafen in Ruhe lässt, ist alles in Butter.

Soweit wir uns ein Bild über die Lage in Thailand verschaffen können, was angesichts der Komplexität des politischen Konfliktes nicht gerade einfach ist, sympathisieren wir mit dem Lager der Rothemden. Die Ziele dieser im Grunde linksorientierten Demokratiebewegung sind unserer politischen Einstellung näher, als die der konservativen Royalisten, die im wesentlichen an der Aufrechterhaltung ihrer Pfründe interessiert sind und einer demokratischen Beteiligung der benachteiligten Mehrheit im Lande äßuerst skeptisch gegenüberstehen.


Zimmer in der 55. Etage
In nicht ganz harmonischem Einklang mit unserer linken Einstellung lassen wir in es Bangkok allerdings so richtig krachen. In einer Stadt, in der man locker für eine umgerechnete Handvoll Euro übernachten kann, haben wir uns in einem 5-Sterne Luxushotel einquartiert, das sich im zweithöhchsten Gebäude der Stadt befindet, dem 247 Meter hohen State Tower. Damit wir davon auch zur Genüge profitieren können, logieren wir in einer Deluxe-Suite des Lebua at State Tower Hotels in der 55. Etage des Giganten. Und damit nicht genug, denn als einer der wenigen Wolkenkratzer auf dem Globus verfügt das Gebäude über begehbare Außenbalkons in dieser schwindelerregenden Höhe. Alles gute Gründe für drei Übernachtungen zu umgerechnet je 70 Euro, die sich jedoch mehr als lohnen. Tagsüber durch die Straßen schlendern und abends über fast allen Dächern der riesigen Stadt ein Bier trinken - besser kann man seine Zeit in Bangkok kaum verbringen.

 :Website des Lebua at State Tower


Blick nach unten


Blick in Richtung Thonburi


Bangkok by Night

Ankunft in der Megacity


Am Thanon Charoen Krung
Am nicht mehr ganz so frühen Morgen erreichen wir den Dunstkreis Bangkoks. Langsam und mit mehreren Stopps rollt der Zug durch die nicht enden wollenden Vororte der Metropole. Mit einiger verspätung erreichen wir schließlich am frühen Vormittag den Hauptbahnhof Hua Lampong und steigen aus lauter Faulheit in das nächste Taxi. Nach der Ankunft im Lebua geleiten uns mehrere Livrierte ins gediegene Innere. Die Eincheckprozedur erledigt man hier nicht im Stehen am Rezeptionstresen, sondern in tiefen Ledersesseln. Den Papierkram wird einem abgenommen und derweil woanders erledigt.

Anschließend geleitet uns eine Angestellte in die 55. Etage zu unseren Gemächern. Die Deluxe-Suite ist größer als unsere Wohnung in Lübeck und zudem gediegener ausgestattet und nicht zuletzt auch aufgeräumter als diese. Wir müssen eine Enthaftungserklärung unterzeichnen, mit der wir die volle Verantwortung für Schäden übernehmen, die mit dem Außenbalkon in Verbindung stehen. Ebenso verplichten wir uns, keine Gegenstände mit hinaus zu nehmen und keine Kinder auf den Balkon zu lassen. Erst dann schließt die Dame die Balkontür auf und wir genießen zum ersten mal den grandiosen Ausblick auf Bangkok - diesmal aus knapp 200 Metern Höhe. Trotz dieses einmaligen Ausblicks scheinen sich nur wenige Gäste ihre Balkone haben aufschliessen lassen, denn auch in der Folgezeit sehen ist außer uns niemand auf einem Balkon zu sehen. Und da wir in einer der obersten Etagen logieren, müssen wir es wissen.


Straßimpression
Obwohl wir sehr früh dran sind, steht unser Zimmer schon für uns bereit. Das Frühstücksbuffet müssen wir an diesem ersten Tag allerdings separat bezahlen, da es noch außerhalb unseres Buchungszeitraumes liegt. Auch hier zeigt sich unaufdringlicher Service und gediegener Luxus. Aufmerksame Kellner sorgen dafür, dass Kaffeetasse und Saftglas stets gefüllt sind. Nachdem wir uns am reichhaltigen und ausgesprochen leckeren Buffet die Teller gefüllt haben, nimmt uns diese das höfliche Personal aus den Händen und trägt sie an unsere Tische. Bevor wir uns hinsetzen, werden die Stühle abgerückt und für uns in Position geschoben, erst dann wünscht man uns mit einem leisen "Enjoy!" einen guten Appetit. Erstklassiger Service, der zunächst ein wenig ungewohnt ist und den wir jedoch schnell zu schätzen lernen.

Im Laufe unseres Aufenthalts im Lebua merken wir auch, dass unsere Suite mehrmals am Tag gereinigt wird. Ein peinliche Erkenntnis beim ersten Mal, da wir unsere Suite in gewohnter Manier unaufgerämt verlassen haben. Als nach unserer Rückkehr auch gebrauchte Unterhosen und ähnlich unschönes Zeug ordentlich auf den Sesseln liegt, achten wir fortan auf mehr Ordnung. Auch werden abends die Bettdecken liebevoll zurückgeschlagen, die Puschen vor die Betten gestellt und eine Wetterprognose für den kommenden Tag aufs Bett gelegt. Alles in allem erhält das Lebua at State Tower damit das Prädikat des besten Hotels unserer gesamten Reise.


Blick von der Skytrain-Station Saphan Taksin nach Süden


Silom Road, Blick auf den Gems-Tower


Skytrain-Trasse über dem Thanon Rama IV

Schwitzen und Shoppen


Chinatown
Da wir Bangkok bereits sehr gut kennen, lassen wir es stressfrei angehen. Wir müssen nicht mehr von einer Sehenswürdigkeit zur n&aunl;chsten hechten, sondern können uns in Ruhe recht schnöden Dingen widmen, wie etwa einem Bummel durch die modernen Shopping-Malls in der Umgebung des Siam Square. Auch ist Bangkok als solches eine Sehenswürdigkeit für sich, die man natürlich zu Fuß am allerbesten erkunden kann. Und so wandern wir per Pedes vom Hotel zum modernen Einkaufsviertel Pathumwan, wobei wir derart von unseren Bangkokkenntnissen überzeugt sind, dass wir nicht einmal einen Stadtplan einpacken. Am Ende der hektischen Silom-Road, etwa in Höhe des schlüpfrigen Rotlichtviertels Patpong, beginnt die Orientierung im Gewimmel der kleinen Gassen und riesigen Verkehrsadern ein wenig zu bröckeln. In der Theorie ist Stadtstruktur Bangkoks gut zu überschauen, doch im reizüberflutenden Mikrokosmos überfüllter Straßen und Fußwege bei feuchtheißen 35 Grad im Schatten werden sicher geglaubte Gewissheiten schnell zu vagen Vermutungen.

Bevor die Stimmung zu sinken beginnt, besorge ich in einem Reisebüro den rettenden Stadtplan. Schon nach einem knappen Kilometer kleben uns die nassen Klamotten auf der Haut und wir ertappen uns dabei, die per Aircondition gekühlten Innenr¨me der Shoppingmalls zu erreichen. Am Siam Square tauchen wir schließlich ein in die angenehme Shoppingwelt der thailändischen Hauptstadt. Viel kaufen können wir als Rucksacktouristen indes nicht, denn alles, was wir hier aus den Regalen müssen wir spätestens bei unserer Abreise im knappen Raum unseres Gepäcks verstauen. Immerhin diszipliniert uns diese Tatsache, so dass der Einkaufsbummel eher eine Warenbeschau ist - Geschäfte als Museen der Konsumkultur.

Yaowarat Road


Zurück im Hotel statten wir erstmal dem Pool einen ausgedehnten Besuch ab, bevor es in der beginnenden Abenddämmerung auf der Suche nach einem Restaurant für das Abendmahl in Richtung Chinatown geht. In vielen Reiseführern steht geschrieben, dass Bangkok ein einziges Freiluftrestaurant sei, in dem man an jeder Ecke etwas leckeres zu Essen erhalten könne. Für die Gegend zwischen Silom Road und Thanon Yaowarat trifft das allerdings nicht im Geringsten zu. Wohin wir auch schauen, weit und breit ist kein passendes Restaurant zu entdecken. Nicht einmal ein unpassendes. Erst im Dunstkreis Chinatowns sieht die Lage besser aus, doch uns sind Preise und Speisen der chinesischen Fischrestaurants suspekt und Lust auf einen abgasgerä,ucherten Garküchenimbiss haben wir auch nicht. Mittlerweile ist es dunkel geworden und die Mägen hängen uns in den Kniekehlen.

Das exotische Trtreiben im abendlichen Chinatown lenkt uns allerdings ein wenig von unserem Hunger ab. Am Thaonon Charoen Krung sitzen unzählige Menschen auf dem Trottoir und verkaufen wie auf einem riesigen Straßenflohmrkt allerhand Sachen. Es ist eng und wir schieben uns durch die Menschenmenge. In der Luft liegt ein Gemisch aus würzigen Gerüchen und Abgasgestank, während sich das Stimmengewirr der Menschen mit dem Lärm der New Road vermischt. Stromkabel hängen kreuz und quer an den Häusewänden und manchmal tropft uns das Kondenswasser der ewigen Klimaanlagen in den Nacken - genau so sieht der ferne Orient aus! Abgesehen vom Hunger fühlen wir uns pudelwohl.

Auf dem Weg zurück zum Hotel verlassen wir die großen Straßen und schlendern durch dunkle Seitengassen; immer in der Hoffnung, irgendwo ein billiges Restaurant zu finden. Die Seitengassen des Thanon Charoen Krung sind jeweils von speziellen Gewerken geprägt. So gibt es ganze Straßenzüge mit Schlosserbetrieben, Tischlereien oder ähnlichem. Ein Restaurant finden wir erst am Ende unserer Odyssee durch Bangkok, kurz bevor wir aus purer Verzweiflung in einem der unvermeidlichen 7-eleven-Läden gekühlte Sandwiches oder Krabbenchips kaufen. Gestärkt mit gebratenem Reis, bringen wir dann den letzten Kilometer zum Hotel hinter uns.


Chinatown, Thanon Charoen Krung



Ruhige Nebenstraße der New Road



Kreuzung vor dem State Tower (re.)


Abschied von Südostasien


Moderne Architektur (links der State Tower)
So vergehen drei entspannende Tage in einer unserer Lieblingsstädte. Morgens schlagen wir uns am üppigen Frühstü,stcksbuffet die Mägen voll, tagsüber schlendern wir durch die Straßen der Megacity und abends trinken wir leckeres Chang-Bier hoch über den Dächern der Stadt.

Bevor es nach Dubai geht, heißt es jedoch noch einige spezielle Besorgungen zu machen. Da alkoholische Getränke in dem muslimischen Land nur in Hotels zu haben sind, zum Ausgleich dafür aber jeweils zwei Liter Schnaps pro heidnischer Nase eingeführt werden dürfen, statten wir einem kleinen Getränkeladen noch einen besuch ab und kaufen einen Vorrat Mekong-Whisky.

Ein Taxi bringt uns am letzten Bangkoker Tag schließlich zum Flughafen Suvarnabhumi, von wo es nach Dubai geht, unserer letzten Station vor der Rückkehr nach Deutschland. Uns ist ein wenig mulmig, da wir nun endgültig das östliche und südöstliche Asien verlassen. In Vorderasien erwarten uns nicht nur eine völlig andere Kultur, sondern auch noch höhere Temperaturen als im tropischen Thailand. Wir sind mehr als gespannt.





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