Russland (Kaliningradskaja Oblast′, Kaliningrader Gebiet)

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Ankunft in Kaliningrad (links die Alte Börse, daneben der Dom)

Auf nach Russland!

[Etappe 6: Frombork - Kaliningrad; 75 km]


In Braniewo
Als ich 2010 das erste Mal von Frombork nach Kaliningrad radelte, herrschte bestes Wetter. Kaiserwetter könnte man sagen, also jenes Wetter, das wohl das liebste des alten Kaiser Wilhelm war - Sonnenschein satt, keine Wolke am Himmel. Zu Wilhelms Zeiten gab es noch kein Kaliningrad. Allerdings schon ein Kind namens Michail Iwanowitsch Kalinin, das in Jakolewskoje aufwuchs und später einmal Stellvertreter Stalins werden sollte.

An dieser geografischen Stelle gab es damals die Stadt Königsberg, die alte Hauptstadt der Provinz Ostpreußen, Keimzelle der Preußischen Kultur und Tradition mit über 700-jähriger Geschichte. Einer recht ungewöhnlichen Geschichte übrigens, da das "Preußentum" gemeinhin als ein wichtiger Bestandteil der deutschen Nationalkultur und -identität gilt. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass die Pruzzen - also die unmittelbaren Vorfahren der Preußen - ein heidnisches Volk aus dem samländisch-litauischen Ostseeraum waren. Mit eigener Sprache, eigenen Riten und eigener Götterwelt.


Braniewo, Kirche
Doch wieder zurück zum Kaiserwetter. Hier schließt sich der Kreis zu meiner ersten Ostpreußenreise, denn die Sonne verwöhnt uns auch heute nach allerbesten Kräften. Es gehört sich einfach so, Kaliningrad ist eine Sommerstadt.

Am frühen Vormittag holen wir unsere Räder aus der Hotelgarage, packen das Gerödel auf und radeln los. Über eine schattige Allee geht es nach Braniewo, dem ehemaligen Braunsberg. Schon hier haben wir historischen Asphalt unter den Laufrädern, denn die polnische Landstraße 54 ist die frühere Reichsstraße 1, die Verbindung zwischen Berlin und Köingsberg. Für eine Fernstraße von derart hoher Bedeutung fällt die Landstraße jedoch recht gemütlich aus. Schon lange rollt der Hauptverkehr einige Kilometer südlich über die Fernstraße 22 von Polen ins Kaliningrader Gebiet und zurück. Gut für uns, denn der Verkehr hält sich in sehr erträglichen Grenzen.


Wechselstube in Gronowo
Braniewo (Braunsberg) war eine bedeutende Stadt, die durch ihre Lage im unmittelbaren Grenzgebiet zur russischen Exklave viele Benachteiligungen erleiden musste. Dennoch überrascht sie mit einer angenehmen Atmosphäre und der wuchtigen Katharinenirche.

Die fünf Kilometer von Braniewo nach Gronowo (Grunau) vergehen wie im Fluge. Die Straße führt an Knoblauchfeldern vorbei, einem unserer Lieblingsgemüse (sehr zum Leidwesen unserer Mitmenschen). Gronowo ist ein typischer Grenzort: hässlich, uninteressant, bloß eine Durchgangsstation. Niemand verweilt hier. Und alle, die hier wohnen, sind entweder Grenzbeamte oder Knoblauchbauern. In einer Wechselstube tauschen wir unsere restlichen Zloty in Rubel ein, dann geht′s weiter zur berüchtigten EU-Außengrenze.

Zuerst die Ausreise aus Polen und damit der Europäischen Union. Eine Beamtin schaut in unsere Pässe, winkt uns durch. Es erscheinen die russischen Grenzanlagen. Auch hier schaut ein Beamter in unsere Pässe, winkt uns durch ins Niemandsland bis zur eigentlichen Station. Viel ist nicht los, und so hat keine fünf Minuten später der nächste Posten unsere Pässe zur Bearbeitung vor sich liegen. Ein kurzer EDV-Abgleich, dann saust der Stempel auf das eingeklebte Visum und wir können weiter. Der Zoll macht sich gar nicht erst die Mühe, uns Radreisende zu durchsuchen. Und ehe wir uns versehen, haben wir russischen Boden unter unseren Laufrädern.einer Wechselstube tauschen wir unsere restlichen Zloty in Rubel ein, dann geht′s weiter zur berüchtigten EU-Außengrenze.


Moskau 1270 km, Sankt Petersburg 1001 km
Russisch ist der Boden nur nominell-politisch. Das eigentliche Russland liegt dreihundert Kilometer weiter östlich. Wie auch Pommern, Danzig und Pommerellen gehörte Ostpreußen mal zu Deutschland. Und in seiner langen Geschichte bildete sich eine eigenständige Kultur und Identität heraus, die als ein wichtiger Bestandteil des "Deutschen" gelten kann.

Sicher, ohne die nazideutsche Kriegsaggression würde die politische Landkarte Europas ganz anders aussehen. Russlands menschliche und materielle Verluste im Zweiten Weltkrieg waren riesig, Wehrmacht und Waffen-SS hatten ganze Arbeit geleistet. Vor diesem Hintergrund erscheint die Vertreibung und Flucht der deutschen Bevölkerung aus der Region als nachvollziehbare Konsequenz der vorangegangenen militärischen Aggression.

Was folgte, war ein welthistorisch eher seltener Vorgang, nämlich der komplette Austausch einer Bevölkerung durch eine andere. Die deutschen Bewohner wurden vertrieben, in die zerstörten Städte und Dörfer holte man Menschen aus zum Teil entlegenen Provinzen der Sowjetunion. Die deutsche Vergangenheit des Königsberger Gebietes wurde offiziell ignoriert, alle Städte umbenannt und der Wiederaufbau nach russischen Vorstellungen vorgenommen. Was an alter Bausubstanz noch übrig war, wurde meist geschliffen oder dem Verfall überlassen.


An der 196, der ehemaligen Reichsstraße 1
So erinnert heute im Kaliningrader Gebiet nicht mehr viel an das alte Ostpreußen. Und ohne die wenigen Überbleibsel aus der alten Zeit könnte Kaliningrad gut als zentralsibirische Stadt durchgehen. Sie ist eben russisch, nicht deutsch. Gleiches gilt für die anderen Ortschaften in der Oblast. Nur selten blieben Reste ihrer ostpreußischen Vergangenheit erhalten.

Drei Kilometer hinter der Grenze liegt Manonovo, das frühere Heiligenbeil. Benannt wurde es nach dem Soldaten Nikolai Wassiljewitsch Mamonovo, der hier bei einer Schlacht sein Leben verlor. Die meisten Häuser wirken heruntergekommen, und ihr Putz hat meist auch nur noch die Aufgabe zu bröckeln. Doch hie und da sticht auch mal eine protzige Villa hervor. Russland hat nach der Implosion der Sowjetunion den früheren technokratischen Pseudo-Kommunismus einfach durch den ungezügelten Einheits-Kapitalismus der globalen Finanzdiktatur ersetzt. Folge: Eine grassierende soziale Ungleichheit, die man nicht zuletzt an solchen schicken Villen erkennen kann.


Kirchenruine in Usakovo (Brandenburg)
Laduskin (Ludiwigsort) ist die erste größere Stadt. Im Vergleich zu Mamonovo sieht es hier sogar durchaus gepflegt aus. Die Häuser wirken fast kleinbürgerlich; so wohnt man auch in Schwerin oder Grevesmühlen. Nur der Farbton der Fassaden ist ein wenig grauer. Wir holpern über Schienenstränge, die die Straße kreuzen. Hier entlang rollt die Bahn aus und nach Polen (Elblag).

Als nächstes folgt Uskovo, das ehemalige Brandenburg. Das Städtchen liegt direkt am Wasser, hier mündet die Prohladnaja (Frisching) ins Frische Haff und gibt ihm seinen Namen. Zum Leidwesen der Autofahrer wird die Brücke über das Flüsschen gerade instand gesetzt. Um nach Kaliningrad zu kommen, müssen sie Uskovo weit umfahren. Wir dagegen können unsere Räder durch die Baustelle auf die andere Seite schieben. Rechter Hand steht der zerfallene Turm der Brandenburger Kirche. In ihrem Chor wurde 1380 der Deutschordens-Komtur Günter von Hohenstein beigesetzt. Heute sind die Krümel seiner Gebeine wohl weit über den Kirchenhügel verteilt und dienen dem Unkraut als Dünger.


Stadtgrenze Kaliningrad
Das Kaliningrader Stadtgebiet rückt immer näher, was sich vor allem am Autoverkehr ablesen lässt. Vorbei ist es langsam mit der bisherigen Gemütlichkeit. In Pribrelnoe lässt sich gut auf die andere Seite des Haffs Blicken, wo überwiegend Industrieanlagen stehen. Schließlich haben wir die Stadtgrenze erreicht und tauchen ein ins Getümmel der Großstadt. Radfahren ist in Kaliningrad zwar nicht unmöglich oder lebensgefährlich, macht aber nicht unbedingt viel Spaß. Geachtet werden muss nicht nur auf den chaotischen Verkehr, sondern auch auf tiefe Schlaglöcher und ähnliche Hindernisse. Wir arbeiten uns bis zu Brandenburger Tor vor, danach steigen wir ab und schieben. Der Vorteil: So können wir schon einmal Eindrücke sammeln und die Stadt besichtigen.


In Laduskin


In Laduskin (Ludwigsort)

Auf Spurensuche

Kaliningrad ist eine Stadt mit bewegter Geschichte, und zwar sowohl russischer als auch deutscher. Die deutsche (ostpreussische) Geschichte reicht über siebenhundert Jahre in die Vergangenheit zurück, während die russische in Kaliningrad noch nicht einmal ein Jahrhundert vorweisen kann. Allerdings haben die wenigen Jahre der russischen Geschichte das ehemalige Königsberg ausgesprochen nachhaltig und gründlich verändert (einen historischen Exkurs finden Sie an dieser Stelle). Und so steht auch die Suche nach Überbleibseln aus Ostpreussischer Zeit auf unserem Programm.


"Kreuz-Apotheke", Königseck
Bevor es soweit ist, steht aber erstmal die Such nach unserem Hotel ganz oben auf der Liste. Es hört auf den Namen Old Kenigsberg und befindet sich in der Ul. Tomskaja, einer Seitenstraßen der Ul. Frunze (Königstraße). Der Hausnummer nach kommt nur ein Gebäude in Frage, doch nach Hotel sieht der ältere Backsteinbau nicht aus. Nicht einmal ein Hinweisschild gibt es. auch drinnen wird es nicht besser. Anstelle einer Rezeption stehen wir vor dem Schalter eines Pförtners, dahinter sind Büro- und Schulungsräume.

Ich stammele etwas von "Gostinica" (Hotel) und zeige unseren Buchungszettel. Und siehe da, der Mann telefoniert eine junge Frau herbei, die sogar etwas Englisch spricht und uns in unser Zimmer im dritten Stock (kein Aufzug) begleitet. Dir Räder können diebstahlsicher in einer Abstellkammer eingeschlossen werden.


Königstor


Kreuzung Ul. Frunze / Ul. 9. Aprelja
Wir brechen auf zur ersten Runde durch die Stadt - zu Fuß, denn auf dem Fahrrad wäre es kein Vergnügen. Die ersten Sehenswürdigkeiten liegen in unmittelbarer Hotelumgebung. Im Königseck an der ul. Frunze ist noch die Fassade einer Königsberger Häuserzeile stehen geblieben. Was mit den Ruinen geschehen wird, steht in den Sternen. Über einem Fenster ist noch deutlich der Schriftzug "Kreuz-Apotheke" zu erkennen.

Keinen Kilometer entfernt befindet sich die Bastion Grolman, ein Kasernenkomplex aus preussischer Zeit. Heute beherbergt er Dienstleistungsunternehmen und ein Tanzcafe. Vorbei am Königstor wandern wir den Litovskij Val nach Norden in Richtung Zentrum. Das frisch renovierte Königstor wirkt zwischen Wohnhochhäusern und Verkehrsgewimmel eher unscheinbar. Vorbei an Roßgärtner Tor, Oberteich und Dohnaturm geht es weiter in den Zentralmarkt. Er befindet sich in den ehemaligen Kavalleriestallungen der Königsberger Garnison, unterscheidet sich aber sonst nicht von anderen Markthallen. Die Preise für Lebensmittel liegen hier aber deutlich unter denen der Supermärkte.


Pl. Pobedy
Mit dem Pl. Pobedy (Siegesplatz) haben wir das Zentrum des modernen Kaliningrad erreicht. Hier pulsiert das Leben, gehen die Menschen shoppen oder sitzen in Restaurants am Straßenrand. Der Platz selbst wirkt aufgeräumt und gepflegt, er wird dominiert von Rathaus, Nordbahnhof und Erlöserkathedrale. Letztere gilt als zweitgrößter Kirchenbau Russlands, ihr Inneres ist aber nicht weiter sehenswert.

Von hier ist es nicht weit bis zum pl. Central′naja, der eines der bekanntesten Bauwerke Kaliningrads beherbergt: das Haus der Räte. Einst befand sich dort das Königsberger Schloss, dessen Ruine 1968 gesprengt wurde. Man begann mit dem Bau des Hauses der Räte, das als Sitz der Gebietsverwaltung vorgesehen war. Da das viele Dynamit dem weichen Boden arg zugesetzt hatte, begann sich der fertige Rohbau leicht zu neigen und verschönert (im Ernst!, FS) seitdem das Stadtbild. Es gibt Stimmen, die den Platz als "öde Stadtbrache" bezeichnen. Tatsächlich lockert der pl. Central′naja die dichte Bebauung auf und wertet Kaliningrads Zentrum auf.


Blick zum Pl. Central′naja
Zumal sich die nächste großzügige Freifläche unmittelbar daneben befindet - die Pregelinsel (ehemaliger Kneiphof) mit dem Königsberger Dom. Dort treffen sich im Sommer viele jüngere Kaliningrader, setzen sich auf eine der vielen Parkbänke oder auf den Rasen und lassen sich ihr Bier schmecken.

Am Ende unserer Runde bummeln wir über den geschäftigen Leninskij prospekt und machen uns auf dem Rückweg. Am Abend, nach Einkäufen und einem Abendessen in der maroden Hotelküche, trinken wir unser Abendbier stilecht auf der Pregelinsel im Schatten des Domes.




Auf dem Pl. Central′naja

Pregelinsel mit Dom

Die südlichen Stadtteile

[insgesamt 15 km Fußmarsch]


Brückenhäuschen und Fundamente der Hohen Brücke
Am folgenden Tag geht es in den Süden der Stadt. Über Pregelinsel und Honigbrücke (historische Klappbrücke) und das Fischdorf wandern wir bei bestem Wetter zum Alten Pregel, dem südlichen Pregelarm an der Pregelinsel. Wo die große Ul. Oktjabr′skaja den Alten Pregel überquert, ist noch das alte Brückenhäuschen sowie die Fundamente der ehemaligen Hohen Brücke zu sehen. Am Ufer daneben lagern ein paar Obdachlose im trockenen Gras.

Das Friedländer Tor sehen wir nur aus einiger Entfernung, da die Ul. Kalinina ansonsten wenig Interessantes zu bieten hat. An ihrer Südseite breitet sich der weiträumige Park der Komsomolzen aus, wo wegen des Sommerwetters reger Betrieb herrscht. Und da auch in Russland alles seine Ordnung haben muss, befördern zwei Polizisten einen Angetrunkenen aus dem Park hinaus auf die Straße.


Im Südbahnhof
Sehenswert dagegen ist der Südbahnhof. Der ehemalige Hauptbahnhof Königsbergs (Baujahr 1929) überstand die Zeiten unzerstört und ist noch heute mit dem sowjetischen Symbol Hammer und Sichel verziert. Wie überall in Russland zeigt die Bahnhofsuhr Moskauer Zeit an. Das nicht etwa aus Gründen eines staatlichen Zentralismus, sondern zur Vereinfachung von Fahrplanangaben in einem Land, das sich über viele Zeitzonen erstreckt.

Am südlichen Leninkij Prospekt statten wir der Leninstatue einen Besuch ab. Der alte Revolutionär steht vor dem Haus der Kultur ein wenig abseits des städtischen Trubels. Abschließend zieht es uns noch einmal auf den pl. Probedy, wo wir uns in einem Restaurant auf Zwiebelringe, Bier und Vodka niederlassen. Und am Abend gibt′s dann wieder das Spätbier auf der Pregelinsel.


Am prosp. Kalinina


Der Südbahnhof


Typische Wohnanlage

Ins samländische Seebad: Kaliningrad - Svetlogorsk (Rauschen)

[65 km]


Impression (Innenstadt, Nähe Oberteich)
Auch aus der schönsten Stadt muss man mal irgendwann abreisen. Zwar ist Klainingrad nicht im herkömmlichen Sinne "schön" dafür aber im positiven Sinne eigenwillig. Alle noch vorhanden Baudenkmäler aus alter preußischer Zeit konnten wir nicht aufsuchen, aber schließlich soll dieser Besuch nicht der letzte gewesen sein.

Svetlogorsk, das alte Seebad Rauschen, ist unser nächstes Ziel. Mit etwas über 60 Kilometern wird die Etappe auch nicht allzu strapazierend sein. Denken wir zumindest vor der Abfahrt. Das Wetter ist sonnig und heiß, und wenn erstmal das Kaliningrader Stadtgebiet hinter uns liegt, geht es durch stressfrei durch die lieblichen Landschaften Samlands, denken wir uns.

Weit gefehlt. Wir verlassen die Stadt über den Sovetskij prospekt in nordwestlicher Richtung. Bis in die Randgebiete herrscht der übliche unangenehme Verkehr, aber wir kommen gut vorwärts. Etwas haarig wird es dann an der Kreuzung der großen Überlandstraßen 192 und 193. Nichts geht mehr, wir stehen mitten im Stau. Aber auch danach gibt′s keine Entspannung. Auf der Landstraße schießen die Autos im Sekundentakt an uns vorbei. Auch auf der Gegenspur ist allerhand los.


Blick aus Hotelzimmer
Klar, das Wetter ist schön, und da will der Kaliningrader ans Meer. Und das tut er vor allem mit dem Auto. Und schnell muss es gehen, auch wenn da zwei Radfahrer auf der Fahrbahn unterwegs sind. Auch bei Gegenverkehr wird stoisch auf′s Gas getreten, selbst wenn der Platz sehr knapp wird. Und das wird er regelmäßig: Nicht nur für uns, sondern auch für die anderen Autler. Aber abbremsen wäre ja uncool, lieber gefährdet man reihenweise Leben - auch das eigene.

Übrigens ein Verhalten, das auch wir auch in Deutschland oft beobachten. Nur selten sind sich Autofahrer der Lebensgefährlichkeit ihres Fahrstils bewusst. Von der kognitiven Überforderung ganz zu schweigen.

Kein Wunder, dass wir von den schönen samländischen Landschaften zwischen Kaliningrad und Svetlogorsk nichts mitbekommen. Alle Sinne sind permanent gefordert, um den Verkehr ständig (und auch mit Rückspiegel!) im Auge zu behalten und abzuschätzen, ob der nächste Überholvorgang ohne Kollision über die Bühne gehen wird. Und das auf fast sechzig Kilometern und im Sekundentakt. Stress pur dank idiotischer Autofahrer.


Abfahrt nach Svetlogorsk (auf dem pl. Pobedy)
Ganz in diesem Sinne zeigt sich Svetlogorsk zunächst von seiner lärmigen Seite. Über den Kaliningradskij prospekt donnert ein Auto nach dem anderen. Was wegen des Kopfsteinpflasters eine erbauliche Geräuschkulisse ergibt. Von Seebad und altem Luftkurort keine Spur. Nach dem üblichen Herumsuchen finden wir schließlich unser Hotel Lazur. Es ist ein alter sowjetischer Bau, der von außen etwas schäbig aussieht, innen aber hell und sympathisch wirkt. Weil es für unsere Räder keinen Abstellraum gibt, nehmen wir sie einfach mit aufs Zimmer.




Leben riskieren auf der 192


Ortseingang Svetlogorsk


Verkehrslärm darf auch im Seebad nicht fehlen

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Texte © Frank Spatzier 2013, Fotos © Frank Spatzier / Claudia Santamaria-Spatzier 2013