Radreise von Lübeck nach Białystok, Abschnitt 6: Podlachien (Podlaskie) und seine Hauptstadt Białystok


Białystok

Etappe 13, Tłuszcz - Ostrów Makowiecka: 72,30 km

20 - 25 °C



Reisegepäck...
Nun scheint es doch endlich Sommer zu werden. Die Wolkendecke zeigt sich immer löchriger und gibt unserem Zentralgestirn die Möglichkeit, uns aufzuheizen. Die Zugfahrt nach Tłuszcz ist günstig und komfortabel, auch die Räder kommen gut im Fahrradabteil unter.

Warschau ist eine Wohlstandsinsel inmitten Ostpolens. Alles, was östlich der Hauptstadt liegt, ist also dann tiefstes Ostpolen. Das merken wir schnell daran, dass sich die Anzahl der für diese Region so typischen Holzhäuser erhöht. Auch wirkt die Landschaft urwüchsiger und weniger zersiedelt. Es sind nicht mehr die langweiligen, ausgedehnten Agrarflächen, die das Auge anöden.

Die gibt es zwar auch noch. Doch immer öfter liegen dichte Wälder dazwischen. Wälder, die nicht danach aussehen, als ob der Mensch nennenswerten Einfluss auf ihre Entwicklung nimmt.

Entspanntes Radeln auf der 636
Wir folgen der Woiwodschaftsstraße 636 bis Zawiszyn, dann radeln wir über Nebenstraßen bis Pałac Lóchow. In Ogrodniki wagen wir uns auf die Fernstraße 50, die den direktesten Weg nach Ostrów Makowiecka darstellt.

Hier im Osten Polens hält sich der Verkehr selbst auf einer zweistelligen Fernstraße in engen Grenzen. Nach Brok und Stara Grabownica erreichen wir am späten Nachmittag endlich Ostrów Makowiecka.


Ostpolnisches Holzhaus



Etappe 14, Ostrów Mazowiecka - Wysockie Mozwieckie: 55,27 km

/ 24 - 30 °C


Ortsausgang Ostrów Mazowiecka
Dass Ostrów Mazowiecka besonders schön wäre, kann man nicht sagen. Auch unser Hotel ist eigentlich ein Motel und liegt ganz in der Nähe eines lärmigen Autobahnknotenpunkts. Zum Glück sieht unsere heutige Route nur kleine Landsträßchen vor, was eine entspannte Etappe verspricht.

Über Ugniewo und Andrzejewo radeln wir fast schnurstracks weiter nach Osten. Einmal kurz die Fernstraße 63 gekreuzt, und schon verlassen wir Masowien. Podlachien ist in vielerlei Hinsicht so etwas wie das polnische Vorpommern. Vor-Weissrussland würde es hier sicher heißen, denn ab jetzt nimmt der kulturelle Einfluss des östlichen Nachbarlandes stetig zu.

Radelspaß pur!


Rosochate Kościelne, Trzeciny oder Mścini lauten die Ortsnamen der kleinen Dörfer, die wir auf unserem weiteren Weg passieren. Wysockie Mazowieckie wirkt auch nicht sonderlich einladend, was aber auch an fetten Bewölkung liegen kann, die gerade bedrohlich aufzieht.

Die Kleinstadt scheint das Zentrum der regionalen Milchverarbeitung zu sein. Die Firma Mlekovita macht sich nicht nur am Ortseingang recht breit mit ihren Produktionsanlagen, sondern schickt von hier aus auch all die Milchlaster durch die Gegend, die uns auf dieser Etappe durch ihren aggressiven Fahrstil aufgefallen sind.

In unserer Unterkunft dürfen wir unsere Fahrräder nicht selbst in die etwas entferntere Garage schieben. Das unternimmt die nette Dame von der Rezeption, die lächelnd betont, dass das zum Service gehöre. Wir freuen uns und nehmen dankend an.


Landesgrenze zu Podlachien


Bei Święck Wielkie


Die Firma Mlekovita beherrscht Wysockie Mazowieckie

Etappe 15, Wysockie Mozwieckie - Białystok: 64,07 km

17 - 20 °C


Jezewo Stare
Die Wettervorhersage hat Regen angesagt. Und zwar keinen leichten, sonder eher heftigen. Drei Tropfen zeigt das Symbol auf dem Bildschirm, und das verheißt nichts Gutes. Trotzdem regnet es nicht. Am Himmel klebt drohend eine dunkelgraue Wolkenschicht, die ihren Regen zum Glück bei sich behält.

Glück haben wir auch mit der Woiwodschaftsstraße 678. Dreistellige Landstraßen können auch in Ostpolen schnell sehr verkehrsreich sein, sofern man sich in der Nähe ein Großstadt befindet. Und Białystok ist nicht nur eine Großstadt, sondern die größte in Ostpolen. Die letzte Metropole vor Weissrussland.

Doch der Verkehr ist mehr als erträglich, nur die Topographie setzt mit einer gewissen Welligkeit sportliche Akzente. Unsere erste Pause machen wir an der Brücke über den Fluss Narew der hier friedlich durch ein sattgrünes Naturschutzgebiet mäandert.

Auf der 678
Kurz darauf verlassen wir die 678. Über Baciuty und Zawady erreichen wir eine etwas kleinere Landstraße, die uns direkt nach Białystok führen soll. Ein gute Wahl, denn genau diese Straße ist mit einem gut ausgebauten Radweg gesegnet. Wir schalten die Autopiloten an und radeln auf die podlachische Metropole zu. Irgendwann kommt das Ortsschild und wir haben das Ziel dieser Radreise erreicht.

Wir haben nicht erwartet, mit Białystok eine besonders hübsche Stadt vorzufinden. Und tatsächlich präsentiert sich Białystok eher schmucklos und seltsam aufgelockert. Triste Wohnblocks und lärmende Verkehrsadern scheinen die Stadt mit ihren 295.000 Einwohnern zu beherrschen.

Immer tiefer radeln wir hinein ins Getümmel. Unser Hotel befindet sich direkt im Zentrum, was sich noch als sehr praktisch herausstellen soll. Denn mit einem Male ändert sich die Optik: Die Gebäude bekommen so etwas wie Glanz, die Straßen werden ruhiger und entspannter. Das Zentrum Białystok ist voller Orte, an denen wir uns spontan wohlfühlen.


Das Flüsschen Narew


Im Hinterland (Zawady)


Ortseingang Białystok


Białystok

Drei Tage Białystok


Unterer Teil der Ulica Lipowa
Insgesamt drei Tage können wir Białystok genießen. Dabei kommt es uns ganz gelegen, dass die Stadt praktisch keine wirklich wichtigen Sehenswürdigkeiten besitzt. Wir verbringen meditative Stunden im Park des Branicki-Palastes, schauen den Wasserschildkröten im Teich zu und beobachten die Leute. Abends flanieren wir durch die Fußgängerzone auf der Ulica Lipowa mit ihren illuminierten Gebäuden, kehren hie und da ein und lassen es uns gutgehen.


Rynek Kościuszki


Garten des Branicki-Palastes


Erzbischöfliche Basilika


Branicki-Palast


Abends...

Die Rückfahrt über Szczecin


Bahnhof Białystok
Etwa 40 Euro pro Nase werden fällig, um mit der polnischen Bahn (PKP-Intercity) von Białystok bach Szczecin zu fahren - inklusive der Fahrräder, versteht sich. Einmal quer durch′s Land von Ost nach West, und das alles noch über Warschau. In Deutschland kommt man für das Geld von Lübeck aus gerade mal etwas über Hamburg hinaus.... Auch deshalb zählt Polen zu unseren liebsten Reiseländern!









Gesamtkilometer: 1139,44 km

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