Radreise in das Memelland, nach Ostpreussen und Masuren, Abschnitt 1: Memelland


Die Memel bei Bitenai (Bitehnen)

Kiel - Klaipėda

[Etappe 1, Hotel Kiel - Ostuferhafen: 11,83 km]

[Etappe 2, Fähranleger Klaipėda - Hotel & Rundfahrt Klaipėda: 30,14 km]



Ausfahrt aus Kiel
Kaum eine Himmelsrichtung ist so sehr mit Vorurteilen behaftet, wie der Osten. Im Osten wohnt alles böse, und je weiter man nach Osten kommt, desto gefährlicher wird es. Ressentiments, die nicht nur zahlreiche Westdeutsche Millionen von Ostdeutschen um die Ohren schlagen. Auch unser schönes Nachbarland Polen ist davon betroffen: Schließlich wohnen da nur Autodiebe und sonstige Verbrecher. Wir sind auf unserer Umrundung des Stettiner Haffs (der Vor-Urlaub) einer Radlerin begegnet, die sich auf ihrer Tour entlang des Oder-Neiße-Radwegs tatsächlich nicht getraut hatte, mal einen Abstecher nach Polen zu machen. Aus purer Angst. Und wir wollen sogar noch weiter nach Osten, nämlich nach Litauen.


Einfahrt ins Memeler Tief
Doch jetzt wollen wir erst einmal in des Osten der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Mit dem Zug sind wir am Vorabend angekommen und haben in einem kleinen Hostel genächtigt. Nun stehen wir vor den gepackten Reiserädern und wollen zum Ostuferhafen.

Auch westdeutsche Städte leiden unter einem West-Ost-Gefälle. Ob eingebildet oder tatsächlich, sei einmal dahingestellt. Im Falle Kiels mag da durchaus etwas dran sein, denn der Ostteil der Stadt, also jene Gebiete östlich der Förde, sind nicht gerade die Vorzeige-Stadtteile. Gut, Kiel ist generell keine besonders schöne Stadt. Aber östlich der Förde sieht alles noch einen Ticken trister, grauer und öder aus.

Und erst der Ostuferhafen. Hier legen nur die drögen Fracht- und LKW-Fähren ab. Die glamourösen Kreuzfahrtschiffe und -fähren dürfen die Kieler Luft in unmittelbarer Altstadtnähe verpesten. Über dreizehn Kilometer müssen wir radeln, bis wir endlich am Ostuferhafen sind. Endlich auf der Fähre warten wir mit einem finnischen Bier auf die Abfahrt. Bei schönstem Sonnenschein verlassen wir ein wenig später die Kieler Förde.

Ebenfalls bei bestem Wetter laufen wir einen Tag später ins Memeler Tief am nördlichen Ende der Kurischen Nehrung ein. Hier befindet sich mit den gigantischen Hafenanlagen von Klaipėda Litauens einziger Seehafen. Und dieser erstreckt sich praktisch vom nördlichen Ende der Stadt bis zu ihrem südlichen Endpunkt - also weit über zehn Kilometer.

Und wie das Seefahrerschicksal es will, ist unsere Anlegestelle genau die allersüdlichste, die Klaipėda zu bieten hat. Sie befindet sich schon außerhalb der Stadt. Weiter außerhalb geht kaum mehr.


Klaipėda, Hafenanlagen


Klaipėda, Hafenanlagen


Man beachte den gut ausgebauten Radweg

Am frühen Nachmittag spuckt uns die Fähre an der abgelegensten Anlegestelle aus, die die riesigen Hafenanlagen Klaipėdas zu bieten haben. Von hier aus müssen wir erst einmal wieder umständlich in die Stadt hinein radeln. Zum Glück gibt es sofort Radwege. In dieser Hinsicht ist Litauen ein recht vorbildliches Land.


Klaipėda
Unser kleines Hotel befindet im südlichen Teil der Stadt inmitten eines Plattenbauviertels, ist aber recht gut zu finden. Klaipėda selbst ist mit knapp 163.000 Einwohnern Litauens drittgrößte Stadt und gleichzeitig das Tor zur Ostsee. Interessant ist die Stadtfläche: Während sich Klaipėda in Nord-Süd-Richtung über knapp 15 Kilometer ausdehnt, sind es in Ost-West-Richtung nicht einmal fünf.

Touristisch interessant ist dabei nur das recht kleine Areal der wiederaufgebauten Altstadt, das im nordöstlichen Viertel der Stadt liegt. Hier befindet sich der berühmte Simon-Dach-Brunnen, der Theaterplatz und die rechtwinklig angelegten Altstadtgässchen. Alles andere sind mehr oder weniger uninteressante Industrie-, Hafen- und Wohngebiete.

Letztere sind jedoch erstaunlich gut mit Fahrradwegen erschlossen. Und auch bemüht man sich um eine Auflockerung der Plattenbauviertel durch ausgedehnte Grünanlagen. Klaipėda ist also nicht überall schön anzusehen, dafür wohl relativ gut zu bewohnen. Auch an Einkaufszentren mangelt es nicht, dafür sind Restaurants außerhalb der Altstadt eher selten. Findet man dann aber doch eins, hat die längere Suche auf jeden Fall die Reisekasse geschont.


Klaipėda


Klaipėda


Klaipėda, Kirche Joseph der Arbeiter

Klaipėda (Memel) - Šilutė (Heydekrug)

[Etappe 3, 70,04 km]


Das war denn auch der letzte Radwegweiser...
Aus Klaipėda herauszufinden, ist nicht allzu schwer. Und auch nicht, vorbei am riesigen Zentralfriedhof nacht Ketvergiai (Kettvergen) zu radeln. Kurz vor der Brücke über das Flüsschen Minja (Minge) zeigt ein hochwichtiger Radwegweiser an, dass wir nach rechts abbiegen müssen. Und da es sich dabei nicht um irgendeinen lokalen Trampelpfad, sondern um einen Ausläufer des internationalen Radfernwegs R10 handelt, folgen wir ohne Bedenken.

Leider stellen wir schnell fest, dass keine weiteren Wegweiser mehr folgen. Und das ist um so ärgerlicher in einem Gelände, das nicht viel mehr als kleine Feldwege zu bieten hat. Zum Glück ist die autobahnähnliche 141 in Sichtweite, so dass wir uns an ihr orientieren können. In Dituva (Dittauen) ist dann Schluss mit Lustig und wir bleiben lieber wieder auf der Hauptstraße.


In Priekulė (Prökuls)
Das ehemalige Dittauen ist kein Hort besonderer Schönheit. Das trifft dann schon eher auf Priekulė (Prökuls) zu. Hier lassen wir uns ein kühles Bier schmecken, denn die Sonne brennt vom Himmel und macht durstig - ideales Fahrradwetter also. Und ja, Bier ist selbstverständlich das ideale Getränk für Radfahrer an heißen Tagen. Jedenfalls dann, wenn zwischen den Bieren ab und zu auch mal Wasser zu sich nimmt.

Gut gestärkt geht es weiter nach Dreverna (Drawöhnen) am Ostufer der Kurischen Nehrung. Vorher überqueren wir noch den schnurgeraden König Wilhelm-Kanal, der früher die Memel über die Minja mit Klaipėda verband. Dadurch sollten gefährliche Überfahrten über die Nehrung überflüssig gemacht werden. Heute dient er nur noch den Mücken als Kinderstube.


In Priekulė (Prökuls)
Zwischen Svencelė (Schwenzeln) und Kintai (Kinten) rauscht die Wegequalität schnell in den Keller. Vor allem der geschotterte Waldweg vor Kintai gleicht einem Rüttelbrett, was den gelegentlich entlang donnernden LKW zu verdanken ist.

Das idyllische Kintai stimmt uns schnell wieder versöhnlich. Nun muss nur noch die langweilige Landstraße gemeistert werden, die vorbei an den ausgedehnten Moorgebieten des Augustumaler Bruches endlich nach Šilutė führt. Es ist so heiß, dass der Asphalt weich wird. In Šilutė ist dann endlich wieder ein Bier fällig. Geschlafen wird, wie auch im letzten Jahr, im traditionsreichen Hotel Deims.

Šilutė, oder das frühere Heydekrug, zählt zu den schönsten Städten Litauens. Und das nicht etwa deshalb, weil es hier besonders viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gäbe. Šilutė besticht vor allem durch seine Ursprünglichkeit: An vielen Orten könnte man meinen, die Zeit sei am Ende des neunzehnten Jahrhunderts stehen geblieben. Da gibt es noch die alte Feuerwache und das alte Bahnhofsgebäude mit der zweisprachigen Aufschrift Klaipėda - Memel - Šilutė - Heydekrug. Am alten Marktplatz stehen noch ganze Häuserzeilen aus ostpreussischer Zeit. Man würde sich nicht wundern, käme plötzlich Herrmann Sudermann um die Ecke gelaufen.


König-Wilhelm-Kanal bei Dreverna


Frank Spatzier am Herrmann Sudermann Denkmal in Šilutė (Heydekrug)


Kleinstadt-Idylle am Flüsschen Šyša (Šilutė)

Šilutė - Žalgiriai (Bismarck) - Lumpėnai (Lompönen)

[Etappe 7, 71,38 km]

Die Moorkolonie Bismarck


Žalgiriai - Bismarck
Ja, ja, der gute alte Herrmann Sudermann. Wie kaum ein anderer Schriftsteller hat er das frühere Leben der Menschen im Memelland in die heutige Zeit hinübergerettet. Dies tut er besonders eindringlich mit seinem Novellenband Litauische Geschichten. Eine besondere Rolle spielt dabei die Novelle "Jons und Erdme" in der die harten Lebensbedingungen der Menschen in der Moorkolonie Bismarck im Rupkalwer Moor geschildert werden.

Diese Kolonie entwickelte sich südlich der Landstraße von Heydekrug nach Ruß (Rusnė) und östlich des Athmath-Stromes (Memel-Hauptarm). Nach der Fertigstellung der Straße (1873) begann man mit der Kolonisierung des Moores, legte Entwässerungsgräben und befahrbare Wege an.

Für die Verpachtung der Parzellen (1 - 1,2 ha) war es wichtig, dass der Pächter körperlich gesund, unbescholten und noch nicht allzu alt war (max. 40 Jahre). Schließlich hatten die Pächter die Parzellen aus eigener Kraft zu bebauen und zu bewirtschaften. Erschwert wurde das Leben im feuchten Moor durch die jährlichen Hochwasser mit zum Teil verheerenden Überschwemmungen.


Eines der wenigen Gehöfte der ehemaligen Kolonie Bismarck
Bis zum Zweiten Weltkrieg löste sich die Kolonie langsam auf. Heute ist nicht mehr viel davon übrig, nur noch vereinzelte Spuren lassen sich in den dichten Wäldern finden. Ein Schild erinnert daran, dass sich hier ein Stadtteil namens Žalgirai (Bismarck) befindet, der aus nicht mal einer Handvoll einzelner Gehöfte besteht.

Ein paar hundert Meter weiter schlängelt sich ein botanischer Lehrpfad durch den Wald, von dem seit einer Überschwemmung allerdings nicht mehr viel übrig ist. Dort kann man sich bis zur Sudermann-Eiche durchschalgen, sofern man vorher nicht von den Mückenschwärmen ausgesaugt worden ist.

Ansonsten überwuchert ein zunehmend undurchdringlicher Sumpfwald dieses historisch so faszinierende Gelände.



Tatamischken gibt′s nicht mehr


Wegweiser nach Tatamischken
Auf einem Wegweiser prangt groß das Wort Tatamiškiai, also Tatamischken. Doch nach den angekündigten zwei Kilometern stehen wir nur an der Schotterstraße, die von Rusnė nach Plasėkiai (Plaschken) führt. Tatamischken war schon winzig, als es noch so hieß. Heute ist davon gar nichts mehr übrig.

Wir machen uns auf den Weg nach Süden. Das Radeln ist im tiefen Schotter nicht immer einfach, manchmal erreichen wir nicht einmal zehn Stundenkilometer. Auch die Landschaft ist nicht allzu abwechslungsreich - vor allem nicht in diesem tristen Wetter.

Irgendwann prescht ein Geländewagen heran und ein Uniformierter verlangt unsere Ausweise. Wir befinden uns im unmittelbaren Grenzgebiet, denn in der Mitte der Memel verläuft die Grenze zu Russland. Da will man schon wissen, wer sich hier herumtreibt.


30 Kilometer Schotterweg
In Plaškiai (Plaschken) verlassen wir den Schotterweg, der auf knapp 30 Kilometern Länge für Rüttelkur gesorgt hat. Leider vergesse ich, die markante Kirchruine zu fotografieren. Nun geht es auf die große Landstraße 121, auf der es verkehrstechnisch nicht mehr ganz so idyllisch zugeht, wie auf dem Schotterweg. Zum Ausgleich können wir Kilometer machen.

In Pagėgiai (Pogegen) ist es mal wieder Zeit für ein Bier. Die Kleinstadt entspricht in ihrer Anlage noch dem historischen Vorbild, was sich vor allem in den breiten Straßen und dem zentralen Park widerspiegelt. Auch die alte Bausubstanz ist weitgehend erhalten geblieben oder wurde originalgetreu rekonstruiert.

Weiter geht es nach Lumpenai (Lompönen), wo wir in der alten Schule (gegründet 1736) eine Unterkunft gefunden haben. Die alten Räumlichkeiten wurden zu einem Hotel- und Gastronomiebetrieb umgebaut. Besonders interessant ist, dass man das historische Mobiliar beibehalten hat. Ein sehr netter, empfehlenswerter aber auch leicht gruseliger Ort zum Übernachten.


Pagėgiai (Pogegen)


In Bitenai (Bittehnen)


Verlassener Friedhof bei Bardinai (Bardehnen)

Tagesausflug zum heiligen Berg Rombinus und nach Bitenai (Bittehnen)

[32,09 km]

Der Rambynas (Rombinus)


Hochzeitsfotos auf dem Rombinus - mit unseren Rädern
Heilige Berge gibt es so einige auf dieser Welt. Der berühmteste unter ihnen ist sicher der Mt. Kailash in China, Ziel so manch abenteuerlicher Pilgerreise. Viel kleiner als der Sechstausender aus dem Transhimalaya ist der Rambynas (Rombinus) an der Memel, der es gegenwärtig auf recht bescheidene 46 Meter bringt.

Doch Masse muss nicht unbedingt Klasse bedeuten, und das schon gar nicht in spirituellen Dingen. Der Rombinus diente bereits den Prußen als Opferberg, also jenem heidnischen Volksstamm, aus dem nach vielen Wirren die Preußen hervorgegangen sind. Aus dem Jahr 1390 wird überliefert, dass der Berg Ordensrittern als Übernachtungsstation diente.

Überliefert ist ebenfalls die Geschichte, dass ein Müller den Opferstein des Rombinus als Mühlstein missbrauchen wollte, was den Groll irgendeines Gottes und damit die Zerstörung des Berges zur Folge hatte. Bestätigt ist, dass der Berg tatsächlich einige Male Masse lassen musste. Einmal infolge eines Sturmes, als ein 400 m langes Erdstück in die Memel gespült wurde (1865). Und ein anderes Mal, als ein 116 m langer Erdstreifen in die Memel polterte. Um die Götter des Berges nicht noch weiter in Wut geraten zu lassen, hat man wieder einen schönen Opferstein auf seinem Gipfel platziert. Darüber hinaus wurde 1992 der 4.520 ha umfassende Regionalpark Rambinus zum Schutz der Natur gegründet.


Neuer Opferstein auf dem Rombinus
Von etwaigen kultischen Bedeutungen abgesehen, dient der Berg heute vor allem als Ausflugsziel. Besonders beliebt ist er als Kulisse von Hochzeitsfotos sowie als Aussichtspunkt. Von oben schweift der Blick über die Memelschleife bis Neman (Ragnit) im Kaliningrader Gebiet oder zur russischen Grenzstadt Sovetsk (Советск, Tilsit).

Es lässt sich prima mit dem Rad von der alten Schule über Bardinai (Bardehnen) zum Rombinus und weiter nach Bitenai (Bitehnen) fahren. An vielen Stellen gibt es zusätzliche Aussichtspunkte mit Sitzbänken oder sogar Tischen. Auf seine Kosten kommt, wer sich für Friedhöfe interessiert. Die Gegend um die Rombinus ist reich an verlassenen protestantischen Friedhöfen, wie etwa bei Bardinai oder bei Uzbicai. Im Unterschied zu diesen beiden ist der Friedhof von Bitenai bestens gepflegt. Dort liegt auch das Grab des Volksdichters Wilhelm Storost (Vydunas).




Unten an der Memel (rechtes Ufer: Russland)
Verlässt man Bitenai auf der Straße entlang der Memel nach Süden, kommt man zu toten Memelarmen. Auch wenn auf den Wegweisern vorher auf so etwas wie Bade- und Zeltmöglichkeiten hingewiesen worden ist, wirkt diese Gegend reichlich langweilig auf uns. Wenn man wirklich seine Ruhe haben möchte, kann hier sicher in aller Abgeschiedenheit sein Zelt errichten.

Eine schöne Einkaufsmöglichkeit gibt es übrigens in Bardinai. Der kleine Laden führt das Nötigste zu Essen, Limo, Wasser, Bier und eine sehr reichliche Auswahl an Vodka.






Blick vom Rambynus in Richtung Sovetsk (Tilsit, RUS)


Blick vom Rambynus in Richtung Neman (Ragnit, RUS)


Blick auf den Rombinus von unten

Tagesausflug nach Panemunė und ein sehnsüchtiger Blick hinüber nach Советск (Sovetsk, Tilsit)

[46,73 km - incl. Einkaufen in Pagėgiai und Tour zum Rombinus]


Im Grenzgebiet
Dass wir einen Fehler gemacht haben, wird uns erst auf dem Weg nach Sovetsk (Tilsit) bewusst. Denn die alte Stadt liegt jenseits der Memel und damit auf Kaliningrader Gebiet. Und damit unerreichbar für uns, die wir kein Visum besitzen. Hätten wir eines, so könnten wir nicht nur das alte Tilsit besuchen, sondern unseren Weg nach Masuren durch die Oblast fortsetzen. Ohne Visum bleibt uns nur der sehnsüchtige Blick über die Memel. Und die Notwendigkeit, einen lästigen Umweg durch Süd-Litauen zu radeln.

Egal. Jetzt bleibt uns nur, das Beste daraus zu machen und Sovetsk von Panemunė aus zu bestaunen. Von unserer alten Schule aus geht ein Schotterweg fast bis nach Panemunė. Westlich von Pagėgiai stößt der ruhige und praktisch verkehrslose Schotterweg auf die autobahnähnliche E77 nach Sovetsk. Der Verkehr darauf hält sich heute zum Glück in Grenzen.


Schotterweg nach Panemunė
Nach einigen Kilometern rollen wir in Panemunė oder Übermemel ein. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte das Städtchen zu Tilsit und bestand aus wenigen Gehöften, einigen Gastwirtschaften und einem kleinen Bahnhof. Heute ist das 600-Eiwohner-Dorf Litauens kleinste eigenständige Stadt mit Stadtposten und Sitz eines bedeutsamen Grenzübergangs zum Kaliningrader Gebiet.

Wahrzeichen und bedeutendstes Bauwerk ist die Lousienbrücke (Königin-Louisen-Brücke) über die Memel. Früher bestand sie aus drei großen Brückenbögen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind. Stehen geblieben ist das im Barockstil erbaute südliche Brückenportal mit seinen zwei Türmchen.




Ortseingang Panemunė
Davon abgesehen ist Panemunė eine typische Grenzstadt: öde, schmuddelig und verkehrsreich. Ein Ort, der nicht zum Verweilen, sondern für die Durchreise konzipiert ist. Aber es gibt eine überdachte Sitzbank, von der aus man einen wunderbaren Blick auf Sovetsk hat. Und so lassen wir unsere Blick bei einem gemütlichen Bier auf die russische Seite schweifen und träumen von einem Visum.

Sovetsk ist mit knapp 42.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Kaliningrader Gebiet und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Hier wurde nicht nur der berühmte Käse erfunden (Tilsiter), sondern Eisen gegossen und Maschinen gebaut. Tilsit wurde im Zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört, so dass die organisch gewachsene opstpreußische Stadt noch gut zu erkennen sein soll.


Panemunė


Königin-Louise-Brücke


Советск

[Gesamtkilometer: 262,21]

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