Radreise von Lübeck nach Białystok, Abschnitt 4: Grosspolen (Wielkopolska): Von Poznań nach Konin


Stary Rynek, Poznań

Zwei Tage im schönen Poznań

18 - 24 °C



Königsschloss
Posen ist mit knapp 583.000 Einwohnern die immerhin fünftgrößte Stadt des Landes. Trotz dieser Größe wirkt Posen recht aufgelockert und angenehm. Das Zentrum ist überschaubar und sehr gut fußläufig zu erkunden. Man braucht also nicht einmal ein Fahrrad dazu, obwohl sich die Stadt gerade anschickt, jede Menge Fahrradspuren auf den Fahrbahnen zu markieren. Im gesamten Zentrum werden Teile der Straßen rot bepinselt und für den Radverkehr reserviert.

Apropos Zentrum. Dieses besteht im wesentlichen aus der pittoresken Altstadt mit ihrem wunderschönen Alten Markt, auf dem auch das bekannte Rathaus aus dem Jahr 1555 zu finden ist. Daneben gibt es noch das restaurierte Königsschloss und die etwas funktionaler wirkende Innenstadt mit ihren noch aus sozialistischen Zeiten stammenden Gebäudeensembles.


Buntes Altstadthaus


Weniger sozialistisch, dafür jedoch komplett dem Kapitalismus verschrieben präsentiert sich das preisgekrönte Einkaufszentrum Stary Browar. In die Gebäude einer ehemaligen Brauerei wurde mit sorgfältiger architektonischer Arbeit eine Shopping-Mall samt Kulturzentrum eingebaut. Zwar kann man dort auch nicht viel mehr tun, als einzukaufen und in einem der vielen Restaurants zu relaxen. Aber immerhin setzt sich das Ambiente doch deutlich von der langweiligen Einheitsoptik üblicher Einkaufszentren ab.

Auch sehenswert und ein guter Ort zum Zeitvertreiben und Bummeln ist der Plac Wolności mit seinem auffällig gestalteten Springbrunnen. Hier lässt sich prima flanieren oder auf einer der Bänke bei einem Bier den Flaneuren zusehen.


Alter Markt


Plac Wolności


Am Jezioro Maltańskie


Fahrradstadt Posen

Etappe 11, Poznań - Słupca: 92,60 km

/ 18 - 24 °C



Gemütliches Radeln auf Nebenwegen
Wir verlassen Posen über eine kleine Straße, die in der Nähe des Posener Güterbahnhofs die Gleise kreuzt. Es ist die einzige ihrer Art, über die man die Stadt auf dieser Ecke nach Osten verlassen kann, ohne sich über große und verkehrsreiche Ausfallstraßen zu quälen. Dank einer Fahrradkarte für die Großstadt landen wir sicher in Garby, einer kleinen Schlafstadt an Posens Stadtgrenze.

Weiter geht es über kleine Landsträßchen nach Osten. Unsere erste Pause machen wir vor dem Schulgebäude in Gułtowy, wo gerade ein sonntägliches Fest stattfindet. Jedenfalls schließen wir das aus den seltsamen Uniformen, die einige Leute tragen. Über Giercz und Dzierżnica versuchen wir, nach Opatówo zu kommen. Auf diese Weise wollen wir vermeiden, über die lästige Fernstraße 92 nach Wrzśnia (Wreschen) einzufahren. Leider werden die Wege immer kleiner und verlieren sich schließlich im Nirgendwo. Also dann doch auf die 93.

Pause in Gułtowy


Diese hat zum Glück einen guten Seitenstreifen und lässt sich so recht gut beradeln. Von Wrzśnia, kriegen wir nur die unschönen Randgebiete mit und machen eine kleine Pause neben einer hässlichen Straßenbrücke. Wenigstens wärmt die Sonne ganz gut. Auf Nebenwegen radeln wir parallel zur 92 in Richtung Słupca, was bis Staw auch recht gut funktioniert. Dort müssen wir leider wieder rauf auf′s Asphaltband, bekommen aber schnell einen Radweg geschenkt, der uns bis in die Kleinstadt Słupca (Slupca / Grenzhausen im Wartheland) führt.


Wegweisung

Etappe 12,Słupca - Konin: 51,26 km

18 - 21 °C



Zagórów
Heute soll es in die Industriestadt Konin gehen. Leider ist das kleine Aufflackern des Sommers der letzten Tagen wieder erloschen, so dass wir unsere heutige kleine Etappe an einem kühlen und düsteren Vormittag starten müssen.

Vorbei an Jaroszyn und Ląd radeln wir über leere Straßen nach Zagórów, wo wir am Marktplatz eine erste Pause machen. Trübes Licht hüllt die Häuser in eine surreale Atmosphäre. Die Luft riecht seltsam nach Gummi.

Weiter geht es über Kopojnow und Rzgów nach Konin. Konin ist mit 76.000 Einwohnern schon eine Stadt größeren Kalibers. Trotzdem wirkt sie bei der Einfahrt nicht besonders städtisch. Die Häuser könnten genauso gut einer x-beliebigen Kleinstadt ein langweiliges Ambiente verpassen. Unser nettes Hotel befindet sich genau gegenüber einem Friedhof, und auch die Räder kommen in einem ungenutzten Festsaal sicher unter.

Triste Rzgóow


Aber nun zu Konin. Die Stadt ist nicht nur Zentrum des polnischen Braunkohleabbaus sowie der Aluminiumverhüttung, sondern sie ist die bisher hässlichste Stadt, die wir jemals in Polen zu Gesicht bekommen haben. Konin besteht aus zwei Teilen, die nur nominell etwas miteinander zu tun haben. Der ältere Teil der Stadt mit einer angedeuteten Flanierstraße und einem ebenso angedeuteten Ortskern liegt südlich der Warthe.

Nördlich davon ragt der neue Teil der Stadt in den Himmel, der mit seiner gesichtslosen Hochhausbebauung genauso gut irgendwo im Osten Russlands liegen könnte. Beide Stadtteile werden von einer offensichtlich hirnlosen Stadtplanung durch autobahnähnliche Schnellstraßen getrennt.

Willkommen in Polens hässlichster Stadt!


Man kann also vom einen Teil der Stadt nicht in den anderen kommen, ohne diese lärmigen Trassen zu benutzen. Diese haben zumindest einen brauchbaren Seitenstreifen, den Radler benutzen können. Wie Fußgänger zwischen Konin A und Konin B hin und her wechseln, ist uns unbekannt. Und es mag im älteren Teil Konins durchaus ältere Menschen geben, die noch nie im neueren Teil gewesen sind und dessen Hässlichkeit nur aus den Erzählungen ihrer Enkel kennen - und umgekehrt.

Wie dem auch sei, auch in Konin finden wir kein Geschäft, das brauchbares Kartenmaterial für Masowien - oder überhaupt Kartenmaterial - führt. Da wir hier die Reichweite unserer vorhanden Karten verlassen, haben wir also keine Orientierungsmöglichkeit mehr. Zu allem Überfluss habe ich meine Bronchitis natürlich nicht auskurieren können und fühle mich recht schwach auf den Beinen. Wir beschließen, morgen eine Etappe mit der Bahn zu fahren.


Konin, neu


Konin, neu


Einfahrt ins neue Konin


Stadtbild im neuen Konin

Gesamtkilometer Etappen 1 - 12: 898,95

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