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Radreise Südskandinavien 2005 (Tag 22 - 24)

Tag 22: Turku - Stockholm

16,17 Km, Gesamtkilometer: 1536,94 km, Wetter: sehr warm

Nach einer angenehmen Nacht im Hotel ging es wegen zweideutiger Angaben auf den Tickets wieder mal zu früh zum Check-In. Dafür durften wir um so länger die aufmunternde Morgensonne genießen. Die Überfahrt auf diesem Schiff der Viking-Lines verbrachten wir im wesentlichen mit süßem Nichtstun, das daraus bestand, in den Kojen zu liegen und aus dem Fenster aufs Meer zu gucken. Einzig ein paar Besichtigungen im Duty Free Shop unterbrachen die Ruhekur.

Gegen 19 Uhr legte die Fähre in Stockholm an. Die Luft war warm und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite - ein skandinavischer Sommer par excellence. Wir radelten quer durch die Stadt zum Campingplatz in Mälarhöjden, der diesmal, die Saison hatte wohl nun so richtig begonnen, ziemlich überfüllt war. Wir errichteten unser Zelt auf einem kleinen Areal ganz nah am Ufer des Mälarsees. Als sich später noch einige Russen mit ihren Zelten hinzugesellten, schliefen wir auf einem unangenehm überfüllten Platz. Bis zum Schlafengehen hockten wir uns auf einen Felsen am Ufer, tranken etwas von dem leckeren Wein, den Claudi aus Lübeck mitgebrachte hatte, und schauten in einen rot-goldenen Sonnenuntergang.


Schattenspiele morgens am Fährhafen in Turku



Abendstimmung am Mälarsee


Tag 23: Stockholm (Nynäshamn)- Visby (74,43 Km)

74,43 Km, Gesamtkilometer: 1611,73 km, Wetter: sehr warm

Nach dem Abbau unserer Schlafstatt stand uns die wenig erbaulich Aufgabe bevor, aus Stockholm in Richtung Nynäshamn herauszufinden. Nicht, dass es keine Radwege gäbe. Vielmehr hakte es an der Beschilderung, die zwar prinzipiell existierte, allerdings unvollständig und inkonsistent war. Ganz in diesem Sinne ließ es sich schon am Beginn der Route nicht vermeiden, Einheimische nach dem Weg zu fragen. Die Beschilderung folgte dabei immer einem bestimmten Muster: erst wiesen eindeutige Wegweiser den Weg, um dann an der nächsten Kreuzung, wo sie also dringend nötig wären, nicht mehr fortgesetzt zu werden.

Bei Falsta, einem hässlichen Vorort Stockholms, stießen wir schließlich auf den Nynäsleden, einen offiziellen Fern-Radweg nach Nynäshamn. Entgegen unserer Hoffnung zog dies keine bessere Beschilderung nach sich. Oft mehr im Ungewissen als auf eindeutigen Wegen radelten wir durch immer hässlichere Städte wie etwa Handen oder Hanninge. Hanninge etwa sah aus wie eine Kreuzung aus ostdeutschen Plattenbau-Siedlungen und der Berliner Gropiusstadt - eine Schlaftstadt aus Beton. Ab Vesterhaninge führte der Nynäsleden auf die Fernstraße 73, die ab dort keine Autobahn mehr ist und durch leicht hügeliges Gelände verläuft. Diese Führung des offiziellen Radweges erstaunte uns ein wenig, da das Radeln auf dieser Landstraße wegen der altbewährten Kombination aus starkem Verkehr und minimalem Seitenstreifen weder angenehm noch sicher war - aber so ist das nun mal in Gesellschaften, die mit Vorliebe stinkende Blechkisten fetischisieren.

Am Nachmittag erreichten wir Nynäshamn, von dem wir jedoch kaum etwas sahen, weil wir direkt zu den Fährhäfen am Ortseingang radelten. Es gibt deren zwei in der Stadt, wobei der erste für Fähren ins Ausland (insb. Baltikum und Polen) zuständig war, der zweite dann für die innerschwedische Strecke nach Gotland. Dort schafften wir es noch, ohne Reservierung auf die nächste überfüllte Fähre nach Visby gelassen zu werden. Nach zweieinhalb Stunden Überfahrt landeten wir bei bestem Wetter in Visby an. Die Hauptstadt der Insel Gotland, übrigens der größten der Ostsee, ist Partnerstadt Lübecks und wegen ihres mittelalterlichen Stadtbildes weit über die schwedischen Grenzen hinaus bekannt. Da es schon spät war, hoben wir uns die Stadtbesichtigung für den nächsten Tag auf und quartierten uns auf dem Campingplatz Norderstrand, einen halben Kilometer außerhalb der Stadt gelegen, ein. Die Nähe zu Visby bezahlten wir teuer: Der CP war bevölkert von trink- und feierwütigen Jugendlichen des Typs "Ballermann-Anwärter", in Duschen und Klos sollte man tunlichst nichts außer Wasser an die Haut kriegen und der Preis bewegte sich dafür am oberen Ende der Skala. Nach einem Glas Wein gingen wir zu Bett und lauschten bis spät in die Nacht dem geselligen Treiben.


Im Laderaum der Fähre nach Visby



Küste bei Visby



Blick vom Visbyer Hafen auf die Altstadt


Tag 24: Visby - Oskarshamn - Påskallavik (23,23 Km)

23,23 Km, Gesamtkilometer: 1634,60 km, Wetter: sonnig, sehr warm

Mit Tempo durchs schöne Visby und wieder ab aufs Festland

Irgendwie hatten wir keine Lust mehr, auf Gotland zu bleiben. Nicht, dass wir angenommen hätten, es gäbe dort nichts zu sehen. Doch mehrere kleine Umstände griffen wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander und stellten unsere inneren Zeiger auf Punkt Weiterreise. Auch auf den Zeiger ging uns der schmuddelige Campingplatz; und ein Umzug auf einen besseren wäre zu aufwändig und müßig ausgefallen. Außerdem lag noch einiges an Strecke vor uns.

Also packten wir unsere Siebensachen und brachen auf zu einer der kürzesten Stadtbesichtigungen, die Visby in seiner 4000-jährigen Geschichte von Touristen je erleben durfte: In einer knappen Stunde (worin zwei Einkaufsaufenthalte inbegriffen waren) schoben wir unsere Räder auf den Kyrkberget, anschließend zum Stora Torget und danach durch gemütliche Gassen wieder zum Norderport, durch das wir die historische Stadtmauer in Richtung des Hafens verließen. Dort besorgten wir uns Fahrkarten und nahmen die nächste Fähre aufs schwedische Festland. Zweieinhalb Stunden später spuckte uns die Fähre in Oskarshamn wieder an Land.

Weil sich das Wetter von seiner allerbesten Seite zeigte, radelten wir noch ein paar Kilometer nach Süden, immer an der Ostseeküste entlang. In Påskallavik, einem gemütlichen Nest an der Küste, fanden wir dann jenen Campingplatz, dem eine Ehrung als bester CP auf der gesamten Reise gebührt. Direkt am Wasser an einer Badestelle gelegen, konnten wir unser Zelt in riesiger Entfernung zu einer Handvoll weiterer Camper-Nachbarn aufbauen. Die fast schon "privat" anmutenden Serviceeinrichtungen waren fast sauberer, als unser Bad zu Hause. Zwecks Bezahlung sollte am Abend, so sagte man uns jedenfalls, ein Kassierer vorbei kommen. Es kam aber niemand, so dass das Preis-Leistungs Verhältnis ob dieser fantastischen Lage und Einrichtungen kaum erreichbare Superlativ-Werte annahm.


Visbyer Impression



Visbyer Impression



Visbyer Impression



Straße nach Påskallavik



Zeltaufbau auf dem besten CP der Reise


Route

  • Tage 22 - 24


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