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Abschnitt 5: Bangkok (1)


Am Aufstieg auf den Golden Mountain (Wat Saket)

Anreise in die thailändische Hauptstadt


Der Golden Mountain von unten
So sehr uns Hong Kong in seinen Bann gezogen hat - gerade auf einer umfangreicheren Reise ist das Abschiednehmen ein unvermeidbarer Bestandteil. Mit dem Hotelshuttle des HK-Island Ramada lassen wir uns morgens zur Station HK-Central im mittlerweile sattsam bekannten Two IFC - Komplex bringen. Um den Airport Express attraktiver für die Kundschaft zu machen, hat man vor der Bahnstation einen City Check-In eingerichtet, an dem man sein Fluggepäck einchecken und sich Bordkarten ausstellen lassen kann. Wir nutzen diesen angenehmen Service und fahren mit dem bequemen Airport-Express zum Flughafen Chek Lap Kok. Diesmal bekommen wir die Dimensionen dieses Riesen-Airports in vollen Zügen mit. Trotzdem ist der Service zuvorkommend und das Warten auf den Abflug sowie das Auffinden des Gates angenehm und unkompliziert. Unsere Maschine startet bei bestem Wetter. Während des Fluges können wir die chinesische Tropeninsel Hainan, Vietnam, Kambodscha und schließlich Thailand aus der Luft bewundern. Sehr gut zu sehen ist der mächtige Mekong-Strom.

Der Anflug auf den neuen Bangkoker Flughafen Suvarnabhumi gestaltet sich etwas umständlicher, als jene vor einem halben Jahr auf den alten Don Muang Airport - die Maschine muss erst eine kleine Schleife über die Bucht von Bangkok fliegen, bevor sie landen kann. Der neue Airport ist erst seit September 2006 in Betrieb und präsentiert sich als hypermodern und recht großräumig. Nach der unkomplizierten Immigration wartet draußen schon ein Hotelfahrer auf uns, den wir von zu Hause aus bestellt haben, um uns die nervige Fahrt ins Stadtzentrum zu erleichtern. Nach dem Verlassen des Gebäudes schlägt uns die feuchtheiße Luft wieder förmlich ins Gesicht und wir fühlen uns sofort wohl!

Unterwegs unterhalten wir uns mit dem Fahrer über die aktuelle politische Situation im Lande. Im September letzten Jahres wurde der damalige Premierminister Thaksin Shinawatra durch einen offensichtlich von König Bhumipol Adulyadej abgesegneten Militärputsch gestürzt. Dieser hatte eine Politik verfolgt, die seine Position als einer der reichsten Männer des Landes noch verbessern half, während quasi als Nebenprodukt einige Benefits für die thailändische Bevölkerung abfielen. Seit dem Putsch sitzt Armeechef Sondhi Boonyaratglin an der Spitze einer provisorischen Militärregierung, die im Oktober schließlich die Zusammensetzung eines neuen Parlaments bestimmt hat. Überwiegend Militärs und Beamte bilden nun die nicht vom Volk bestimmte Legislative; Neuwahlen sind erst für Ende 2007 vorgesehen. Eines der Hauptproblemfelder des Landes, der Konflikt mit islamistischen Separatisten in den Südprovinzen, versprach General Sonthi, selbst ein Moslem, tatkräftig anzugehen. Die Unzufriedenheit mit der korrupten Regierungsweise Thaksins sowie die Hoffnung auf eine Befriedung des leidigen Konfliktes in den Südprovinzen mochte König Bhumipol Adulyadej wohl auch dazu bewogen haben, seinen Segen für die Putschisten auszusprechen.


Wunsch-Glockenspiele: Zu vier Seiten des goldenen Chedi stehen Ständer, an denen Glöckchen mit Wunschzetteln angebracht werden können. Sie klingen im Wind und helfen, dass die Wünsche an diesem heiligen Ort wahr werden.
Zum Ende 2006 fand die Arbeit der neuen Militärregierung jedoch nicht die breite Zustimmung der Bevölkerung, die sie sich gewünscht hatte. Während die Gegner Thkasins überwiegend in den gebildeteren Bevölkerungsschichten der Städte, v.a. Bangkoks zu finden sind, votiert die Landbevölkerung noch mehrheitlich für Thaksin. Einen Tag vor unserem Abflug nach Bangkok erfahren wir von den Bombenanschlägen, die in der Silvesternacht verübt wurden und drei Todesopfer sowie viele Verletzte, darunter zwei deutsche Touristen, forderten. Die in Sachen Terrorismus als recht sicher geltende Stadt hat damit sozusagen ihre Unschuld verloren, was jedoch angesichts der Lage in Südthailand nicht verwundern muss, zumal bereits vor einem Jahr Informationen zu Anschlagsplänen durch Islamisten in Bangkok bekannt geworden waren. Dennoch hält wenige Tage nach den Anschlägen das Rätselraten an, ob denn nun Islamisten aus den Südprovinzen oder Anhänger des gestürzten Premiers Thaksin für die Gräueltaten verantwortlich seien.

Unser Fahrer erweist sich als Thaksin-Anhänger und meint, man habe "seinen Primeminister" gestürzt. Seitdem würden keine öffentlichen Bauprojekte mehr verfolgt, insbesondere der Hochgeschwindigkeitszug zwischen Bangkok und dem neuen Airport. Und in der Tat, von der Autobahn aus sehen wir den Rohbau einer Eisenbahn-Hochtrasse, an der niemand arbeitet. Die Anschläge verurteilt er, ist aber wie wir der Meinung, das man deswegen der Stadt nicht fernblieben müsse. In Bangkok ist die Gefahr beim Überqueren einer Straße zu sterben um einiges größer und reeller, als Opfer eines Terroranschlages zu werden.


Aufstieg zum Golden Mountain
Am zweiten Tag in Bangkok machen wir uns auf den Weg zu Wat Saket und dem Golden Mount (Pukhao Tong). Zu Fuß verlassen wir unser Hotel (Grand China Prinzess) im Thanon Yaowarat im Herzen Chinatowns und arbeiten uns über die mit Motorfahrzeugen aller Art vollgestopfte New Road (Thanon Charoen Krung) zum Thanon Worachak vor. Es ist mit über dreißig Grad Celsius angenehm warm, einzig die Atemluft schmeckt in diesem Viertel förmlich nach Autoabgasen. Die Bürgersteige sind in einigen Bereichen mit Menschen vollgestopft, die auf dem Boden sitzen und Sachen verkaufen. Geht man die New Road zum Beispiel Richtung Bahnhof Hualampong (was wir am Tag unserer Ankunft gemacht haben), gibt es einen Abschnitt, in dem fast nur Frauen sitzen, die mittels einer speziellen Bindfadentechnik Haare aus dem Gesicht entfernen. In der Nähre ihres westlichen Endes kurz vor Wat Pho ist auf den Bürgersteigen nicht mehr soviel los, dafür muss man sich vor Motorradfahrern in Acht nehmen, die hier gerne dem Stau ausweichen. Bei jeder größeren Straßenkreuzung verwandelt sich das Überqueren der Straßen in ein nicht ungefährlich Abenteuer.

Zwar gibt es auch Ampelanlagen, doch die schaffen noch lange keine ungefährlichen Überquerungsmöglichkeiten für Fußgänger. Wir passen uns dem Verhalten der Einheimischen an und gehen oftmals einfach drauf los, dabei halten wir den Verkehr wachsam im Auge und suchen Blickkontakte zu den Fahrern. Zögerlichkeit ist fehl am Platze, weil die meisten Fahrer die Bewegung der Fußgänger antizipieren und sich drauf einstellen. Dennoch gibt es in Bangkok viele Unfälle mit unzähligen Verkehrsopfern. Die Warnungen, wegen der Bombenanschläge Menschenansammlungen zu meiden, vergessen wir angesichts dieser recht reellen Gefahren schnell. Außerdem würde das in einer Stadt wie Bangkok bedeuten, sich im Hotel einzuschließen und keinen Fuß nach draußen zu setzen.



Blick vom Golden Mount auf Wat Saket und die Stadt
Nach einer Dreiviertelstunde haben wir Wat Saket mit dem Golden Mount erreicht. Der Tempel selbst ist eine weitläufige, palmengesäumte Anlage und der künstliche Berg mit dem goldenen Chedi auf der Spitze ein weithin sichtbares Monument in der Stadt. Der Tempel Wat Saket geht zurück auf den Heerführer Chao Phraya Mahakasatsuk, der ihn Anno 1782 für die "Zeremonie des Haarewaschens" ausgewählt hatte, die bei heimkehrenden Soldaten durchgeführt wurde. Unter König Rama III wurde der Tempel um eine Pagode zu erweitern versucht, die einem Vorbild aus der ehemaligen Hauptstadt Ayutthaya gleichen sollte. Wegen des sumpfigen Bodens scheiterte das Vorhaben zunächst. Erst unter seinem Nachfolger Rama IV konnte das Terrain durch die Aufschüttung von massenweise Sand und Ziegelsteinen stabilisiert werden. Das Fundament konnte so gefestigt werden, das man den entstandenen Berg erweitern und mit einem goldenen Chedi auf der Spitze krönen konnte. Dieser enthält eine bedeutende Reliquie Buddhas und wird daher in hohem Maße verehrt.


Blick vom Golden Mount in Richtung Thonburi
Schon der Aufstieg ist interessant. Der Hügel ist im unteren Bereich umgeben von tropischen Pflanzen. Aus Lautssprechern tönen unablässig buddhistische Texte, die ein Mönch live ins Mikro spricht. An den Wänden hängen Glocken, die man zur Ehre Buddhas anschlägt. Der Aufstieg ist also kein banales Hochgehen, sondern ein spiritueller Akt an sich.

Über einen Minitempel auf der Spitze erreicht man über steile und enge Treppen schließlich die Plattform mit dem Chedi. Mönche und Buddhisten umrunden die vergoldete Spitze im Uhrzeigersinn. Darunter sind viele normale Leute, die ihre Pause im Büro zur kurzen meditativen Einkehr auf dem Golden Mount nutzen. Zu vier Seiten des Chedis stehen Gerüste, in die man Glöckchen hängen kann, die mit Wünschen beschriftet werden und die an diesem heiligen Ort im Wind erklingen. Es ist ein sehr friedlicher und angenehmer Ort, hinzu kommt die famose Aussicht auf die Stadt. Noch vor wenigen Jahrzehnten war der künstliche Berg die höchste Erhebung Bangkoks. Heute haben ihn die zahlreichen Wolkenkratzer längst überrundet.

Das moderne Bangkok am Siam Square


Der Siam Tower am Siam Square. Davor Fussgängerbrücken und die Trasse des Sky-Train.
In Bangkok hält man sich traditioneller Weise häufig in den älteren Stadtvierteln auf, die auf dem Areal liegen, das von Khlong Bang Lampoo und Menam Chao Phraya begrenzt wird. Auf diesem Gebiet liegt die historische Altstadt, auf diese Viertel beschränkte sich das alte Bangkok. Die einst prächtige Hauptstadt des alten Siam wurde 1782 aus strategischen Gründen unter König Rama I von Thonburi auf die andere Flussseite zum Dorf Baan Makok verlegt. Während sich dieser Name bei westlichen Besuchen zum heute gebräuchlichen "Bangkok" wandelte, taufte man das Dorf in Krungthep - mahanakohorn - bowornrattanakosin - mahintarayutthaya - mahadilokpop - noppharatchathani - burirom - udomratchaniwet - mahasthan um("Die große Stadt der Engel, unsterblicher edler Juwel, allmächtig, die lang lebende himmlische Stadt der neuen Juwelen, erbaut von Vishnu-Karma"). In Thailand ist die Kurzform Krung Thep gebräuchlich. Da man sich damals überwiegend per Boot über Kanäle fortbewegte, grub man zur Anlage der Stadt einen großen Kanal, der die Biegung des Chao Phraya Flusses halbreisförmig einrahmte, den heutigen Khlong Bang Lampoo. Von dort errichtete man ein dichtes Netz an weiteren Khlongs sowie die prächtigen Bauten. Mit der Motorisierung der Bevölkerung schüttete man viele der Kanäle wieder zu, so dass in Bangkok nur noch wenige davon übrig sind. Die wenigen verbliebenen spielen verkehrstechnisch keine Rolle mehr, stinken aber zuweilen ein wenig. In Thonburi auf der anderen Flusseite gibt es aber noch vereinzelte Viertel, in denen die Khlongs eine wichtige Rolle spielen. Hier leben die Menschen am und im Wasser.


Blick in den Thanon Phaya Thai
Die Stadt hat sich im Laufe der Jahre gewaltig ausgedehnt. Der Anblick von Krung Thep musste früheren Reisenden regelmäßig den Atem verschlagen haben, so schön und prächtig sah die Stadt aus. Heute verschlägt es den Reisenden auch den Atem, diesmal aber eher wegen der dichten Abgaswolken in den Straßen. Zwar stehen die meisten der prächtigen Bauten noch, werden aber über- und verdeckt von gesichtslosen Wohn- und Geschäftsblöcken sowie jeder Menge Hochhäuser und Wolkenkratzer. Weit außerhalb des historischen Zentrums befindet sich im Viertel Pathumwan ein modernes Einkaufs- und Geschäftsviertel, in dem man seine Konsumbedürfnisse prima ausleben kann. Zwar kann man in den Straßen und zahlreichen Markthallen der Altstadt ebenfalls alles möglich kaufen, nur gibt es in Pathumwan moderne Shopping Malls mit international-großstädtischem Flair und gigantischen Ausmaßen.

Mit dem Taxi machen wir uns auf den Weg ins Einkaufsparadies. Die Fahrt geht von Chinatown aus zum Hauptbahnhof und weiter über den Thanon Rama IV in den Thanon Phaya Thai. Obwohl es also ausschließlich über die Hauptverkehrsachsen der Stadt geht, kommt der Fahrer in den quälenden Staus kaum voran. Wir stehen mehr, als wir fahren. Wir steigen vor der MBK-Mall (Mah Boonkrong Center) aus, wo uns sofort ohrenbetäubender Lärm entgegenschlägt. Irgendetwas wird gefeiert und auf den Bürgersteigen findet ein Friseurwettbewerb statt, zu dem aus vielen Lautsprechern die Kommentare dringen. Wir gehen ins MBK Kaufhaus, um nach kleinen Elektronikartikeln zu sehen. In seinem Inneren befinden sich auf etwa sieben Etagen unzählige kleine Verkaufsstände und Geschäfte, die vor allem Bekleidungswaren und Elektronikartikel (MP3-Player, Handys, Computer etc.) anbieten. Die Menge der Händler ist unüberblickbar und oft finden wir zig Minigeschäfte, die alle die gleichen Sachen anbieten. An den Ständen ist Handeln angesagt, so dass man u.U. recht günstig fortkommt. Ob es sich aber durchgängig um echte Markenartikel handelt, bleibt fraglich. Und so beschränken wir uns auf den Kauf von T-Shirts und Handyzubehör und verlassen die riesige Mall wieder - auch, weil das unüberblickbare Angebot mit der Zeit die Sinne strapaziert. Anschließend wandern wir noch ein wenig durch die Straßen am Siam Square, wo es überwiegend hippe Läden, Boutiquen und Cafés gibt. Wieder zurück im Hotel, genießen wir den abendlichen Ausblick über die Stadt, den wir im 21. Stockwerk von unserem Balkon aus haben. Etwas Luxus muss auch mal sein.


Nächtliches Panorama von Bangkok. Links der Baiyoke Tower II,
mit 304 Metern das höchste Gebäude der Stadt




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