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Abschnitt 6: Bangkok (2)


Wat Phra Kaeo: der goldene Chedi (Phra Siratana), daneben der Chedi Phra Mondop



Wat Phra Kaeo und der Königspalast


Tempelwächterfigur (Kinari)
Zu den wichtigsten, interessantesten und beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt zweifelsohne Wat Phra Kaeo, der Tempel des Königs. Die weitläufige Anlage gehört zum Komplex des Königspalastes und beherbergt außer einer Fülle an kunsthistorischen Kostbarkeiten den Samaragdbuddha, die von den Thai wohl am höchsten verehrte Buddhastatue überhaupt. Erbaut wurde die Anlage ab König Rama I, weitergestaltet dann von den nachfolgenden Monarchen. Wat Phra Kaeo hat die Funktion des Haustempels der thailändischen Könige und wurde erst in jüngerer Zeit dem Publikum geöffnet.

Nach einem Fußmarsch über die New Road erreichen wir zunächst Wat Pho, dann Wat Phra Kaeo, der daran angrenzt. Die gesamte Anlage ist mit einer hohen weißgetünchten Mauer umgeben, über die die Spitzen der Gebäude und Chedis hervorgucken. An einem bewachten Seitenportal steht ein seriös gekleideter Mann und spricht uns an. Der Tempel sei wegen einer Feierlichkeit noch ein paar Stunden geschlossen, meint er. Um uns die Zeit zu vertreiben, schlägt er uns einen alternativen Besichtigungsplan vor und ruft ein Tuk-Tuk herbei. Wir durchschauen das üble Spiel und gehen nicht darauf ein. Freundlich winken wir ab und gehen weiter. Das Hauptportal ist natürlich geöffnet und weit und breit auch keine Feierlichkeit. Schlepper sehen in Bangkok nicht immer wie Halunken aus und schrecken auch nicht davor zurück, Touristen vom Besuch heiliger Stätten abzubringen


Kostbare und aufwändige Verzierungen am Phra Mondop Chedi
Wir passieren die Kleiderkontrolle, da man die Tempelanlagen nur in würdiger Kleidung betreten darf. Mit kurzen Hosen oder schulterfreier Oberbekleidung wird man nicht hineingelassen. Dennoch wundern wir uns später über viele nicht angemessen bekleidete Touristen, die wohl zu Reisegruppen gehören, deren Leiter die Sittenwächter mit ein paar Baht (THB) bedacht haben. Anschließend zahlen wir 250 THB pro Nase Eintrit und stehen gleich darauf staunend inmitten einer asiatischen Sakralarchitektur, die üppiger und prächtiger nicht sein könnte. Herausragend ist die Dreiergruppe aus unterschiedlich gestalteten Chedi (Tempeltürmen), die einen legendären Anblick bietet. Der an erster Stelle stehende Phra Siratana Chedi ist komplett vergoldet und beinhaltet im inneren schwarzen Chedi eine Reliquie Buddhas. Er wurde unter König Rama IV (Mongkut)nach dem Vorbild von Wat Phra Si Sanphet aus Ayutthaya errichtet. Rechts davon befindet sich der mit aufwänigen Glasmosaiken und vergoldeten Schnitzereien überzogene Phra Mondop Chedi, in dessen verschlossenem Inneren sich die heiligen Originalschriften des Theravada-Buddhismus befinden (die Tripitakka). Den Abschluss der Reihe bildet das Königliche Pantheon (Prasat Phra Dhepbidorn) mit Statuen der früheren Könige aus der Chakri-Dynastie, das als königliche Ahnenkultstätte dient.

An diesen Gebäuden vorbei, die allesamt auf einer höhergelegenen Terrasse stehen, gelangen wir zum Königlichen Kloster des Smaragdbuddha, das als königlicher Haustempel keine Mönche und Klosterzellen besitzt. Das Gebäude ist das größte des heiligen Bezirks und mit verschwenderischen und kostbaren Verzierungen überzogen. Es steht leicht erhöht auf einer rechteckigen Marmorplattform, die den allerheiligsten Bereich nach außen hin abschließt. Man zieht seine Schuhe aus und betritt den etwas düsteren Innenraum, in dem das Fotografieren verboten ist. Innen setzt man sich auf einen Teppich, wobei darauf zu achten ist, dass dem Altarbereich nicht die Füße entgegengestreckt werden.


Das Königliche Pantheon
Der Smaragdbuddha sitzt in einem Schrein auf einem sieben Meter hohen Altar, der faktisch einen traditionell thailändischen Thron darstellt. Alles ist aufs Üppigste verziert und die Atmosphäre im Tempel geprägt von aufrichtiger Ehrfurcht und Andacht. Die Wände zieren Malereien vom Leben Buddhas und neben sowie vor dem Altaraufbau befinden sich insgesamt drei weitere Buddhafiguren von hoher Bedeutung. Der Smaragdbuddha ist selbst allerdings mit 66 cm Höhe recht klein und wirkt oben auf seinem Thron eher putzig. Er ist gekleidet mit einem Mäntelchen, das dreimal im Jahr, abhängig von der Jahreszeit, durch den König ausgetauscht wird.

Die Figur wurde erstmals im Jahre 1434 in einem Stupa in Chiang Rai entdeckt. Sie war mit Gips überzogen und sah daher aus wie eine gewöhnliche Buddhastatue. Als der Gips zufällig abbröckelte, trat das darunter liegende grüne Material zutage, das man zuerst für Smaragd hielt. In Wahrheit handelt es sich um grüne Jade; aufgrund ihrer Farbtiefe und des besseren Klangs setzte sich aber der Name Smaragdbuddha durch. Bis 1468 bewahrte man die Figur in einem Tempel in Lampang auf und brachte sie anschließend ins nordthailändische Chiang Mai. Ein laotischer Königssohn transportierte sie schließlich nach Vientiane wo sie 266 Jahre, bis zur kompletten Zerstörung der Stadt durch König Rama I verweilte. Letzterer holte sie nach Bangkok und brachte sie zunächst in Wat Arun unter. Später fand der Smaragdbuddha in Wat Phra Kaeo seinen endgültigen Ehrenplatz.

Der Königspalast


Blick über den Ziergarten auf die Aufbewahrungshalle (Dusit-Gruppe). Links ein Rest des Palastes der Chakri-Gruppe.
Nach dem Besichtigen des Tempelbezirks gehen wir durch ein Tor zum Königspalast (Grand Palace). Das Palastareal ist zehnmal so groß, wie der Heilige Bezirk und in einen inneren und äußeren Bereich aufgeteilt. Nur der äußere Bereich ist zu besichtigen. Der größte Teil der Palastgebäude wurde Mitte bis Ende des 19-ten Jahrhunderts errichtet und wirkt entprechend modern bis gar europäisch. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil stammt aus der Zeit Rama I, der den Palast König Taksins auf der Thonburi-Seite nach der Verlegung der Hauptstadt nicht weiter nutzen wollte. Hierzu zählt nur die Maha Montien Gruppe, die als Gebäudeensemble die Audienzhalle von Amarinda, den Paisal-Krönungssaal sowie die Königliche Residenz umfasst. Die letzten beiden Gebäude sind für Besucher geschlossen, einzig die Audienzhalle ist zu besichtigen. In ihr beeindruckt der reich verzierte Thron mit seinem neunfach gestaffelten Schirm. Dahinter befindet sich der bootsförmige ehemalige Thron, der nun als Altar fungiert.

Es folgt die Chakri-Gebäudegruppe, vor der sich ein sehenswerter asiatischer Ziergarten mit Zwergbäumchen und Skulpturen befindet. Das Ensemble wurde 1867 von einem englischen Architekten im neoklassizistischen Stil errichtet und wirkt deshalb recht europäisch. Durch einen Seiteneingang im Palast gelangt man in ein kleines Waffenmuseum, an dem wir jedoch vorbei gehen. Auch die Sammlungen und den Thronsaal im Inneren lassen wir mangels Interesse aus. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenken wir der anschließenden Dusit Gruppe, die wiederum sehr alte und berühmte Gebäude aufweist. Zuerst besichtigen wir die kleine Umkleidehalle, in der König Mongkut (Rama IV) seine Zeremonialgewänder ablegte, bevor er die Audienzhalle betrat. Der Bau steht erhöht auf einem Sockel, im Inneren befindet sich jedoch außer reichen Verzierungen wenig Interessantes. Das letzte Gebäude, die Aufbewahrungshalle, wurde von König Rama I als Krönungs- und Empfangshalle gebaut. Es enthält einen ebenfalls mit einem neustufigen Schirm geschmückten Thron, hinter dem sich die ehemaligen Privatgemächer befinden.

Im Anschluss an den Palastbezirk besuchen wir noch das Wat Phra Kaeo Musuem, das allerdings nur für kunsthistorisch Vorgebildete interessant sein dürfte. Insgesamt ist für uns der Gran Palace weniger sehenswert, als Wat Phra Kaeo, was wohl daran liegt, dass die Symbole weltlicher Herrschaft weniger exotisch und geheimnisvoll anmuten, als die der geistlichen Herrschaft - jedenfalls in buddhistischen Ländern (natürlich bleibt klar, dass die Ausübung politischer Herrschaft, gestützt durch religiöse Herrschaft, nur schwer mit Buddhas Lehre vereinbar ist).


Vorplatz der Dusit-Gruppe. Blick zum Phimanchaisri-Tor


Auf dem Menam Chao Phraya

Wat Arun


Wat Arun
Wenn man die Wahrzeichen Bangkoks auflistet, steht Wat Arun an oberster Stelle. Der Grund dafür ist natürlich die imposante optische Erscheinung des alten Tempels mit seinem weithin sichtbaren Prang (Chedi im Khmer-Stil), der den heiligen Berg Meru symbolisieren soll. Weil er in Thonburi direkt am Ufer des Chao Phraya in exponierter Lage steht, ist er zudem bestens zu sehen und dominiert mit seiner Größe und Form diesen Teil des Flusslaufs. Wat Arun ist ein sehr alter Tempel und stammt aus jener Zeit, als es die neue Hauptstadt Bangkok noch nicht gab. Früher hieß er Wat Makok ("Tempel der Oliven") und wurde von König Taksin, der das schon damals baufällige Gebäude renovieren ließ, in Wat Arun ("Tempel der Morgenröte") umbenannt. Er funktionierte das Areal in seinen Regierungsbezirk um, ließ einen Palast errichten und schickte die Mönche fort, da der Tempel fortan an als königlicher Haustempel fungieren sollte. Rama I brachte später den Smaragdbuddha in Wat Arun unter. Unter Rama II wurde der Temepl erneut restauriert, wobei der Prang auf seine heutigen 86 Meter erhöht wurde.


Tragende Dämonenfigur am unteren Teil des Prang
Von Wat Phra Kaeo ist der Weg nicht weit zu Wat Arun, der genau neben der Anlegestelle der Pendelfähre auf der Thonburi-Seite liegt. Wir laufen die Maharat Road entlang und finden einen Wegweiser zu Tha Tien, dem Pier der Pendelfähre. Weil der Fluss an beiden Seiten nahezu völlig zugebaut ist, lassen sich die Ablegestellen der Fähren und Expressboote nicht ohne weiteres finden. Man folgt den Schildern auf dem Bürgersteig und kommt oft in markthallenähnliche Gänge und Gassen, an deren Ende dann, zwischen Garküchen und Verkaufsständen, die Piere sind. Für die Fähre auf die andere Seite zahlen wir stolze drei (!) THB, also sechs Eurocent.

Der Eintritt in Wat Arun beträgt 20 THB und hat eher den Charakter einer Spende für den Erhalt des Bauwerks. Auf dem Tempelgelände stehen viele Gebäude; in einigen von ihnen ist eine Schule untergebracht, in der buddhistische Mönchsnovizen mit dem Schriftstudium beschäftigt sind. Wir gehen zu Phra Prang und bestaunen die filigranen Verzierungen des riesigen Tempelturms, die aus der Ferne nicht zu beobachten sind. Über steile Treppen gelangt man auf mehrere Ebenen, auf denen man den Prang rituell umrunden kann und nebenbei einen schönen Blick über den Fluss erhält. Leider sind die oberen Etagen geschlossen. Immer wieder erstaunt uns der Detailreichtum der Verzierungen und Figuren, die Phra Prang schmücken. Der Prang selbst ist umgeben von vier kleineren Prangs sowie vier reich verzierten Mondop, kastenförmigen Bauten. Lange schauen wir uns das Bauwerk an, bevor wir mit der Pendelfähre wieder nach Tha Tien übersetzen. Zu Fuß geht zurück ins Hotel im Herzen Chinatowns.


Der Phra Prang von Wat Arun


Auf der ersten Ebene des Prang


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