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Radreise Lübeck - Nordkap: Tag 14 - 17

Tag 14 (30.6.): Ludvika - Siljansnäs

106,66 Km, Vav 18,9 km/h, Vmax 40,3 km/h, Gesamtsteigung: 517 m, Gesamtgefälle: 503 m, Gesamtkilometer: 1265,98 km

14 - 18 °C

Sanitäre Wegweiser auf dem Weg nach Borlänge
Bei trübem Wetter mache ich mich früh um 8.30 Uhr auf die Socken. Zunächst radele ich auf der Fernstraße 50 weiter bis Borlänge, wozu es auch hier keine passable Alternative gibt. Die gut ausgebaute Straße lässt sich einigermaßen gut beradeln, bis das berüchtigte 2-1-Spurwechselsystem beginnt. Hierbei wechseln sich über bestimmte Distanzen jeweils zwei Spuren in der einen mit nur einer Spur in der Gegenrichtung ab.

Eigentlich nichts Ernstes, würden nicht Leit-Drahtseile die Spuren gegeneinander und zum Fahrbahnrand hin abgrenzen. Sobald ich auf einem Abschnitt mit nur einer Spur bin, habe ich nicht nur keinen Randstreifen zur Verfügung, sondern kann Dank der Drahtseile nicht einmal nach rechts ausweichen, sollte es mal eng werden - und das wird es regelmäßig, sobald ich von einem LKW überholt werde. Man sollte die verantwortlichen Verkehrsplaner mal mit dem Rad über ihre intelligenten Straßen jagen, dann würden sie einen solchen Mist vielleicht nicht mehr verzapfen..





Einkaufszentrum in Borlänge
Nach einer Stunde Nervenkitzel erreiche ich schließlich Borlänge, sehe von der Stadt aber kaum mehr, als das architektonisch markante Einkaufszentrum "Kupolen". Weiter geht es über die Fernstraße 70 in Richtung Leksand / Siljansee. Diesmal ist die Straße mit einem breiten Seitenstreifen versehen, auch bläst der Wind von hinten und beschert mir so jede Menge Fahrspaß.

Bei Leksand biege ich auf die "Siljanuferstraße" ab und werde Zeuge eines für diese Gegend typischen Schauspiels. Es ist Samstag und in Leksand und Umgebung findet eine Art Parade für alte Amischlitten statt. In den ländlichen Gegenden Mittelschwedens ist das Restaurieren und Umherfahren dieser alten Benzinschleudern ein beliebtes Hobby - und heute Leksand sein Zentrum. An den Straßen sitzen hunderte Leute in Stühlen und schauen zu, wie die Oldtimer an ihnen vorbei ziehen. Die alkoholisierten Besatzungen der Kisten freuen sich, während ihnen die Zuschauer zujubeln. Mitten in diese Szenerie gerate ich mit meinem Reiserad. Aber auch mir wird zugewunken, was mich ebenfalls mächtig freut.

Nach einigen recht idyllischen Kilometern erreiche ich schließlich das winzige Siljansnäs und quartiere mich im hiesigen Campingplatz ein, wo ich in Ermangelung eines Geschäftes von meinen Vorräten leben muss. Schnell baue ich das Zelt auf, denn es beginnt mal wieder zu regnen.


Arm des Siljan-Sees

Tag 15, (1.7.): Siljansnäs - Mora

70,00 Km (davon 20 km Rumradeln in der Stadt), Vav ?, Vmax 40,3 km/h, Gesamtsteigung: 230 m, Gesamtgefälle: 230 m, Gesamtkilometer: 1335,98 km

  20 - 23 °C

Kirche von Mora
Weil sich meine Isomatte immer weiter auflöst, beglücke ich mich mal mit einer kurzen Etappe. In Mora gibt es ein Intersport-Geschäft, in dem ich sicher Ersatz finde. Weil jedoch Sonntag ist, hat der Laden geschlossen, was mich zwingt, in Mora zu übernachten.

In der Nacht hat es oft geregnet, doch zum Glück ist es nach dem Aufstehen trocken. Es sieht sogar danach aus, dass die Wolkendecke immer weiter aufreist und Platz für die schon länger vermisste Sonne macht. Über eine zwar hügelige, aber trotzdem gut zu beradelnde Straße umrunde ich das Südufer des Siljansees. Obwohl er in unmittelbarer Nähe ist, bekomme ich ihn an keiner Stelle zu Gesicht. Zu dicht sind die Wälder zwischen Straße und Wasser.

Bei Ryssa radele ich ein erstes Mal auf der E45. Ich bin gespannt, wie die Verkehrsdichte ausfällt, denn ab Mora werde ich ausschließlich den Inlandsvägen benutzen. Weil Sonntag ist, ist nicht viel los. Allerdings gibt es auch keinen Seitenstreifen, was, wie ich später erfahren werde, bis zur Grenze nach Finnland nicht der Fall sein wird.


Altstadtgasse in Mora
Mora (20.000 EW) ist eine nette Kleinstadt und eine Haupt-Einkaufstadt der Provinz Dalarna. Es gibt eine kleine Einkaufsstraße, eine kleine Altstadt mit verwinkelten Gassen, einen großen Systembolaget sowie einen großen Campingplatz, auf dem ich mein Zelt aufschlage (günstiger Preis und gute Ausstattung!). Außerdem ist Mora der Zielort des Wasalaufs, der größten Skilanglauf-Veranstaltung Schwedens. Eigens dafür gibt ein Wasalaufhaus mit Museum und Denkmal.

Weil ich noch viel Zeit habe, erkunde ich anschließend den Ort ausgiebig und hole im Touristbüro jede Menge Informationen ein. Am Abend führe ich noch ein motivierendes Telefongespräch mit Claudi und lege mich anschließend zufrieden ins Zelt. Das Wetter hat sich noch ein wenig gebessert und lässt hoffen, dass der Sommer auch in Mittelschweden endlich ankommen möge.

Tag 16, (2.7.): Mora - Sveg

141,43 Km, Vav 17,2 km/h, Vmax 38,5 km/h, Gesamtsteigung: 587 m, Gesamtgefälle: 576 m, Gesamtkilometer: 1477,41 km

   21 - 24 °C

Das endlose Asphaltband der E45
Einkaufen und Kilometerfressen lautet die Devise dieses Tages. Ich wache wie immer früh auf, kann mir aber mit Aufstehen und Zeltabbau viel Zeit lassen. Der Intersport-Laden öffnet erst um zehn Uhr, so lange muss ich mindestens warten. Als es soweit ist, radele ich in die Stadt und durchstreife das Geschäft nach Isomatten. Zu meiner Zufriedenheit werde ich fündig und kaufe wieder ein Modell der Firma Therm-a-Rest, obwohl mich das vorige trotz lebenslanger Garantie ausgerechnet am Beginn dieser langen Radreise im Stich gelassen hat. Schlimmer noch, weil ich die kaputte Matte nicht mit mir rumschleppen kann, kann ich ohne Beweismittel auch nicht die Lifetime-Waranty in Anspruch nehmen.

Mit neuer Matte und gemischten Gefühlen geht es am späten Vormittag auf die E45, die in Höhe Mora noch nicht allzu entspannt zu befahren sein soll. Bis Orsa unterscheidet sich die Verkehrsdichte auch kaum von jener auf bisherigen Straßen. Einige Kilometer hinter Orsa wird es, zumindest scheint es so, ein wenig ruhiger. Die E45 ist durchaus hügelig und nicht arm an langen und zermürbenden Anstiegen. Zum Ausgleich bin ich ein erstes Mal von der Bürde befreit, zur Orientierung ständig in die Karte schauen zu müssen. Bis zum Nordende Schwedens werde ich nur noch diesem endlosen Asphaltband folgen und mich nicht mehr um den Weg kümmern müssen. Mit diesem Gedanken im Kopf fahre ich bis frühen Abend hinein und erreiche müde das kleine Örtchen Sveg (2.300 EW). Bei mittlerweile recht gutem Wetter baue ich mein Zelt auf und schlafe noch weit vor Mitternacht ein.

Tag 17, (3.7.): Sveg - irgendwo bei Fåker

132,44 Km, Vav 17,0 km/h, Vmax 42,3 km/h, Gesamtsteigung: 623 m, Gesamtgefälle: 594 m, Gesamtkilometer: 1609,41 km

   21 - 24 °C

Nichts als Wälder und der Inlandsvägen....
Kurz nach dem Aufwachen fallen tatsächlich Sonnenstrahlen auf das Zelt, und es wird schnell warm innen. Schnell schaufele ich mein Wassermüsli in mich hinein, packe das Gerödel zusammen und mache mich auf den Weg. Der Verkehr wird nördlich von Sveg deutlich weniger, wenn auch die häufigen Holztransporte mit der Zeit ein wenig auf die Nerven fallen.

Das Landschaftsbild, das ich über unzählige Kilometer vor Augen habe, gleicht dem des Vortages ziemlich genau: Wälder links, Wälder rechts, dazwischen der Asphalt der E45. Wie um mich abzulenken, begleiten mich ein paar dicke Fliegenviecher, die selbst bis Tempo 30 mithalten können. Ich weiß nicht, ob sie stechen können, nehme es aber an und versuche, sie zu verscheuchen (nach mündlichen Auskünften handelt es dabei um Stechfliegen, die sehr unangenehm werden können).

Weil mir am späten Nachmittag die Motivation zu einer Gewaltetappe bis Östersund fehlt, baue ich mein Zelt irgendwo in der Nähe von Fåker am Ufer eines Sees auf. In Sveg habe ich in weiser Voraussicht meine Vorräte aufgestockt und kann mir ein leckeres Abendessen brutzeln. Das Wetter hat sich sichtlich gebessert und ein Feierabendbier würde den Tag perfekt ausklingen lassen - doch leider lässt sich das hier in der mittelschwedischen Einöde nicht auftreiben. Beim Kochen bemerke ich zudem ein weiteres Zeichen für die zunehmende nördliche Breite. Ein erstes Mal muss ich mich mit Mückenlotion einreiben, um den zahllosen Plagegeistern den Appetit zu verderben. Auch kann ich bis Mitternacht ohne Stirnlampe lesen.


Touristeninfo in Östersund

Route

  • Tage 14 - 17


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