Radreise Baltikum - Süd-Skandinavien, Tag 26 - 29: Mörkö - Nyköping - Söderköping - (Götakanal) - Norrsholm

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Tag 26 (11.8.): Mörkö - Nyköping

64,00 Km, Gesamtkilometer: 1.460,61

  20 - 24 °C


Auf Mörkö
Nicht jede Etappe muss aufregend sein. Heute geht es von Skansund auf Mörkö nach Nyköping, und zwar durch überwiegend agrarisch geprägte Landschaften. Viel zu sehen gibt es nicht, allerdings dienen diese und die nächste Etappe nur dem Zweck, den Götakanal zu erreichen. "Unvermeidliche Streckenergänzung" oder so ähnlich würde es in den Radreiseführern heißen.

Und so machen wir wir uns bei schönem Wetter auf dem Weg. Zunächst durchqueren wir die ruhige Insel Mörkö, wo wir kaum einer Menschenseele begegnen. Doch Menschenseelen zeigen sich Radreisenden überwiegend als Insassen motorisierter Blechkästen. Und deren Zahl nimmt leider wieder zu, nachdem wir die Insel über einen winzigen Sund verlassen haben.

In Vagnhärad legen wir eine Pause ein und stärken uns mit Pizza und Kaffee. Weiter geht es halbwegs parallel zu E4 auf der alten Trasse der Europastraße, wo zum Glück kaum Verkehr herrscht. Durch mäßig interessante Landschaften radeln wir so auf Nyköping zu, das wir gegen Nachmittag erreichen.

Weil der Campingplatz zu weit außerhalb liegt, quartieren wir uns im örtlichen Scandic-Hotel ein - das direkt an der Fußgängerzone und in unmittelbarer Nachbarschaft des Systembolaget liegt. Auch hier können unsere Räder in einer verschlossenen Abstellkammer sicher die Nacht verbringen.




Nur ein kleiner Sund trennt Mörkö (re.) vom Festland (li.)


In Schweden stehen Kirchen oft weit außerhalb der Dörfer (k:a = Kyrkan = Kirche)


Nyköping, Fußgängerzone

Tag 27, 12.8.: Nyköping - Söderköping

72,86 Km, Gesamtkilometer: 1.533,27 km

  22 - 27 °C


Es geht zur Sache...
Im Gegensatz zu gestern steht heute mehr Abwechslung auf dem Programm. Denn um nach Söderköping zu kommen, haben wir einen unangenehmen Höhenzug vor uns. Danach dann das flache Vikbolandet zur Erholung.

Gegen 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. Der erste Streckenabschnitt verläuft problemlos. Rückenwind pustet uns förmlich nach Jonåker, wo wir uns in einem kleinen Supermarkt mit Getränken versorgen. Zu den üblichen Mondpreisen, versteht sich - wobei man in dem Laden nicht einmal Mineralwasser führt. Einzig zuckerhaltige Limonaden gibt es, aber immerhin besser als nichts.

In südlicher Richtung radeln wir nun auf den Bråviken zu, einen fjordähnlichen Ostseearm, der bis nach Norrköping reicht. Dabei haben wir nicht nur keinen Rückwind mehr, sondern müssen einen waldreichen Bergrücken überwinden. Dieser kündigt sich in Tallbacken auch gleich mit einem heftigen Anstieg an, der uns in die kleinsten Gänge zwingt. Die anschließenden 20 Kilometer bestehen aus einem heiterem Auf und Ab, wobei es selbstredend mehr Steigungen gibt, als Gefällstrecken. Am Ende des Abschnitts geht es schließlich wieder rasant nach unten, und zwar auf Meereshöhe. Hier wartet bereits die Pendelfähre hinüber auf die flache Halbinsel Vikbolandet.


Auf dem Bråviken
Radfahren macht hier wieder gehörig Spaß. Es gibt kaum Verkehr, und die Topographie erinnert ein wenig an die nordfriesische Marschlandschaft. So kurbeln wir zügig auf Söderköping zu, in das wir am späten Nachmittag einrollen. Unser Zelt errichten wir auf dem Campingplatz Skeppsdocka direkt am Götakanal.

Im Gegensatz zu vielen anderen schwedischen Klein- und Mittelstädten besitzt Söderköping (7.000 EW) einen sehenswerten mittelalterlichen Kern mit lauschigen Häuschen und gemütlichen Gässchen. Leider führt die unsägliche E4 mitten hindurch, was dem Idyll ein wenig abträglich ist. Den Abend verbringen wir mit einer kleinen Ortsbesichtigung, inclusive der obligatorischen Pizza in einem günstigen Lokal.






Söderköping


Götakanal in Söderköping


Skulptur "Rabbit Crossing" am Götakanal

Tag 28, 13.8.: Söderköping - Norrsholm / "Slussen-Brådtom"

41,00 Km, Gesamtkilometer: 1.574,61 km

  20 - 24 °C


Der Götakanalweg, wo er noch gut zu beradeln ist
Es gibt Gerüchte über Dinge, die häufig nicht der Wahrheit entsprechen. Sagen und Mythen, die durch die Köpfe der Menschen wabern, ohne viel mit der Realität zu tun zu haben. Dazu gehört auch die Mär vom schönen Götakanal-Radweg, über den man das Land auf angeblich so sehenswerte wie angenehme Weise von Ost nach West durchqueren könne, dass es die pure Freude sei. Dieser Weg gehört zu den Must-Do's eines Radreisenden, der tunlichst nicht eher sterben darf, bevor er ihn einmal im Leben beradelt hat. Um es schonmal vorweg zu nehmen: viel ist an diesen Gerüchten nicht nicht dran.

Aber das wissen wir noch nicht, während wir unser Zelt abbauen und uns blauäugig auf den Weg machen. Wir freuen uns sogar darauf, endlich mal den berühmten Götakanal-Radweg zu bereisen. Wir stellen uns vor, auf einem schönen ruhigen Schotterweg gemütlich am Kanal und einigen Seen entlang zu radlen, abseits des nervenden Verkehrs und verschont von Anstiegen und ähnlichen Mühseligkeiten.

Auf den ersten fünfzehn Kilometern ist das auch durchaus der Fall. Unbeschwert radeln wir durch ein sinnliches Naturidyll. Vereinzelte Gutshöfe tauchen auf, mal Schafweiden, mal Äcker, doch sonst herrscht Natur pur. Kleine Schiffe dümpeln auf dem grünlich schimmernden Wasser. Man winkt sich zu und erfreut sich an der schönen Landschaft und dem schönem Wetter.


Eine der typischen Schleusen am Kanal
Doch dann kommt die Ortschaft Snöveltorp am Åsplangen-See. Durch ihn wird der Kanal geleitet, doch leider gibt es keinen Radweg an seinem Ufer. Wohl zum einen, weil dort ein Golfplatz liegt, wohl zum anderen, weil dort auch sonst wenig Platz ist. Also leitet man den Radverkehr um den See herum. Aber nicht auf passablen Wegen. Nein, es geht erstmal mächtig bergauf (>10%), und dann hinein ins Vergnügen in Form der umliegenden Wälder. Die Wegequalität nimmt rapide ab, grober Schotter knirscht unter unseren Laufrädern. Heftige Anstiege und Gefällstrecken wechseln sich ab, und gelegentlich behindert tiefer Sand das Fortkommen. Eine ideale Strecke für Mountainbiker, keine Frage. Aber völlig ungeeignet für beladene Reiseräder.

Und so werden wir eine gefühlte Ewigkeit kreuz und quer über miese Waldwege geleitet, nur um einen knapp fünf Kilometer langen Kleinsee zu umaradeln. Die Krönung schließlich kommt am Ende der Ärgerstrecke: Hier heißt es, über ein enges Schleusentor auf die andere Kanalseite zu gelangen. Keine Chance mit beladenen Reiserädern. So müssen wir das komplette Gepäck abnehmen und alles einzeln hinüber bugsieren. Spaß macht das nicht. Und schon garnicht nach den vergangenen Holperwegen.


Da kommt Freude auf
Wenigstens verlaufen die paar Kilometer bis Norrsholm an der Ostspitze des Roxen-Sees ohne weitere Zwischenfälle. Leider gibt es hier keine Unterkunft für uns. Aber immerhin hilft man uns im örtlichen Wandererheim "Captain Bille" sehr freundlich weiter und vermittelt uns ein Zimmer im Bead an Breakfast "Slussen-Brådtom", durch das wir vor einer halben Stunde geradelt sind. Also kehren wir wieder um und beziehen dort eines der alten Häuschen, in denen die Betten untergebracht sind.

Dabei haben wir Glück, denn unser Zimmer ist das einzige freie in weiteren Umgebung. Die nette Herbergswirtin quartiert uns in einem alten Häuschen ein, von sie sagt, es sei das älteste der ganzen Gruppe. Es besteht komplett aus schwarzgeärgertem Holz und hat die Eigenschaft, sämtliches Licht zu absorbieren. So verbringen wir die Nacht in der altbackenen Pseudogemütlichkeit eines schwarzen Lochs am Rande des Göta-Kanals.




Die Wegequalität des "Cykelled" begeistert...


Der Radweg führt allen Ernstes über dieses Schleusentor (Foto: C. Santamaria)


Räder und Gepäck müssen einzeln hinüber gebracht werden (Foto: C. Santamaria)

Tag 29, 14.8.: Norrsholm - (Bootsfahrt über Roxen-See) - Borensberg

31,04 Km, Gesamtkilometer: 1.605,65 km

  20 - 24 °C


Auf dem Cycelbåten über den Roxen
Weil der Götakanal einige der südschwedischen Seen durchquert, wird jedes dieser Gewässer zu einem Hindernis auf dem begleitenden Radweg. Man kann die Seen umfahren, oder aber, wie im Falle des langgestrecketen Roxen, ein Fahrradboot nehmen. Dieses bringt müde Reiseradler für einen schwedisch-stolzen Preis von Norrsholm nach Berg, wo der Kanal auf der anderen Seeseite anschließt. Wir haben von dem Boot erfahren und wollen es aus Zeit- und Erlebnisgründen nutzen. Doch in der kleindörflichen Einöde ist es recht schwierig, die entsprechenden Informationen zu erhalten. Auch hier half uns gestern der Chef von "Captain Bille" weiter und bestellte den Bootsmann für den heutigen Tag.

Nun stehen wir an der Mündung des Kanals in den See und warten. Uns ist mulmig zumute, denn wir sind die einzigen Passagiere. Je mehr Mitfahrer, desto geringer der Preis, lautet die Regel. Und der Grundpreis liegt bei stolzen 900 Kronen, etwa 90 Euro. Zur vereinbarten Zeit läuft das blecherne "Cykelbåten" ein. Der Captain geht runter mit dem Preis auf 600 Kronen. Wir willigen ein. Schnell werden die Räder in den Kahn gehievt und festgezurrt, und schon geht es mit rasantem Tempo über den Roxen. 45 Minuten später erreichen wir Berg mit seiner siebenstufigen Carl-Johans-Schleuse.


Auf dem Cycelbåten
Auf den weiteren Kilometern bis Borensberg zeigt sich der Götakanal von seiner eher eintönigen Seite. Dröge zieht er sich durch die Östgöta-Ebene und kommt daher, wie der Elbe-Nordsee-Kanal oder ein ähnlicher Vertreter durchschnittlicher Schifffahrtswege. In Borensberg quartieren wir uns schließlich auf dem örtlichen Campingplatz ein und beziehen dort eine Hütte für sage und schreibe 500 Kronen (50EUR) - man gönnt sich ja sonst nichts...








Das Fahrradboot


Die siebenstufige Carl-Johans-Schleuse in Berg


Eintönigkeit zwischen Berg und Borensberg

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