Radreise von Lübeck nach Białystok, Abschnitt 3: Lebusser Land (Lebuskie) / Grosspolen (Wielkopolska)


Lebusser Hügelland

Etappe 8, Kostrzyn nad Odrą - Sulęcin: 51,59 km

13 - 15 °C



Woiwodschaftsstraße 137
Endlich in Polen! Für uns bedeutet das einige Vorteile: So ist die Infrastruktur wesentlich besser als in Deutschland. Fortan dürfen wir in fast jedem Dörfchen einen kleinen Lebensmittelladen erwarten und müssen nicht mehr Verpflegung in den Packtaschen horten. Auch sind die Unterkunftspreise nicht mehr so astronomisch hoch. Wir dürfen also in Hotels nächtigen!

Das Wetter hat sich nun allerdings ganz auf Frühherbst eingestellt. Vom Sommer fehlt jede Spur, dafür nieselt es bei fünfzehn Grad. Erbärmlich! In Górzyca holen wir unser Frühstück nach und machen uns danach auf ins kühle Lebusser Hügelland. Hier hat die Eiszeit ganze Arbeit geleistet und uns eine recht hügelige Topographie hinterlassen. Zumindest wird uns so warm beim Radeln.


Hotel Hetman, Sulęcin


Unsere zweite kleine Pause machen wir in Osno Lebuskie (Drossen) und versuchen, uns mithilfe eines Frischgezapften aufzuwärmen. Das Tyskie schmeckt lecker und gibt uns Kraft für die letzten Kilometer. Zum Glück ist der Verkehr auf der Woiwodschaftsstraße 137 bis Sulęcin recht erträglich, wobei uns Anstiege und Abfahrten bei Laune halten.

In Sulęcin (Zielenzig) reicht es uns für heute. Wir machen es uns im Hotel Hetman gemütlich und hoffen, dass der Wettergott mal einen Blick in den Kalender werfen möge. Vielleicht opfern wir ihm morgen ja ein polnisches Starkbier...











Etappe 9, Sulęcin - Gorcyń: 73,29 km

/ 14 - 16 °C



Hügelprogramm auf der 137
Auch heute scheint sich der Sommer noch im Dauerstreik zu befinden. Fröstelnd stehen wir vor unserem Hotel in Sulęcin und machen uns fertig für Weiterfahrt. Die 137 fordert uns mal wieder mit hügeligem Programm, damit wir uns warmstrampeln können. Der Verkehr ist erträglich, die meisten Autofahrer überholen uns mit Abstand und sind rücksichtsvoll. Landschaftlich präsentiert sich Polen hier eher langweilig mit Äckern und Wäldern.

Mit Międzyrzecz (Meseritz) radeln wir durch eine etwas größere Kleinstadt, die sich beachtlich in die Länge zieht. Am Ortsgang versorgen wir uns in einem kleinen Laden mit Proviant. In Bobowiko verlassen wir die 137 und biegen nach Pszczew (Betsche) ab. Das kleine Örtchen wirkt aufgelockert und sympathisch. An einem kleinen Tümpel steht eine Sitzbank mit Tisch - der ideale Platz für eine erste Pause. Und sogar der Himmel reißt auf und lässt die lange vermisste Sonne zum Vorschein kommen!

In Międzyrzecz


Die letzten Kilometer dieser Etappe werden dann leider immer unangenehmer. Unsere Wunschroute entlang des Europaradweges R1 endet in einer schwer passierbaren Sandpiste. Also nehmen wir die Landstraße zur alternativlosen Fernstraße 24. Die zwei Kilometer auf der stark befahrenen Piste haben es in sich. Auf einem winzigen Randstreifen bangen wir neben Kolonnen von großen und kleineren Fahrzeugen um unser Leben.

Unsere Unterkunft Ostep bei Gorcyń ist eine Art Autobahnraststätte mit angeschlossenem Hotel und liegt direkt an der lärmigen Fernstraße. Bei Gorcyń handelt es sich um eine Handvoll Häuser, die so etwas wie ein Miniaturdorf bilden. Zum Glück enttäuscht uns Polen auch hier nicht - immerhin gibt es einen kleinen Einkaufsladen für das Nötigste!


Pszczew


Sandpiste (Europaradweg R1)

Etappe 10, Gorcyń - Poznań: 100,51 km

16 - 19 °C



Sinnfreie Absperrgitter neben Radweg
Diese Etappe beginnt mit zehn Kilometern Folter. Es gibt einfach keine Alternative zur verkehrsreichen Fernstraße 24. Also heißt es Augen zu und durch, oder besser vorbei - an den Autos und Lastern, die einen Meter links neben uns über den Asphalt donnern. Spaß macht das keinen, ist aber nicht ganz so gefährlich, wie wir befürchtet haben.

In Kwilcz (Kwilitsch) können wir die Autohölle endlich verlassen und radeln auf ruhigen und idyllischen Nebenwegen weiter. Die Wege werden sogar so idyllisch, dass stellenweise der Fahrbahnbelag verschwindet. Aber besser als die Fernstraße ist das allemal.

Vorbei an Miłostowo und Linie geht es durch Lwowek nach Pakosław und Duszniki. Auf dem Weg nach Pakosław staunen wir nicht schlecht über eine zwei Kilometer lange Reihe von einbetonierten Absperrgittern. Diese schützen den straßenbegleitenden Radweg vom nicht vorhandenen Verkehr auf der Fahrbahn der kleinen Landstraße. Eigentlich eine lobenswerte Idee, nur an dieser Stelle leider völlig sinnfrei.

Triste Ortsdurchfahrt


Das Radeln auf den verkehrsarmen Nebenwegen im Posener Umland macht durchaus Spaß. Die Landschaft ist zwar nicht allzu aufregend, dafür aber flach und gut beradelbar. Schluss damit ist in Niepruszewo, zwanzig Kilometer westlich von Posen. Unser Plan, über die Woiwodschaftsstraße 307 in die Großstadt zu radeln, scheitert am unerträglichen Verkehr.

Bei Luskówo gibt es noch eine kleine Landstraße nördlich des gleichnamigen Sees. So gelangen wir über Batarowo bis nach Przeźmierowo, wo wir uns erst einmal gründlich verfahren. Dann hier im direkten Dunstkreis der Großstadt Posen gibt es natürlich keine Wegweiser mehr auf das Eigentliche. Warum auch. Jeder, der hier wohnt, weiß ohnehin, wo es in die Stadt geht. Und alle anderen kommen ja über die Autobahn.

Bei Lusowo


Zweimal müssen wir arme Passanten nach dem Weg fragen, bevor wir auf dem angstbesetzten Kreisverkehr ankommen, der die teuflische und hier immerhin vierspurige 307 bedient. Um so größer ist unsere Freude, als wir den gut ausgebauten Radweg sehen, der entlang der Einfallstraße in die Stadt führt. Auf Höhe des Posener Flughafens werden Radweg und Wohngebiete sogar mit einer mehrere Meter hohen und transparenten Lärmschutzwand vom Schall getrennt.

Die Einfahrt nach Posen verläuft erstaunlich problemlos. Es geht praktisch nur geradeaus bis ins Stadtzentrum. Dort finden wir schnell unser Hotel Ikar, eine Perle in einem grauem Block aus guter alter sozialistischer Zeit. Hinter der tristen Fassade verbirgt sich ein sehr angenehmes Hotel mit sehr gutem Service. Auch hier können wir unsere Fahrräder problemlos irgendwo im Personaltrakt abstellen. Super!


Ortseingang Poznań


Stadtmitte Poznań

Gesamtkilometer Etappen 1 - 10: 755,09

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